„Ziel ist bestmöglicher Schutz der Bevölkerung“ Kreis plant Behelfs-Krankenhaus für 300 Patienten

Grevenbroich · Die Ausbreitung des Corona-Virus führt aktuell zu zahlreichen Einschränkungen im öffentlichen Leben. Der Rhein-Kreis und der hier eingerichtete von Kreisdirektor Dirk Brügge geleitete Krisenstab haben dabei seit dem 26. Februar eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt und vorbereitet.

„Bei der Vielzahl an Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus behalten wir aber auch die Menschen im Blick, die andere Krankheiten oder Problemlagen haben“, versichert Landrat Petrauschke. Und: „Ziel aller Maßnahmen ist, den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.“

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„Wir reagieren dabei nicht nur auf die jetzige Situation, sondern treffen schon jetzt Vorkehrungen, falls sich die Situation verschärfen sollte und wir mehr schwer Erkrankte haben“, erläutert Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. „Ziel aller Maßnahmen ist dabei, den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten“, so Petrauschke.

Ein Erfolgsfaktor sei dabei das gute Zusammenspiel aller Akteure, ob in der Kreisverwaltung und den Kommunen, den Krankenhäusern, dem Rettungsdienst, den niedergelassenen Ärzten, den Pflegeeinrichtungen oder Hilfsorganisationen und der Politik. „Für diese tolle Teamleistung danke ich allen Beteiligten. Die bislang erzielten Ergebnisse können sich sehen lassen. Wir dürfen hier aber nicht nachlassen“, macht Petrauschke deutlich.

Denn der Höhepunkt der Infektionen stehe Deutschland nach den Einschätzungen des führenden Robert-Koch-Institutes noch bevor.

In den Dank bezieht Petrauschke dabei auch die Menschen im Kreis ein. „Ein Großteil hält sich an die Einschränkungen im öffentlichen Leben. Dies ist entscheidend um die Ausbreitung des Corona-Virus zu begrenzen“, so der Landrat, der aber appelliert, sich weiter an Verhaltensregeln zu halten: „Verlassen Sie die Wohnung nur, wenn es dringend notwendig ist, etwa zum Einkaufen, zum Arztbesuch oder zur Arbeit. Halten Sie auch dort Abstand von zwei Metern zu anderen Menschen. Waschen Sie häufig die Hände, greifen Sie sich nicht ins Gesicht und essen Sie nicht ohne vorheriges Händewaschen. Beachten Sie die bekannten Hygienemaßnahmen.“

Folgende zentrale Maßnahmen zur Verringerung der Infektionen mit dem Corona-Virus und zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems sind im Rhein-Kreis auch mit starker Unterstützung und in Zusammenarbeit mit sehr vielen anderen Akteuren umgesetzt beziehungsweise eingeleitet worden:

Einrichtung von Teststellen in Neuss und Grevenbroich:

Um Haus- und Kinderärzte sowie Notfallambulanzen zu entlasten hat der Rhein-Kreis gemeinsam mit den Städten Neuss und Grevenbroich, der kassenärztlichen Vereinigung und den niedergelassenen Ärzten Teststellen in Neuss (seit dem 11. März) und Grevenbroich (seit dem 18. März) eingerichtet. Eine durch das Praxisnetzwerk Dormagen betriebene Teststelle ist seit dem 22. März in die Teststelle Neuss übergegangen.

Das Test-Verfahren kann nur nach einer Terminvergabe durch das Kreis-Gesundheitsamt in Anspruch genommen werden (wir berichteten).

Bis heute wurden in den Teststellen insgesamt 2.091 Abstriche für einen Test auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus genommen. Hinzu kommen Tests in Arztpraxen und in Kliniken. Die Kapazitäten der beiden Teststellen wurden inzwischen auf insgesamt wöchentlich etwa 1.300 Testungen erhöht.

