Besuch aus Ägypten: Hamed hospitierte am Gymnasium

Jüchen · "Wir haben zuerst einmal Waffeln gebacken. Mit viel Sahne und Schokolade. Typisch deutsch eben. Dabei kann man am besten quatschen und sich kennen lernen", berichtet Lehrerin Vanessa Berendt und sagt später noch, "und am 11. November haben wir uns natürlich auch jecke Nasen angezogen." Für drei Wochen nahm sie im Rahmen eines Lehreraustauschs Doaa Hamed aus Kairo bei sich auf.

Vanessa Berendt und Doaa Hamed (rechts) haben sich über die drei Wochen sehr gut kennen gelernt.

Foto: Fotos: Alina Gries

Kamele gegen Kühe, Großstadt gegen ländliche Gegend und Wüstenhitze gegen herbstliches Regenwetter. Für Doaa Hamed aus Kairo gar kein Problem: "Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Zwar das erste Mal in Nordrhein-Westfalen, aber ich war schon fünfmal in Deutschland." Im Rahmen eines Lehreraustausches des pädagogischen Austauschdienstes ist die 30-jährige Lehrerin aus Kairo am Gymnasium Jüchen gelandet. "Wir haben uns früh und zum ersten Mal bei dem Austauschprogramm beworben", berichtet Schulleiterin Monika Thouet, "dann hieß es, wir bekommen niemanden." Doch dann der Glücksfall aus Mönchengladbach: "Eigentlich sollte ich dahin, aber die Gastperson bei der ich unterkommen sollte, wurde operiert, dann bin ich hier in Jüchen gelandet." Und Vanessa Berendt erklärte sich direkt bereit, Hamed für drei Wochen bei sich unterzubringen. "Ich habe großes Interesse daran, neue Leute kennen zu lernen, weil ich auch sehr gerne reise", berichtet sie, "und ich habe einiges gelernt." Zum Beispiel, dass Ägypten gar keine klischeehafte Wüste ist und wie denn der Islam als Religion so funktioniert. Drei Wochen lang durfte Doaa Hamed am Gymnasium hospitieren. Der Unterricht an einer deutschen Schule war ebenfalls neu für sie. "Ich unterrichte Deutsch als Fremdsprache in Kairo", erklärt sie. Besonders in Erinnerung bleibe ihr dabei die internationale Klasse des Gymnasiums. "Ich habe sehr viel gelernt und werde tolle Erfahrung mitnehmen. Die Menschen hier sind so offen und tolerant", freut sie sich über das Kollegium an der Schule. Ein Erlebnis, das sie künftig prägen wird. "Mein Traum ist es, später einmal eine internationale Klasse zu betreuen." Aber auch die Pünktlichkeit schreibe sie in Deutschland groß. "Wenn die Schüler ein Arbeitsblatt bekommen, dann benehmen sie sich und arbeiten ruhig. In Kairo ist das anders. Da sind die Kinder frech und laut", sagt Hamed, "ich möchte meinen Schülern beibringen, auch so konzentriert zu arbeiten." Und auch Monika Thouet zeigt sich offen: "Wir sind eine offene und tolerante Schule. Wir wollen in allen Bereichen den Austausch fördern. Deswegen werden wir uns im nächsten Jahr auch wieder an dem Lehreraustausch-Programm der Pädagogischen Austauschdienstes bewerben."

Alina Gries

(Kurier-Verlag)