Zeelink plant Trasse mitten durch Apfelfeld Scheufen: „Unser Ackerland ist höchstes Gut“

Jüchen · Sechs Meter der insgesamt 215 Kilometer langen Erdgas-Trasse sollen ab 2019 durch die Gemeinde führen. Ein Teil davon sogar durch die Apfelplantage von Thomas Scheufen. „Damit bin ich nicht einverstanden, dass das zerstört wird, für das ich seit 20 Jahre, arbeite“, gibt Scheufen frustriert an.

Interne Planungsentwürfe der Erdgasfernleitung durch die Gemeinde — der endgültige Leitungsverlauf steht jedoch noch nicht fest.

Foto: Fotos (2): Open Grid Europe

„Eine Umstellung von L-Gas (Gas mit niedrigem Methangehalt) auf H-Gas (Gas mit hohem Methangehalt) ist notwendig, weil bis zum Jahr 2030 ein signifikanter Rückgang der zur Verfügung stehenden deutschen und der niederländischen L-Gas Mengen prognostiziert wird. Ab dem Jahr 2020 werden die niederländischen Exportmengen nach Deutschland schrittweise reduziert, bis sie im Jahr 2029 vollständig eingestellt werden. Da die Niederlande über keine H-Gas-Aufkommen verfügt sind neue Transportwege für das H-Gas aus Russland, Norwegen und LNG-Importe (Flüssigerdgas) erforderlich, um die zurückgehenden L-Gas Mengen zu ersetzen“, so ein Sprecher der „Open Grid Europe“, „die ,ZEELINK’-leitung bindet erstmalig und dauerhaft die momentan mit L-Gas versorgten Regionen im Westen und Nordwesten Deutschlands an bestehende und zukünftige H-Gas Quellen an. Damit gewährleistet sie die schrittweise Umstellung der gesamten Region auf H-Gas in der richtigen Reihenfolge.“ Die geplante Gaspipeline sei aus Sicht der Gemeinde erforderlich hieß es nach Anfrage der Redaktion. Allerdings habe die Gemeinde bei zwei Bezirksregierungen – Köln und Düsseldorf – ihr Veto gegen Teile der Trassenführung eingelegt. Eine Antwort habe die Gemeinde noch nicht erhalten; ebenso liege auch die erforderliche Umweltverträglichkeitsprüfung für die Pipeline noch nicht vor. Doch das die Überlegung bestehe, dass ein Teil dieser Leitung durch die Apfelplantage der Scheufens in Hochneukirch verlegt wird, stößt auf alles andere als Zuspruch. „Ich habe einen Brief vom Vermessungsbüro Aachen erhalten, in dem stand, dass geplant wäre, einen Teil der Leitung durch meine Apfelplantage zu verlegen“, erzählt Thomas Scheufen, „den genauen Verlauf kenne ich nicht, der wurde nur beim Raumordnungsverfahren in Erwägung gezogen.“ Doch vielleicht hat Scheufen auch Glück. „Wir warten erst noch auf den Raumordnungsbeschluss aus Köln und Münster, bis wir Gewissheit über die weiteren Planungsverläufe haben“, erklärt Pressesprecher Helmut Roloff von „Open Grid Europe“, „am 6. März gibt es in Odenkirchen und am 7. März in Korschenbroich eine Eigentümerversammlung, wenn die Landwirte keine Einladung erhalten, sind sie auch nicht betroffen.“ Deshalb hat Scheufen bereits einen Brief an die Bezirksregierung Köln verfasst – bisher ohne Erfolg. Bürgermeister Harald Zillikens stärkt ihm den Rücken. Dass in Hochneukirch die geplante Trasse mitten durch die Plantage führen solle, sei nach Ansicht des Bürgermeisters nicht zumutbar, da die Erdgasleitung das Freihalten eines insgesamt sechs Meter breiten Schutzkorridors auf beiden Seiten erforderlich mache. Damit würde dem betroffenen Landwirt über Gebühr geschadet. Ebenfalls sei wichtig, dass potenzielle Baugebiete von der Leitung nicht tangiert werden. Eine Rekultivierung sei nämlich nicht so einfach. „Es dürfen keine tiefwurzelnden Pflanzen eingesetzt werden“, meint Roloff, „eventuell ist die Apfelplantage aber gar nicht betroffen“, betont er. Und auch Zillikens gibt an: „Ich bin verhalten optimistisch, dass die Einwände der Gemeinde gehört werden“.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)