Eine Legende neu entdeckt: Heute kommt die „Enfield“ aus Indien! Clemens Schelhaas und Herbert Flöck schwärmen für besondere Bikes

Grevenbroich · In Deutschland sind inzwischen mehr als vier Millionen Motorräder zum Verkehr zugelassen, mehr als je zuvor. Das Durchschnittsalter der Motorradfahrer liegt bei 50 Jahren. Man erfüllt sich einen Jugendtraum oder steigt weiter ein.

Herbert Flöck schraubt an seiner Legende: Die „Royal Enfield“ ist ein Einzylinder, wie es damals Stand der Technik war.

Foto: Foto: Schelhaas

In der Nachkriegszeit war das Motorrad ein Transportmittel, ein Auto konnte man sich nicht leisten. Heute kosten die Spitzenmodelle der Motorräder mehr als ein Kleinwagen. „Das Motorrad ist zum Sport- oder Freizeitgerät geworden. In vielen Garagen stehen heute zwei Motorräder und mehr. Ein Auto hat man nebenbei“, weiß Clemens Schelhaas, der mit seinem „Bike“ bereits die halbe Welt bereiste.

Clemens Schelhaas fuhr mit seinem Bike schon quer durch Asien.

Die vier Millionen Motorräder müssen repariert und gewartet werden. Die Technik wird, wie bei den Autos, immer komplizierter, der „Schrauber“ hat kaum noch eine Chance. Herbert Flöck, Jahrgang 1964, Grevenbroichs Urgestein, fing nach der Ausbildung zum Versicherungskaufmann neu an und machte seinen Meister in der Zweiradtechnik. Von 2011 bis 2014 betrieb er eine Zweiradreparaturwerkstatt auf der Automeile in Düsseldorf-Flingern. Im Januar 2015 kam er mit seiner Werkstatt „nach Hause“ und eröffnete neu im Industriegebiet-Ost.

Flöck ist ein Freund klassischer Motorräder und repariert alles, was zwei Räder hat. Er selbst fährt unter anderem eine „Laverda“ aus frühen Jahren und natürlich eine „Harley“. Für seine täglichen Fahrten von der Wohnung zur Werkstatt nimmt er ein MZ-Gespann der Nationalen Volksarmee der früheren DDR. Allein dieses Motorrad ist schon eine Legende.

Das Herz eines jeden Motorrad-Freaks schlägt höher, wenn er in die Werkstatt und den Ausstellungsraum kommt. Und Herbert Flöck guckt nicht auf die Stoppuhr, wenn man zu ihm kommt, er hat immer ein paar Minuten Zeit, etwas „Benzin“ zu quatschen.

Und er verkauft auch neue Maschinen, ebenfalls Legenden, die „Royal Enfield“. Als in der 60er Jahren der Motorradboom in Europa zu Ende ging, verkaufte das englische Unternehmen „Enfield“ die Produktionsanlagen für die „Royal Enfield“ nach Madra in Indien.

Die „Royal Enfield“ ist ein Einzylinder, wie es damals Stand der Technik war. Manch einer wird sich noch an die „Horex Regina“, die „NSU Max“ oder die 250er BMW erinnern.

Indien ist heute eine wirtschaftliche Großmacht, trotz aller Probleme, die es hat. So werden jährlich in Indien zehn Millionen Motorräder zugelassen. „Es ist ein Transportmittel wie bei uns in der Nachkriegszeit. Bilder mit einer fünfköpfigen Familie auf einem Motorrad kennen wir alle. Weltfirmen wie ,Harley’, ,KTM’ und BMW lassen inzwischen in Indien Motorräder bauen“, weiß Schelhaas.

Der indische Käufer der Produktionsanlagen für die „Royal Enfield“ hatte das richtige Gespür. Er baut dieses Motorrad, zumindest vom Aussehen her, nahezu unverändert weiter. Plastikteile sucht man vergebens. Notwendige technische Veränderungen ließ er geschickt einfließen. Der Motor ist ein Augen- und Ohrenschmaus.

Die „Royal Enfield“ wird heute in großer Stückzahl exportiert. Sie hat 550 Kubikzentimeter und nur 28,5 PS. Die reichen aber völlig aus, um entspannt durch die Gegend zu tuckern. Clemens Schelhaas, der ja auch fernreisender Motorradfahrer ist, hat eine „Royal Enfield“ in der Garage stehen.

-cs./-ekG.

(Kurier-Verlag)