Simon Tadtke sichert Nahrungsvorrat in Schule „Von Fußbällen werden die Menschen nicht satt“
Jüchen · Alte Mützen als Tafel-Schwamm. Stöcke und Salz als Zahnpflege. Verschwitzte Schuhe als Kopfkissen in der Mittagspause. Als Simon Tadtke im Rahmen eines dreiwöchigen Freiwilligen-Programms im kleinen Dorf Kirwara in Kenia ankommt, ist es ganz anders als er es sich vorgestellt hatte.
Schnell steht für den 24-Jährigen fest: Er möchte helfen und sichert prompt Nahrung bis zur Erntezeit im Januar.
„Wenn in der Hauptstadt Nairobi ein erhöhter Wasserbedarf war, sind alle anderen Orte leer ausgegangen“, erzählt Simon Tadtke, „und wir hatten regelmäßig Stromausfall.“ Mitten beim Essen wurde dann eben auf Kerzenlicht umgestellt. Für den 24-Jährigen war das Freiwilligen-Programm in Kenia eine ganz neue Erfahrung.
„Eigentlich fand ich das eine coole Art, alleine zu verreisen“, überlegt er. Drei Wochen lang verbrachte er in einem 200-Seelen-Dorf, knapp eine halbe Stunde von einer etwas größeren Stadt entfernt, und unterrichtete Mathe in der siebten und achten Klasse. „Die Schule war sehr besonders. Es gab keine Elektrizität und die Schüler hockten teils zu dritt auf einer engen Bank beisammen“, berichtet er, „es gab keine Taschenrechner und keine Formelsammlung. Mathe-Unterricht ist dadurch einfach ganz anders als bei uns.“
Schnell steht für Tadtke und einen anderen deutschen Volunteer fest: „Wir möchten etwas tun.“ Über Spenden-Aufrufe in den sozialen Netzwerken kommt schnell eine vierstellige Summe zusammen. „Man vergleicht die Situation vor Ort allgemein immer mit Deutschland“, so der Jüchener, „es haben einfache Sachen gefehlt wie Zahnpflege oder auch Ruhemöglichkeiten.“ So haben die Kindergarten-Kinder in der Mittagspause einfach ihre Schuhe ausgezogen, um darauf zu schlafen.“ Dabei stand für beide Freiwilligen im Vordergrund, vor Ort Hilfe zu leisten mit Dingen, die nicht vergänglich sind.
„Uns war es wichtig das selbst in die Hand zu nehmen, bevor das Geld wieder in irgendeiner Schublade verschwindet“, erzählt er. Mit 75 Kilogramm Bohnen, 50 Kilogramm Erbsen und 100 Kilogramm Reis, dem Grundnahrungsmittel in Kirwara, konnte so bis zur Erntezeit im Januar der Nahrungsvorrat der Schule gedeckt werden. Aber auch Zahnbürsten und -pasta für alle Schulkinder sowie ein paar Matratzen, richtige Tafelschwämme oder auch Damenbinden ermöglichte Tadtke mit dem anderen Freiwilligen vor Ort. „Jannik, der andere Volunteer, war zudem in einem Krankenhaus, vor Ort für das wir von dem Geld auch einige Dinge besorgen konnten“, erzählt Tadtke sichtlich erfreut über den Zuspruch aus Deutschland, „es ist beispielsweise normal, dass Spritzen öfter benutzt werden und Desinfektionsmittel gibt es auch nicht“. Für den 24-Jährigen eine erschreckende Erkenntnis. „Wir haben ein paar Infusionslösungen gekauft, denn einige Menschen sind verstorben, weil es die nicht gibt. Ebenso wie Schmerzmittel und Sauerstoffmasken. Besonders stolz sind wir aber auch auf zwei Heizstrahler für Neugeborene oder eine Babywaage, weil das Gewicht bisher nur geschätzt wurde.“ Eigentlich wäre die Liste noch ewig lang, die Möglichkeiten jedoch begrenzt. „Uns war es wichtig, keine Fußbälle zu besorgen. Davon werden die Menschen auch nicht satt“, so Simon Tadtke.
Alina Gries