Könnte RWE mehr tun? „Quecksilber ist keine Johannisbeer-Marmelade“

Neurath · „Das RWE nimmt alle Umweltthemen sehr, sehr ernst. Die Emissionen, die aus unseren Kraftwerken kommen, gefährden keinen Menschen in deren Umgebung.“ Dem scheidenden Kraftwerks-Direktor Eberhard Uhlig ist bei diesen Worten anzumerken, wie emotional wichtig ihm diese Sache ist.

Hans-Christian Markert wünscht sich aber noch mehr.

Wie sehr er für die Reputation „seiner Kraftwerke“ eintritt. Und doch: Grünen-Politiker Hans Christian Markert fordert das RWE erneut auf weiter zu gehen, „als das, was man ohnehin machen muss.“

Eberhard Uhlig: „Das RWE tut wirklich alles.“

Konkret geht es um das Quecksilber, das durch die RWE-Schlote in die Luft geblasen wird. „2012 waren es im ,Rheinischen Revier’ 1.500 Kilogramm“, nennt Markert Zahlen. Und weiter: „Das ist nicht so wenig. Und Quecksilber ist keine Johannisbeer-Marmelade.“

Doch der Reihe nach: Quecksilber ist als Spurenelement auch in der Braunkohle enthalten. Bei der Verbrennung wird es freigesetzt. Allerdings werden – so Uhlig – durch den Einsatz von E-Filtern und Wäschern 90 Prozent des Schwermetall aus der Abluft herausgewaschen, mit der Konsequenz: „Die Grenzwerte werden von allen Kraftwerken des RWE eingehalten. Und wir weisen das auch nach“, so Eberhard Uhlig wörtlich.

Mehr noch: Auch die verschärften EU-Vorgaben, die 2019 in Kraft treten sollen, werden heute schon eingehalten. „Bei uns gibt es keine Quecksilber-Verschmutzung, wie sie in den USA in gewissen Gebieten zu verzeichnen ist“, so der Kraftwerks-Direktor, der verstärkend nachschiebt: „Gesundheitstechnisch haben wir kein Problem, international sind wir Vorreiter. Das Ganze wird zum Politikum gemacht, weil man damit im Kampf gegen die heimische Braunkohle Leute mobilisieren kann“.

Einer der Politiker, die das Quecksilber-Thema immer wieder (zum Beispiel auch im zurückliegenden Landrats-Wahlkampf) ansprechen, ist „HC“ Markert. Er zweifelt dabei gar nicht daran, dass „das RWE die Grenzwerte vermutlich einhalten“ wird. Gleichzeitig erwartet er aber vom Energie-Riesen, dass er „weitergeht als das, was man ohnehin tun muss“.

Immerhin werde freies Quecksilber von Mikroorganismen in Methyl-Quecksilber umgewandelt und das sei ein starkes Nervengift. Auf der anderen Seite gebe es ein von „Steag“ und Professor Vosteen entwickeltes Verfahren, bei dem durch Bedampfen der Braunkohle mit Bromid später in der

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schen werden könnte, so Markert. Diese Technik aus Nordrhein-Westfalen käme in den USA übrigens schon zum Einsatz.

„Das wäre ein Invest fürs gesamte ,Rheinische Revier’ von einem einstelligen Millionen-Betrag“, weiß Markert. Und er spricht von „einer fairen Bitte an das Unternehmen, Technik made in Nordrhein-Westfalen zum Wohle der Bürger zum Einsatz zu bringen“.

„Solche Themen bleiben beim RWE nicht in der Schublade liegen“, kontert der Kraftwerks-Direktor. Natürlich forsche man, was man noch besser machen könne. „Dass wir so viele Anstrengungen unternehmen – und dass wir auch so gut sind – interessiert die Braunkohle-Gegner aber nicht“, so Uhlig betroffen.

Und er weist als Beispiel auf die „Abgasfahnen-Erhöhung“ hin: Direkt in den Kühltürmen wird mittels Thermik-Einrichtung dafür gesorgt, dass die Dampfschwaden höher aufsteigen, sich weiter vermischen und die Belastung der Nachbarn noch mal reduzieren.

(Kurier-Verlag)