Das Internet der Zukunft erst im nächsten Jahr EU-Richtlinien legen schnellere Leitung lahm
Jüchen · Internet für alle Anwohner im Wahlbereich 02165? Leider doch Fehlanzeige! Denn abgesehen von den "weißen Flecken" gibt es noch mehr Bürger, die an wenige Megabit pro Sekunde gebunden sind. "Ich wohne im Zentrum von Jüchen und wenn das künftig nicht klappt, bleibt mir nichts anderes übrig als Wegzuziehen", sagt Matthias Nolden.
2005 ist Nolden nach Jüchen gezogen. Der Grund: Die Straße "In den Gärten" liegt sehr zentral. Für den Unternehmensberater, der oft von Zuhause aus arbeitet, eine gute Voraussetzung. "Ich brauche das Internet sehr oft. Aber die Leistung hier ist eine Zumutung", so der Geschäftsmann. Denn weder die "Deutsche Glasfaser" noch die "Telekom" wollen für schnelleres Internet sorgen. "Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen und daher auf die 40 Prozent angewiesen, um ausbauen zu können", erklärt Nicole Holländer, Pressesprecherin der "Deutschen Glasfaser", "bei der Nachfragebündelung vor anderthalb Jahren konnten die allerdings nicht erreicht werden." Für Matthias Nolden ist diese Aussage aber kein Trost: "Wir sind eine neu erschlossene Straße mit vielen Leergrundstücken die einfach mit in diese 40 Prozent berechnet wurden. Dass die kein schnelleres Internet brauchen, ist klar." Etwa zwölf Haushalte seien betroffen. Nur das erste Haus sei bei der Verlegung zur Parallelstraße "Im Bauerfeld" angeschlossen worden. "Das ist für mich ,cherry picking'", so Nolden. Als er nach 18 Monaten seine Anmeldung dann bei der "Deutschen Glasfaser" zurückzog, erhielt er ein Schreiben, in dem man seine Kündigung bedauere. "Da hab ich mich wirklich verarscht gefühlt", sagt Nolden, "nach dem Artikel im Top-Kurier habe ich mich dann mit Simon Pohlen von der ,Deutschen Telekom' in Verbindung gesetzt. Der sagte mir, dass unsere Straße im Nahbereich liege und aus EU-politischen Gründen ein Anschluss nicht möglich sei."
Nun habe Nolden sich in einem Telekom-Shop beraten lassen und auf eine Hybrid-Lösung zurückgegriffen. Dabei laufen bei einer 100.000 Leitung etwa 16.000 über Kabel. Glücklich sei Nolden mit der Lösung allerdings nicht. "Ich will, dass alles über das Kabel kommt, das ist zuverlässiger." Doch bis es soweit ist, muss er wohl noch etwas warten: Anderthalb Jahre um genauer zu sein.
"Der Ansatz, auch den sogenannten Nahbereich in einem Radius von 500 Metern rund um die Vermittlungsstellen im Vectoringverfahren auszubauen, war politisch umstritten, weil aus technischen Gründen jeweils nur ein Anbieter den Ausbau realisieren kann. Erst Ende des vergangenen Jahres [wurde] grünes Licht für den Vectoring-Ausbau auch im Nahbereich gegeben. Die Unternehmen müssen sich um den Ausbau der Nahbereiche bewerben", erklärt Katja Werz von der "Deutschen Telekom", "für den Nahbereich von Jüchen hat die Telekom jetzt den Zuschlag erhalten. Da sich die politische Diskussion im Vorfeld aber so lange hingezogen hat, können wir den Nahbereich im Ortszentrum — dazu zählt auch ,In den Gärten' zählt — erst nach den anderen Ortsteilen von Jüchen in 2018 ausbauen." Eine Antwort auf die Nolden von der Politik gehofft hätte. "Worüber ich mich am meisten ärgere ist, dass die Politik immer betont, dass sie sich für flächendeckende Versorgung der Haushalte mit schnellem Internet einsetzt", meint er, "das stimmt aber nicht."