Kreisweite Fieber-Notfallpraxis:

Heute nimmt eine durch den Kreis, die Stadt Neuss, die Kassenärztliche Vereinigung und die niedergelassenen Hausärzte initiierte Fieber-Notfallpraxis ihren Betrieb auf. Die Leitung übernimmt Lungenfacharzt Dr. Johannes Uerscheln. In der Einrichtung erhalten Patienten Klarheit, wie ihre Krankheitssymptome zu bewerten sind. Zudem sollen hierdurch die Haus- und Kinderärzte aber auch die Notfallambulanzen der Krankenhäuser entlastet werden. Der Zugang ist nur nach einer vorherigen Überweisung durch den Hausarzt möglich.

Station im Rheinland Klinikum Grevenbroich zur Unterstützung von Corona-Patienten:

Auf Initiative des Kreises wurde im „Rheinland Klinikum Grevenbroich“ als Vorsorgemaßnahme eine Station eingerichtet, in der Menschen untergebracht werden können, die unter häuslicher Quarantäne stehen, nicht aufgrund einer Erkrankung in die Klinik müssen, aber in ihrer eigenen Umgebung auch mit Hilfe der karitativen Organisationen nicht zurechtkommen.

Die Zuweisung in die Station erfolgt über das Kreis-Sozialamt. Das Krankenhaus sorgt für die logistische Unterstützung wie Reinigung, Hol- und Bringedienst sowie die Mahlzeiten der Patienten. Der Malteser Hilfsdienst stellt das Personal zur Betreuung der Menschen und organisiert die Abläufe. Der Kreis finanziert die Einrichtung.

Behelfskrankenhaus:

Um für den Fall stark steigender Patientenzahlen in den Krankenhäusern vorbereitet zu sein, arbeitet der Rhein-Kreis aktuell an der Einrichtung eines Behelfskrankenhauses für bis zu 300 nicht an Corona-Viren erkrankte Patienten. Standort dieses „Behandlungszentrums Rhein-Kreis Neuss“ soll das „Areal Böhler“ in Meerbusch sein. Die Mietvertragsverhandlungen mit dem Eigentümer sind auf einem guten Weg.

Das Krankenhaus soll nur zum Einsatz kommen, wenn die Möglichkeiten zur stationären Versorgung der Patienten im Rhein-Kreis überlastet sind.

Untergebracht werden sollen hier Patienten, die einer stationären Versorgung aber keiner intensiven Therapie bedürfen und die nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Der Kreis hat hier die Federführung und trägt die Kosten für die Einrichtung des Krankenhauses. Hierbei wird Mobiliar im Standard der Rheinlandklinikuen gekauft, damit dieses ggfls. später durch diese übernommen werden kann. Die Stadt Meerbusch hat bei dem Abschluss des Mietvertrages vermittelt.

Zentrale Patientensteuerung:

Der Kreis hat im Rahmen der Corona-Pandemie eine Zentrale Patientensteuerung eingerichtet. Hierdurch werden Patienten in der stationären Versorgung der Krankenhäuser im Rhein-Kreis so auf die Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen und Pflegeheime verteilt, damit eine Überlastung einzelner Einrichtungen vermieden wird und die Patienten eine gute medizinische Versorgung erfahren.

Krankenhaus-Kapazitäten:

Der Landrat hat auf Grundlage der Rückmeldungen aus den Krankenhäusern, die diese dem Rhein-Kreis insbesondere in einer Videokonferenz am 21. März zukommen ließen, diese angewiesen, auf nicht dringend notwendige Operationen zu verzichten und so ausreichende Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Patienten vorzuhalten.

In den Krankenhäusern im Kreisgebiet konnten so bislang insgesamt 230 Plätze speziell für mit dem Corona-Virus infizierte Patienten eingerichtet werden. Die Intensiv- und Beatmungsplätze konnten verdoppelt werden.

Umfasst sind hierbei das Johanna Etienne Krankenhaus, das St. Alexius/Josef Krankenhaus, das Rheinische Rheumazentrum, die Mauritius Therapie Klinik, die Niederrhein Klinik sowie das Rheinlandklinikum mit den Standorten Neuss (Lukas und Rheintorklinik), Grevenbroich und Dormagen.

