Leuchtende Augen: Grund für „St. Martin“

Jüchen · „Die Kinder freuen sich schon lange vorher auf den Tag. Es ist schön, sie singen zu hören. Daher wäre es schade, wenn diese Tradition untergehen würde“, überlegt Marc Pöstgens. Seit sieben Jahren spielt der 43-Jährige nun schon die Rolle des „St.

In der nächsten Woche sitzt Marc Pöstgens wieder auf seinem Pferd und teilt in der Rolle des „St. Martin“ seinen roten Mantel. Dabei summt er oben gerne mal die Martinslieder mit.

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Martin“ in Jüchen. Ans Aufhören ist nicht zu denken.

„Gerade im Kindergarten, wenn ich den weißen Bart trage, erkennen mich die Kinder gar nicht“, lächelt Pöstgens, „dann werde ich mit offenen Mündern angestarrt, weil die Kinder gar nicht begreifen können, woher ich ihren Namen kenne.“

In der Gemeinschaftsgrundschule sieht das ganz anders aus. Da hat der Sohnemann schon stolz rumerzählt, dass Papa der „St. Martin“ ist. „Vorher war es eher so, dass meine beiden Kinder nicht wollten, dass ich reite, sondern im Zug mitgehe“, erinnert sich der Familienvater. Jetzt haben die beiden aber schon lange akzeptiert, wenn Papa Marc in sein Kostüm schlüpft.

Und obwohl Marc Pöstgens die Rolle des „St. Martin“ nunmehr seit sieben Jahren inne hat, ist er aufgeregt wie beim ersten Mal. „Der Grund, weshalb ich den ,St. Martin’ jedes Jahr aufs Neue spiele, sind die leuchtenden Kinderaugen“, strahlt er und verspricht, „sofern ich weiterhin für den Martinszug gefragt werde, möchte ich den ,St. Martin’ auch gerne weiterspielen.“

Dabei führt er traditionell am 6. November im Anschluss an den Umzug, der um 18 Uhr stattfindet, mit jemandem aus der Schulpflegschaft als Bettler die Mantelteilung durch und verrät: „Wenn der Mantel zerrissen wird, ist das Klett. Der Mantel ist dann nicht kaputt und muss nicht neu gekauft werden.“ Das Reiten musste der 43-Jährige nicht extra für seine Rolle als „St. Martin“ lernen. Bereits als kleines Kind saß Pöstgens schon auf einem Pferd. „Einmal bin ich dann aber vom Pferd gefallen und habe mich nicht wieder getraut zu reiten“, erinnert der Jüchener sich, „durch meine Ehefrau bin ich vor zehn Jahren aber wieder an das Reiten gekommen.“ Übrigens die Martinstradition mit Gänsebraten, Laternen und Süßigkeiten wurde in diesem Jahr zum immateriellen Kulturerbe von Nordrhein-Westfalen ernannt.

„Ich persönlich finde es sehr wichtig, die Tradition aufrecht zu erhalten und setze mich gerne dafür ein. Mit neuen Kulten wie Halloween kann ich nichts anfangen. Deswegen finde ich es toll, dass der Martinsbrauchtum als Kulturerbe aufgenommen wird“, so Marc Pöstgens, der sich übrigens nicht nur als „St. Martin“, sondern auch seit mehr als 20 Jahren als Freiwilliger bei der Feuerwehr engagiert. Die Kollegen, die also während des Zuges neben ihm laufen, wissen ganz genau wer da auf dem Pferd sitzt.

-agr.

(Kurier-Verlag)