Zusammenlegung der Gemeinden Jüchen und Otzenrath / Hochneukirch Evangelische Kirche fusioniert im Januar
Pfarrer Horst Porkolab weiß, wie wichtig es für die Kirche ist, mit der Zeit zu gehen. Die Gläubigen rennen den Gemeinden nicht die Tür ein und auch Personal ist nicht leicht zu finden.
Deshalb sind die Gemeinden gefragt, neue Wege zu beschreiten. In unserer Stadt sieht es so aus, dass die evangelischen Gemeinden aus Jüchen und Otzenrath / Hochneukirch fusionieren werden.
Jüchen. Der Plan dafür existiert schon lange: Seit 2017 sind die Gemeinden im Gespräch, kooperieren in vielen Bereichen schon. „Besser jetzt gut durchgeplant, als dann, wenn es Zwang wird. Wir haben uns die Frage gestellt: Wie können wir Veränderung gestalten, bevor wir überrollt werden“, fasst Porkolab zusammen.
Dass es so weit kommt, hat verschiedene Gründe. Salopp könnte man sicher sagen, dass auch die evangelische Kirche mit Fachkräftemangel zu kämpfen hat: „Wir haben wenige nachkommende Pfarrpersonen. Wenn aktuell eine Stelle ausgeschrieben wird, kann man froh über einen Bewerber sein. Als ich mich vor über 20 Jahren beworben habe, hatte ich 36 Mitbewerber. In großen Städten waren es auf eine Stelle 80 bis 100 Bewerber“, erinnert sich Porkolab.
Dazu kommt auch, dass die Anzahl der Gemeindemitglieder sinkt: „Bei uns zum Glück nur langsam, aber wir merken es dennoch. Gehörten vor 24 Jahren noch 2.600 Menschen zur Jüchener Gemeinde, sind es heute 2.200.“ Ein Trend, den Porkolab zu überwinden hofft: „Der Mensch braucht etwas, woran er glauben kann, woran er sich hält und was nicht vergehen kann. In Zeiten wie heute mit Corona und Krieg umso mehr.“
In der Gemeindeversammlung am vergangenen Sonntag wurden nun die Weichen für die Fusion gestellt. Alles Nötige wurde beschlossen, der Antrag geht nun zum Genehmigungsverfahren an die Landeskirche.
Doch werden die Gemeindemitglieder merken, dass sie nun eine große Gemeinde sind? „Viel wird sich zum 1. Januar 2023 nicht ändern“, verspricht der Pastor. Bewusst werde jetzt schon viel Wert auf die Zusammenarbeit gelegt. Porkolab selbst und Diakon Rene Bamberg arbeiten schon eine gewisse Stundenzahl in Otzenrath / Hochneukirch.
Dass eine Fusion immer ein sensibles Thema darstellt, ist auch im Bewusstsein der Gesitlichen verankert: „Diese Prozesse sind natürlich mit Verunsicherung verbunden. Deshalb gehen wir damit auch behutsam um. Die Gemeindemitglieder leben und agieren an ihrem Wohnort – und das dürfen sie auch weiterhin tun! Das Gemeindeleben bleibt in den Orten!“ Was zentralisiert wird, ist die Verwaltung.
Die Resonanz ist gut: „Es nützt auch nichts, den alten Zeiten nachzuweinen. Wir machen das Beste aus der Situation!“
Julia Schäfer