Horst Dederichs erkundet Schiffswracks Vom "Bunte-Fische-Tauchen” zum gefragten Profi

Hochneukirch · "Meine letzte Expedition mit dem WDR war nach Tunesien auf den Spuren von Erwin Rommels Kriegsflotte (Anmerkung der Redaktion: Deutscher General zur Zeit des Nationalsozialismus)", berichtet Horst Dederichs, "nachdem wir Monate vorher Seekarten studiert haben, sollten sich an der afrikanischen Küste viele Wracks befinden."

Foto: Andreas Kloft

Für den erfahrenen Taucher ein kostbarer Schatz. Doch gefunden hat er nichts. "Im Hafen von Lampedusa sind wir dann auf einen Seemann gestoßen, der uns die richtige Position nennen konnte", erzählt er weiter. "Für uns ein totaler Glücksgriff. Denn in den folgenden Tagen konnten wir an einigen nicht oder nur sehr selten betauchten Wracks tauchen. Ein absolutes High-Light."

Foto: Andreas Kloft

Schon als Kind von Wasser angetan

"Versunkene Schiffe haben immer eine mystische Aura, das hat mich immer fasziniert", schwärmt er. Dabei bleibt es nicht nur bei dem einen Wrack. "Je tiefer man taucht, desto größer ist die Spielwiese", lächelt der 49-Jährige. Und die Community unter den Tauchern ist gut. "So bin ich auf einen Luxusliner vor der irischen Küste gestoßen", erzählt er weiter.

Einen Flugzeugträger hat der Hochneukirchener bei seinen bisherigen Expeditionen aber noch nicht entdeckt. "Es gibt nicht viele Flugzeugträger im Ozean", weiß er, "was ich schon immer einmal machen wollte, ist im Bikini-Atoll (Anmerkung der Redaktion: ehemaliger Schauplatz für Kernwaffentests der USA) zu tauchen", so Dederichs, "die Natur hat sich mittlerweile von den Atombomben-Tests der USA erholt. Dabei wurden Schiffe und Flugzeugträger einfach im Ozean versenkt." Für den 49-Jährigen ein wertvoller Ort, um sich einen Traum zu erfüllen.

Schon als Kind hatte Horst Dederichs eine hohe Affinität zum Wasser. "Ich war auch bei der DLRG in Hochneukirch. Mit 16 Jahren habe ich dann meine ersten Tauchschritte gemacht", erinnert er sich. Das scheiterte dann jedoch an seiner Volljährigkeit. "Ich war nicht mobil und ohne Auto ist die Tauchausrüstung verdammt schwer", weiß er, "mit 19 Jahren habe ich dann noch einmal in Kuba mit dem Tauchen angefangen. Da scheiterte es aber an dem Geld."

"Wir wissen weniger über die Ozeane als über das Weltall"

Doch das Tauchen ließ ihn nie wirklich los. "Während meines Geschichts-, Politik- und Philosophie-Studiums habe ich dann meinen ersten Tauchschein gemacht." Darauf folgten noch viele weitere. Danach arbeitete Dederichs im Alter von 22 als Tauchlehrer. "Ein Jahr war ich dabei in Ägypten tätig. Das gilt als eine der Top-Tauch-Destinationen in der Nähe von Deutschland", verrät er. So gilt der Atlantik eher als anstrengend zum Tauchen und im Mittelmeer finden sich mehr Wrack-Teile als Fische. Deshalb geht es für ihn auch 2020 in Tauch-Urlaub nach Mexiko. "Ich hoffe dann endlich einen Wal zu sehen", gesteht er aufgeregt.

Dabei faszinierte ihn immer die Schwerelosigkeit im Wasser. "Und, dass wir, obwohl unsere Erde zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, weniger über den Ozean wissen als über das Weltall."

Tauchen grenzt er jedoch klar vom Sport ab. "Tauchen ist eine Freizeitbeschäftigung, kein Sport. Und es gibt keine wirklichen Altersgrenzen. Wichtig ist nur, keine Platzangst oder Angst vor Wasser zu haben", erklärt er.

