Speicherfund in Schaan: „Post aus Theresienstadt“ Briefe erinnern an Schicksal zweier Schwestern
Schaan · "Menschen dürfen erst vergessen werden, wenn man ihre Namen vergessen hat", fodert Dieter Ohlmann, "aber Menschen, denen so etwas zugestoßen ist, die dürfen nie vergessen werden." Ein Speicherfund aus Schaan mit Postkarten und Briefen schildert das Schicksal zweier Schwestern, die nach Theresienstadt deportiert wurden und fügt einige offene Fragen des Autors zusammen.
Mit dem Buch "Post aus Theresienstadt" wird der 77-Jährige daher gemeinsam mit Bürgermeister Harald Zillikens am 6. Juni um 18 Uhr im "Haus Katz" an die beiden Schwestern Frida und Regina Ullmann erinnern.
"20 Postkarten sind im wesentlichen von Frieda Esser über die Deportation verfasst", berichtet der 77-Jährige, "vier Karten sind dabei sogar unzensiert, das heißt sie konnte sie irgendwie rausschmuggeln." Für Autor Ohlmann eine absolute Besonderheit: "Wurden die Karten zensiert, wurde immer beschrieben, es würde einem gut gehen, obwohl durch Zeitzeugen andere Zustände beschrieben wurden." Bei dem Speicherfund geht es um eine Kiste, auf die eine Schaanerin beim Aufräumen zufällig gestoßen ist.
Dabei wird vor allem das Leben der beiden Geschwister Regina Lemm und Frieda Esser, die beide als Ullmann in Schelsen geboren sind, in Briefen und Postkarten geschildert. "Ich habe viele Wurzeln erforschen können und bin bis ins 18. Jahrhundert gelandet", so der Bedburdycker, "dabei habe ich mich auch mit den Schicksalen der jüdischen Familien Liffmann und Oberländer befasst und wie es den Menschen ergangen ist." Frieda und Regina haben dabei in Schaan 146 (heute Schaan 41) gewohnt und sind zwei Schwestern einer Familie mit mehr als zehn Kindern. "Besonders empörend fand ich bei den Recherchearbeiten, dass die Deportation von Frieda eine Woche nach dem Tod ihres Mannes veranlasst wurde." Am 6. Juni wird der ehemalige Lehrer, der sich bereits seit 30 Jahren mit dem Schicksal jüdischer Menschen befasst, sein neustes Buch vorstellen.
Alina Gries