Beschaffung von Schutzkleidung:

Der Kreis hat frühzeitig mit der zentralen Beschaffung von Schutzkleidung, insbesondere Masken, Kittel, Brillen und Desinfektionsmittel, begonnen. Der Bestand wird fortlaufend aufgefüllt, sofern auf dem Markt Ware verfügbar ist. Hiermit kann die Ausstattung des Rettungsdienstes und der Teststellen sichergestellt werden. Zudem wird in so genannter kritischer Infrastruktur, zum Beispiel häuslicher und stationärer Pflege, bei Einrichtungen der Eingliederungshilfe oder Hebammen in Notfällen unterstützt. Die Versorgung der niedergelassenen Ärzte erfolgt über die kassenärztliche Vereinigung.

Organisatorische Neuaufstellung im Gesundheitsamt:

Im Gesundheitsamt des Kreises wurde eine Sonderabteilung zum Thema „Covid 19“ eingerichtet. Die neue Einheit arbeitet an sieben Tagen in der Woche im Zwei-Schicht-Betrieb von 6 bis 22 Uhr. In einer Dispositionsstufe wird der Sachverhalt aller Eingänge für die angegliederten Fallbehandlungsteams aufbereitet. Diese übernehmen dann den direkten Kontakt zu den Verdachtsfällen, überprüfen und dokumentieren die Symptome, bewerten zum Beispiel, ob ein Test angebracht ist, und sprechen gegebenenfalls auch die Anordnung einer häuslichen Quarantäne aus. Zudem werden alle Infizierten und Personen in Quarantäne regelmäßig aktiv kontaktiert und auf ihre Symptome befragt.

Einrichtung einer Bürger-Hotline:

Zur Beantwortung von wichtigen gesundheitlichen Fragen zum Corona-Virus hat der Kreis seit dem 26. Februar unter der Telefonnummer 02181/601-7777 eine Hotline geschaltet. Diese ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 - 18 Uhr erreichbar. Bis zum 30. März wurden hier insgesamt knapp 10.000 Anrufe angenommen.

Online-Börse für Unterstützungsdienste und freiwillige Helfer:

Um freiwillige Helfer und Einrichtungen, die personelle Unterstützung benötigen zusammenzubringen, hat der Rhein-Kreis eine Online-Börse geschaffen. Unter rkn.nrw/ehrenamt können sich Freiwillige melden, die im Zusammenhang mit Corona unterstützen möchten. Dies kann Hilfe bei Einkäufen, Apothekengängen, oder den Hund ausführen ebenso sein wie Unterstützung im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen. Hierbei wird auch die Qualifikation, unter anderem eine mögliche medizinische Vorbildung erfragt, so dass passgenau vermittelt werden kann. Die Daten werden dann an Hilfsorganisationen und Einrichtungen weitergegeben, die Unterstützung benötigen. Diese können sich unter rkn.nrw/hilfesuchende melden.

Einkaufshilfe für Menschen unter Quarantäne:

Für Menschen, die unter Quarantäne stehen und Hilfe im Alltag, insbesondere bei Einkäufen, benötigen, hat der Rhein-Kreis Neuss eine gesonderte Hotline eingerichtet. Unter der Telefonnummer 02181/601-5738 können sie sich beim Kreis-Sozialamt melden. Dort wird alles aufgenommen und an die Aktionspartner Caritas und Diakonie weitergegeben.

Information über Soforthilfe für Unternehmen:

Einen Überblick über die Soforthilfen für Unternehmen hat der Rhein-Kreis auf seiner Homepage unter http://www.rhein-kreis-neuss.de/de/wirtschaft-arbeit/corona-unternehmen.html zusammengestellt. Die Übersicht wird ständig aktualisiert. Zudem werden die Unternehmen über den Newsletter der Wirtschaftsförderung über neue Unterstützungsmöglichkeiten informiert und können sich hierzu telefonisch unter der 02131/928-7501 beraten lassen.

(-ekG.)