Könnte unser RWE-Strom belgische Schrott-Reaktoren ersetzen? Markert schaut nicht ohne Sorge auf den Wahltermin
Grevenbroich · „Wenn es am Ende sechs Prozent für die Grünen werden, ist der Markert eben nicht dabei.“ Hans Christian Markert, heimischer Landtags-Kandidat der „Grünen“, klingt leicht defätistisch bei seinem Blick auf den Wahlsonntag.
Für seine Partei läuft es derzeit auch nicht gerade gut (raus aus dem saarländischen Parlament; Sinkflug bei der „Sonntagsfrage“). Landes-Partei-Chefin wird am Wochenende mit einer „Brand-Mail“ zitiert: „Die Lage ist ernst.“
In seiner Pressekonferenz zum Auftakt der heißen Zeit des Wahlkampfes (am vergangenen Donnerstag in der Grevenbroicher Geschäftsstelle der „Grünen“) verspricht „HC“ Markert aber: „Wir werden nicht nachlassen, leidenschaftlich zu kämpfen.“
Ursache für die grüne „Delle“ in der Wählergunst sei, dass „die SPD überraschend ein Hoch“ habe. Dementsprechend attackiert er Martin Schulz (siehe „So gesagt“ vom 1. April), Hannelore Kraft und vor allem Rainer Thiel. Unter anderem wiederholt er den süffisanten Satz, dass es nicht ausreiche, sich alle zwei Wochen mit dem verkehrspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion fotografieren zu lassen, wenn man die Verkehrssituation in Rommerskirchen ändern wolle.
Später legt er – in Sachen des von Rainer Thiel geforderten und als möglich bezeichneten S-Bahn-Kreuzes in Grevenbroich – angriffslustig nach: „Komischerweise ist es so, dass das immer zu Wahlen angekündigt wird.“
Markert selbst bekennt sich zur „Energiehauptstadt Grevenbroich“ und stellt fest: „Die Stadt hat der gesamten Region die notwendige Energie zur Verfügung gestellt. Sie hat den Wohlstand im Rhein-Kreis mit erarbeitet.“ Und die Kohle sei auch noch eine ganz Weile da. Die Verträge gingen bis 2045 – und „die Beschäftigten haben Anspruch darauf, dass Verträge gelten“.
Letzteres könne sogar echte grüne Umweltpolitik unterstützen: „Der Braunkohle-Abbau hier könnte dazu beitragen, die Schrott-Reaktoren in Belgien stillzulegen. Wir könnten gegen entsprechende Bezahlung den Strom nach Belgien liefern. Statt in Baden-Württemberg mit unserem Braunkohle-Strom Windkraftanlagen zu verhindern“, zeigt Markert die großen Zusammenhänge auf.
Trotzdem spricht er natürlich auch von der „Zeit nach der Kohle“, die jetzt eingestielt werden müsse. „Da, wo jetzt noch Kraftwerke stehen, müssen wir neue Betriebe ansiedeln“, so der grüne Landespolitiker weiter. Und auch hier denkt er groß: Warum nicht in Frimmersdorf die Produktionsstätte für einen „Cargo-Rapid“ ansiedeln? Für ein System des Warentransports über Magnetschwebebahnen? Oder das Thema „Kraftstoffe der Zukunft“ speziell für Lkw aufgreifen? Die Synthese-Gas-Technik brauche Kohlenstoff und Wasserstoff; beides sei hier doch ausreichend vorhanden.
Eines ist für ihn aber ganz klar: „Da, wo Industrie ist, muss auch wieder Industrie hin.“ Es gehe immerhin um gut bezahlte Arbeitsplätze. Und um die Zukunft der Stadt und der Region.
Markerts großes Thema ist aber das Wasser, das im zunehmenden Maße von Nitrat, Mikro-Plastik und Medikamenteneintrag bedroht sei. Aufgabe sei es, den „Grundstoff Wasser“ auch für zukünftige Generationen zu sichern. Der Grünen-Politiker streift auch Fragen wie Altersarmut und innere Sicherheit.
Im Zusammenhang damit spricht er erneut auch die „Drogen- und Substitutions-Szene am Grevenbroicher Bahnhof an, fordert wiederum einen „runden Tisch“. Hier hatte er bereits in der Vorwoche Widerspruch von „Mein Grevenbroich“ herausgefordert (siehe „Meine Meinung“), die ihm vorwarfen zu spät zu kommen und alte Kamellen erneut durchzukauen.
„Nach Ostern werde ich mich mit Martina Suermann zusammensetzen“, so Markert. Es reiche „nicht nur, in den Schützengräben zu verweilen. Man muss die Probleme erkennen und dann auch anpacken.“ Auf handelnde Politiker hätten die Bürger ein Recht.
Umso mehr, wenn man „die demokratische Grundtugend des Wählen-Gehens den Leuten nahebringen“ wolle.
Und von den Wählern müssen neun Prozent den „Grünen“ ihre Stimme geben, dann würde Hans Christian Markert erneut den Sprung in den Landtag schaffen.
Gerhard Müller