Ein Gastbeitrag von Benedikt Obst, Präsident des Heimatvereins Hochneukirch „Hoffnung einmal ganz anders betrachten und verstehen lernen“

Hochneukirch · Benedikt Obst, Präsident des Heimatvereins Hochneukirch, gibt in seinem Gastbeitrag einen Denkanstoß, wie man dem Dauerkrisenmodus positiv entgegentreten kann.

Benedikt Obst, Präsident des Heimatvereins Hochneukirch.

Foto: Heimatverein Hochneukirch

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir stehen am Beginn eines neuen Jahres. Geschmückt ist dies mit neuen Vorsätzen, neuen Zielen, Motivationen und der Hoffnung auf ein besseres, ein gutes Jahr. Der Dauerkrisenmodus hat uns so erfasst, dass wir bei allen Schlagzeilen, die uns tagtäglich ereilen, schon abgestumpft sind. Corona, Klima, Krieg, drohender Terror, Rezession, steigende Lebens-, Heiz- und Energiekosten und vielleicht eine drohende Neuauflage von Trump in den USA.

All dies verursacht ein permanentes Gefühl von Ohnmacht und den Wunsch nach Stabilität und Ruhe. Obwohl die wirtschaftliche Lage für viele von uns schwieriger wird, wir merken es beim wöchentlichen Einkauf, hatten wir als Heimatverein bei unseren Veranstaltungen im vergangenen Jahr einen deutlich gestiegenen Zuspruch und Zulauf. Trotz steigender Kosten, Auflagen und Probleme, die auch wir Vereine immer deutlicher spüren, waren die Veranstaltungen gut besucht. Dies zeigt, dass man sich nach einer Auszeit sehnt, nach ein wenig Abwechslung vom Alltag und den Krisen.

Und nun zum Jahreswechsel ist sie wieder da, die Hoffnung, dass es im neuen Jahr wieder besser wird. Aber was bedeutet dieses Hoffen? Im ersten Moment würden wir Hoffnung mit dem Warten auf die Realwerdung all unserer Erwartungen und Wünsche gleichsetzen. Wir hoffen zum Beispiel auf eine Beförderung im Beruf, auf eine bessere wirtschaftliche Lage oder wie eingangs beschrieben auf ein besseres und ruhigeres Jahr. Geschieht dies nicht, sind wir enttäuscht und im Hinblick auf den dauernden Krisenmodus auch resigniert.

Mit Blick auf die vergangenen Jahre zeigt sich aber, dass der Krisenmodus nicht so schnell aufhören wird. Das führt uns zu einem Dilemma. Wie wollen wir aus dieser Resignation und dem dauernden Erschöpftsein, von neuen Krisen wieder herauskommen? Wie wäre es, wenn wir den Begriff Hoffnung einmal ganz anders betrachten und verstehen lernen: Hoffnung als ein Offensein auf das, was noch kommen wird und auf ein Vertrauen darauf, es bewältigen zu können. Damit ist Hoffen auch ein Vertrauen auf die eigene und innere Stärke und darauf, an den widrigen Dingen und Umständen nicht zu zerbrechen.

So kommt Kant auf die Frage: „Was darf ich hoffen?“, auf die weiterführende Frage: „Was soll ich tun?“. Dieser Gedanke eröffnet uns die Möglichkeit einer gestaltbareren Zukunft. Dies kann bereits im Kleinen für einen selbst geschehen oder in der Gemeinschaft wie dem Verein, der Gemeinde und Stadt, in der ich lebe. Jeder kann dazu beitragen, die Zukunft ein wenig positiver und besser zu gestalten. Nicht im Gegeneinander, sondern auch in der Meinungsverschiedenheit, in einem Miteinander. Erst unter diesem Blickwinkel ergibt sich für uns eine Sicht auf neue Möglichkeiten und damit auch auf neue Chancen und Perspektiven.

Ich wünsche uns allen die innere Kraft, Ruhe und das Vertrauen, damit die Hoffnung zu einem Gegengift wird gegen Ohnmacht und Resignation.

Es grüßt Sie herzlich,

Benedikt Obst

Präsident des Heimatvereins 1890 e.V. Hochneukirch