So ticken die Fans von „Borussia“ Mönchengladbach und dem 1. FC Köln Derby-Zeit in “Menschen in Jüchen”

Jüchen · Jüchen ist voll von Fußball-Fans, die ihre Bundesliga-Vereine tatkräftig unterstützen. "Menschen in Jüchen" hat sich die größten Kontrahenten rausgepickt: Die "Borussen" aus Mönchengladbach und die "Geißböcke" aus Köln berichten, warum ihr Herz für den Verein schlägt und was die Fankultur ausmacht.

Foto: privat

Beim Fanclub "Jetzt erst recht" vom 1. FC Köln ist der Name Programm: Sechs FC-Freunde gründeten den Fanclub, nachdem die "Rot-Weißen" vor elf Jahren gegen Freiburg verloren und somit den Aufstieg in die erste Bundesliga verpassten. "Die Stimmung war ganz unten, aber wir wollen uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben dann aus dem Bauch heraus unseren Fanclub im ,Ehrenfelder Brauhaus‘ gegründet", berichtet Vorsitzender Hans-Josef Körfer. Mit zwölf Mann starteten die Fans bei ihrer ersten Versammlung, über die Jahre sind es schon 110 Fans geworden, die sich bei "Jetzt erst recht" zusammengeschlossen haben.

"Warum gründen wir keinen Fanclub?"

Die "Kommerbacher Dorfborussen" fanden sich 2011 zu einem Fanclub zusammen — ausgerechnet beim Spiel gegen die größte Konkurrenz aus Köln. Vorsitzender Andreas Daners erinnert sich: "Nachdem wir schon lange gemeinsam zu den Heimspielen gefahren sind, haben wir uns gefragt: Warum gründen wir eigentlich keinen Fanclub? Gesagt, getan, und am 25. November 2011 zum Auswärtsspiel in K*ln haben wir uns dann gegründet." Aktuell zählen 25 Mitglieder — von drei bis 62 Jahre — zu den "Dorfborussen".

110 Fans unter einen Hut zu bekommen ist gar nicht so einfach, dennoch schaffen die Köln-Fans es, sich zu Versammlungen zu treffen und im Jahr zwei bis drei Fan-Talks zu veranstalten. In diesem Jahr gab es hohen Besuch zu diesem Anlass: Toni Schumacher besuchte die Fans aus Jüchen und Grevenbroich und plauderte aus dem Nähkästchen.

"Ein toller, bodenständiger Typ", resümiert Körfer. Auch zu den Auswärtsspielen kommen die Fanclub-Mitglieder zusammen und schauen im "Ehrenfelder Brauhaus", was die Männer von Trainer Markus Anfang auf dem Platz so treiben. Das Brauhaus ist auch vor und nach den Heimspielen Treffpunkt für die Fans. Obwohl Körfer schon 70 Jahre alt ist, nutzt er jede Gelegenheit, seine Kölner live zu sehen.

Es wird "jesungen" und "jelaacht"

Die Konkurrenz aus Mönchengladbach hält alles etwas kleiner: "Wir treffen uns natürlich zu jedem Heimspiel im Stadion. Darüber hinaus gucken wir gemeinsam die Auswärtsspiele zusammen im Fankeller bei Hermann-Josef. Zwei Mal im Jahr gibt es eine Mitgliederversammlung, meist in der Sommer- und Winterpause. Bei Heimspielen fahren wir etwa drei Stunden vor Spielbeginn nach Rheydt zu unserer Stammkneipe, treffen uns dort mit anderen Fans, trinken zusammen ein Gläschen oder zwei und fahren von dort mit dem Shuttlebus zum Stadion, wo wir weitere Fanclubmitglieder treffen. Übers Jahr verteilt fahren wir in den unterschiedlichsten Konstellationen auch zu einigen Auswärtsspielen, mal nur zu zwei oder dritt, mal zu zehnt oder zwölft. Bei den europäischen Auswärtsspielen waren wir natürlich auch vertreten, zum Beispiel in Rom, Glasgow oder Barcelona. "

Was macht eigentlich die Begeisterung für den jeweiligen Verein aus? Körfer muss nicht lange überlegen: "Wo de Kölsche sinn, da wird jesunge und jelaach. Wenn sonntags um 13.30 Uhr angepfiffen wird, wird gesungen und gelacht. Wenn montags um 20.30 Uhr ein Spiel ist, sind fast genauso viele Fans im Stadion und sorgen für Stimmung. Wir lassen uns das nicht nehmen, egal wie blöd der Spieltag liegt für uns. Und wer einmal Kölner ist, der bleibt immer Kölner… Bei mir zieht sich das auch durch das ganze Leben. Meine Mutter war ein echt kölsches Mädel, klar dass ich FC-Fan geworden bin. Und meine Töchter haben es von mir vorgelebt bekommen und sind natürlich ebenfalls Kölnerinnen."

Noch einmal Deutscher Meister werden...

Daners kommt ebenfalls ins Schwärmen, wenn er an "seine" Borussia denkt: "Die Vielfältigkeit der Fanszene, die Familienfreundlichkeit, die Bodenständigkeit und Gradlinigkeit des ganzen Vereines in einer immer wilder werdenden Zeit, machen die Borussia aus. Außerdem dass hier Tradition gelebt wird, dass keine Namensrechte an (Groß)-Investoren veräußert werden, die Heimatverbundenheit des Vereins und vor allem, dass dies ein (aus eigener Kraft) gewachsener Verein ist und kein Produkt."

Natürlich haben beide Vereinsvorsitzenden große Hoffnungen für die Zukunft. Körfer wünscht sich für die "Geißböcke" den Wiederaufstieg: "Ich möchte wieder Derbys gegen die ,Borussia‘. Aber wie Toni Schumacher bei seinem Besuch sagte: ,Fußball ist kein Wunschkonzert‘. Aber wir haben einen guten und breiten Kader, das wird schon klappen."

Bei der "Borussia" läuft es derzeit nicht schlecht. Daners und seine Vereinskollegen Andre Postels und Hermann-Josef Claßen wissen deshalb ganz genau, was sie sich wünschen: "Ein nationaler oder auch internationaler Titel wäre schon schön. Natürlich würden wir sehr gerne (nochmal) eine Deutsche Meisterschaft miterleben…"

Beiden Vereinen sind die Daumen gedrückt, denn nur wenn Körfers Wunsch vom Wiederaufstieg in Erfüllung geht, ist auch das nächste Derby möglich. Und da herrscht ja immer eine ganz besondere Stimmung…