Der Verein „Historisches Wevelinghoven“ Als die „Kaiserlichen“ vor Wevelinghoven untergingen

Wevelinghoven · Der Verein „Historisches Wevelinghoven“ hat sich von Beginn an den roten Faden „Erinnern – Markieren – Vernetzen“ als Ziel gesetzt. Jetzt wurde die zweite Markierung gesetzt: Sie soll an die „Lievendaels“ erinnern, die in grauer Vorzeit mit den „Herren von Wevelinghoven“ um die Vorherrschaft wetteiferten.

Auf dem Bild sind zu sehen (von links): Armin Mohren (Geschäftsführer), Ralf Rosenberger (Vorsitzender), Magda Hoer (Schatzmeisterin) und Nikolai Dohlen (Vize-Vorsitzender).

Auf dem Bild sind zu sehen (von links): Armin Mohren (Geschäftsführer), Ralf Rosenberger (Vorsitzender), Magda Hoer (Schatzmeisterin) und Nikolai Dohlen (Vize-Vorsitzender).

Foto: Rosenberger

Ein überwachsener Hügel auf der heutigen Insel im „Stadtpark zu Wevelinghoven“ ist mit der Bezeichnung „Wüstung“ als Bodendenkmal in die Grevenbroicher Denkmalliste eingetragen. Dafür, dass dies keine natürliche Erhebung ist, liegen etliche historische Dokumente vor.

In alten Schriften findet sich die Bezeichnung „Burg Lievendal“. Wie Notar Friedrich Schmitz zu erzählen wusste, haben die beiden Geschlechter der Herren von Wevelinghoven und die von Lievendal um die Vorherrschaft an diesem Stück der Erft gerungen. Die Grenze zwischen beiden Anwesen soll im Bereich der historischen Apotheke gelegen haben.

Irgendwann ging es für die Löwentaler aber wirtschaftlich drastisch bergab; sie verarmten und mussten am Ende alles an die Herren von Wevelinghoven abtreten, die anschließend der Burg und dem Ort ihren Namen gaben.

Die „Karte der Reichsherrschaft Elsen“ weist die Burg der Lievendaler aus

Die „Karte der Reichsherrschaft Elsen“ weist die Burg der Lievendaler aus

Foto: Rosenberger

Im Jahre 1808 wurde die Burg übrigens an „Kaufhändler Gerhard Koch“ verkauft. Später war sie dem Verfall überlassen und diente quasi als „Steinbruch“: Viele Steine wurden anderenorts verbaut.

Seit dem vergangenen Samstag erinnert eine Markierungs-Tafel an diesen Teil der Gartenstadt-Geschichte. Sie wurde genau hinter der Brücke an einer filigranen Stahl-Stele installiert. „Es sieht vom Weiten so aus, als ob die Tafel schweben würde“, freut sich Interims-Vorsitzender Ralf Rosenberger (siehe nebenstehenden Kasten).

Thomas Schenke hat übrigens die Stele gefertigt, Nikolai Dohlen hat den Standort ausgesucht. Finanziert wurde das Projekt mit Spenden der Sparkasse und der NEW. Am Eingang des Stadtparks findet sich zudem ein Hinweisschild mit QR-Code, der auf die Homepage des Vereins führt, wo man alles über die Forschung erfährt.

Auch die dritte Markierung wurde schon ins Auge gefasst. Sie soll am ehemaligen „Haus Wingerath“ erfolgen und an die „Schlacht bei Wevelinghoven“ am 14. Juni 1648 erinnern. Rosenberger: „Das war die letzte Schlacht des 30-jährigen Krieges. Gegenüber standen sich hessische Truppen unter General Johann von Geyso und kaiserliche Truppen unter Feldmarschall Guillaume de Lamboy.“

Rund 11.000 Soldaten sollen aufmarschiert sein, ungefähr 1.000 tote und 1.500 Soldaten in Gefangenschaft soll es gegeben haben. „Das braucht Platz“, so Rosenberger weiter. Vor ein paar Jahren habe er schon mit Christoph Hilgers (+) versucht, das damalige Schlachtfeld genauer zu lokalisieren. Zu einem Ergebnis kamen die beiden damals aber noch nicht.

Er vermutet es in der Nähe des Kottmanns-Hofes, wo es eine kleine, natürliche Erhöhung gibt. In diesem Jahr fand eine Prospektierung auf dem Mevissen-Gelände statt, bei der jede Menge Musketenkugeln und Schnallen gefunden wurden. „Das Feld reicht für die Schlacht aber nicht aus. Und wo sind die ganzen Toten geblieben? Es müsste doch irgendwo Massengräber geben“, überlegt Vorsitzender Rosenberger weiter.

Er will die Forschungen rund um diese Schlacht gerne vorantreiben, auch wenn dies schwer werden dürfte. Aber: „Als die Schnellstraße gebaut wurde, hatte die Denkmalpflege des Landschaftsverbands doch sicher ein Auge darauf.“ Vielleicht ergibt sich in deren Archiven ja ein Ansatzpunkt.

Viel Spannendes, was es da bis zur nächsten Markierung noch zu erforschen gibt.

(Gerhard P. Müller)