Doch nicht nur das Ertauchen eines Flugzeugträgers steht auf der Wunschliste von Horst Dederichs. "Ich habe noch nie einen Wal gesehen", gibt er zu. Dabei fing seine Tauch-Affinität gerade als "Bunte Fische"-Expedition an. "Tauchen bietet eine endlose Bandbreite. Das tropische Korallenriff bietet auf einem Quadratmeter eine so enorme Artenvielfalt wie ein tropischer Dschungel auf 1.000 Quadratmetern", zeigt er sich fasziniert, "unter Wasser ist man immer ganz nah am Tier dran. Das reicht von der Nacktschnecke bis hin zum Wal."

Hai-Geschichten sind totaler Quatsch!

Delfine sind dabei Dederichs liebste Tauch-Partner. "Das sind tolle Tiere, die super verspielt sind und eine liebe Aura haben. Wenn man Glück hat und auf ein Delfinrudel trifft, bleiben sie auch für eine längere Zeit bei den Tauchern", erzählt er weiter.

Und auch auf Tigerhaie (Anmerkung der Redaktion: Diese Art der Haie gilt, neben dem Bullenhai und weißen Hai, als gefährlichster Hai der Welt) ist der 49-Jährige schon gestoßen. "Die ganzen Hai-Geschichten sind totaler Quatsch. Auch das, was die Filme über den weißen Hai vermitteln und er einen auffrisst", schmunzelt der Taucher, "jedes Tier hat eigentlich eher Angst vor uns Tauchern. Wir sind laut, zu groß und unbekannt, sodass sie uns eher aus dem Weg gehen. Bei Surfern ist es kritisch, weil sie an der Wasser-Oberfläche aussehen wie eine Robbe und der Hai dann einen Probe-Angriff startet. Wenn er dann aber merkt, das Brett schmeckt nicht, dann lässt er auch wieder vom Menschen ab."

So ist auch seine Einstellung gegenüber giftiger Tiere in der Unterwasser-Welt. "Klar gibt es auch unter Wasser giftige Tiere wie Schlangen, Steinfische oder den blauen Oktopus", weiß Dederichs, "aber so lange man die Tiere nicht anfasst und provoziert, was ich allgemein total doof finde, passiert auch nichts."

Auch bei Thailand-Drama vor Ort

Folglich steht auch der Orka-Wal auf seiner "To-Do-Liste". Berichten, die das Tier als Killerwal und somit als gefährlich einstufen, schenkt er keine Beachtung. "Orkas sind so hochinteressante Tiere. Natürlich sind es auch Raubtiere, ich will das gar nicht so leicht darstellen, aber die Tiere sind äußerst intelligent. Der Begriff ,Killerwal‘ geht in eine absolut falsche Richtung", stellt Horst Dederichs klar, "außerdem habe ich schon sehr große Tigerhaie gesehen und die sind bei Weitem gefährlicher."

Gefährlich ging es auch für seine Tauch-Kollegen in Thailand zu. "Ich habe mit dem Tauch-Geschäft ,Scuba Force‘ in Mönchengladbach mein Hobby zum Beruf gemacht", erzählt Dederichs weiter, "wir stellen hier spezielles Tauch-Equipment her und wurden über das weltweite Vertriebsnetz für ein Kreislaufgerät für die Rettungsaktion der thailändischen Fußballmannschaft, die in einer Höhle gefangen waren, angefragt. Es nützt aber nichts nur das Equipment rüber zu schicken, wenn sich keiner damit auskennt."

Zwei seiner Taucher haben die Reise nach Thailand angetreten, um die Jungen zu befreien. "Eine war auch in das Rettungsteam integriert", erklärt er. Eine solche Situation sei aber eher ungewöhnlich und selten. "Höhlen sind entweder nur trocken und nur nass", weiß er, "damit waren wir noch nie konfrontiert und so etwas hat es auch noch nie gegeben." Zum Glück konnten die Jungen der Mannschaft gesund geborgen werden.