Bürger-Sprecherin Bianca Frohnert: „Wir sind doch kein pöbelnder Mob“

Wevelinghoven · Bianca Frohnert, derzeit sozusagen Sprecherin der Bürger aus Wevelinghoven und Kapellen, die Angst haben wegen der für das „Lange-Walker“-Gelände geplanten Landesaufnahmestelle mit bis zu 600 Flüchtlingen, zeigt sich tief bewegt: Sie sei Mutter, Nachbarin, deren Leben durcheinander gewirbelt worden sei. Und die Anfeindungen hinnehmen müsse.

Bianca Frohnert aus Wevelinghoven argumentiert sachlich und überlegt.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

„Ich stehe für die Interessen von uns Grevenbroichern ein“, macht sie deutlich. Wenn sie deshalb als Störenfried gesehen werde – „... damit kann ich leben.“ Wenn die Einwände ihrer Gruppe (bei den beiden bisherigen Treffen waren 120, 130 Personen anwesend; die Petition haben knapp 2.000 Bürger gezeichnet und eine „große Community“ unterstütze im Hintergrund) aber als radikal oder extremistisch gewertet werden, da hört ihr Verständnis auf: „Wir sind doch kein pöbelnder Mob“, macht sie gegenüber dem Erft-Kurier deutlich.

Ganz im Gegenteil: Bianca Frohnert betont, dass es viele „schlaue Köpfe“ in ihrer Gruppe gebe „mit guten Argumenten und guten Vorschlägen“. Viele hätten sich schriftlich an die Stadt und an den Bürgermeister gewandt. Zurückgekommen seien aber nur nichtssagende Standardmails.

„Wäre es nicht sinniger gewesen, die Leute, die vor Ort betroffen sind, rechtzeitig mit ins Boot zu holen?“, fragt die engagierte Frau. Und schließt an, dass sich „die Herren“ nicht wundern dürften, wenn es jetzt Gegenwind gebe.

Und sie führt fort: „Nicht vor meiner Tür – darum geht es nicht“. Da unterschätze Bürgermeister Klaus Krützen seine Bürger. Aufgabe sei es vielmehr, „eine Lösung für ganz Grevenbroich zu finden“.

„Dass wir in der Verantwortung stehen, ist uns klar“, so Bianca Frohnert weiter. Es sei aber die Zahl der 600 Flüchtlinge die Sorgen mache: „Wir als Anwohner haben Angst, dass sich unser Dorfbild total verändert. Wir fragen uns, wie die Infrastruktur damit zurechtkommt. Was wir der Stadt und Bürgermeister Krützen vorwerfen, ist, dass sie generell unsensibel mit guten Fakten und Ideen umgehen“. In diesem Sinne käme die Bürgerversammlung klar zu spät. (Klaus Krützen hatte sich während der Ratssitzung für den zunächst eingeschlagenen Weg ohne Bürgerbeteiligung entschuldigt.)

Wohin die Lösung gehen muss, ist für Frohnert und ihre Mitstreiter klar: „dezentral und fair verteilt“ sollen die Flüchtlinge untergebracht werden und nicht in so hoher Zahl „mitten in einem Wohngebiet“.

Aber dagegen würde die Stadt die hohen Mehrkosten anführen. „Das ist eine Art Erpressung: Nehmt das (Landeseinrichtung) und zahlt nicht oder nehmt das (dezentrale Unterbringung) und zahlt“, ärgert sich die engagierte Bürgerin deutlich.

Daniel Rinkert (SPD) hatte während der Ratssitzung aufgelistet, was alles wegfallen müsste, wenn die Stadt ohne Landeseinrichtung draufzahlen müsste: die Sanierung der Südstadt-Sporthalle, der Bau von Sportplätzen, niedrige KiTa- und OGS-Beiträge. Und gleich mehrere Politiker hatten mit der Erhöhung der Grundsteuer B gedroht.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

„Wir haben ganz, ganz viele Fragen und da wir auf nichts eine konkrete Antwort haben“, bliebe nichts anderes übrig, als weiterhin zu protestieren. Was genau auf dem Plan steht, will die Bürgergruppe noch nicht publizieren: „Da die Stadt so intransparent vorgeht, sind wir auch nicht mehr transparent“, lächelt Bianca Frohnert. Aber sie macht deutlich: „Wir sind gewillt, eine gemeinsame Lösung zu finden.“

Über die Ratssitzung lesen Sie auf www.erft-kurier.de (R-Code).

(Gerhard P. Müller)