Melanie Ammon als weiblicher „St. Martin“ Brauchtum gilt es weiterhin zu pflegen

Blond, Brillenträger und dann auch noch eine Frau – die Ähnlichkeit von Melanie Ammon zum St. Martin ist also gleich null. Weil sich in der Vergangenheit aber kein Mann für die Funktion des heiligen Mannes finden ließ und bereits Ammons Vorgängerin den St Martin gespielt hat, schlüpft die 35-Jährige nun bereits zum 18. Mal in diesem Jahr in die Rolle des St. Martins. „Ich finde es wichtig, das Brauchtum und die Tradition zu pflegen. Es wäre schade, wenn das aussterben würde“, überlegt die 35-Jährige.

Melanie Ammon als St. Martin verkleidet.

Hoppers. Für Melanie Ammon war St. Martin schon früher eine prägende Figurgewesen. „Ich war beeindruckt und hatte zugleich Ehrfurcht vor ihm“, erinnert sie sich heute. Sobald Ammon selbst ihren roten Mantel und die passende Mitra überzieht und sich den weißen Bart vor ihr Gesicht klemmt, ist sie gar nicht mehr wieder zu erkennen – nur wenige Kinder wissen, wer sich hinter dem St. Martin auf dem Pferd befindet. „Manche rufen dann ,hallo Melanie’“, lacht sie – andere Kinder haben eher Angst vor ihr. Dass sich eine Frau in die Rolle des heiligen Martins eingefunden hat, fällt gar nicht weiter auf. „Ich versuche meine Stimme einfach zu verstellen“, erzählt die Kindergärtnerin weiter, „bloß mit meiner Brille wird es manchmal schwierig.“ Die muss Melanie Ammon dann auch mal ablegen und ohne Brille reiten.

Ebenso problematisch wird es manchmal auch bei der Führung der Pferde. Und das, obwohl die Glehnerin bereits seitdem sie zehn Jahre alt ist, auf einem Pferd sitzt.

„Auch wenn die Tiere ausgebildet sind, sind es immer noch Fluchttiere“, so Ammon weiter. Deswegen finde die symbolische Mantelteilung an der Feuerstelle auch ohne Pferd statt. „Das ist mir zu gefährlich“, geht sie auf Nummer sicher.

Seit 2012 teilt die 35-Jährige respektvoll und ehrfürchtig den Mantel mit André Reisert als Bettler. Eine Idee, die sie selbst eingeführt hat. „Es hat irgendwas gefehlt, jetzt ist die Darbietung des heiligen Martins komplett“, ist sie überzeugt. Schließlich bekommt die Kindergärtnerin vom Laternen basteln, über das Liedersingen bis hin zur Tütenvergabe alles rund um den St. Martin mit.

„Beim Brauchtum geht es ums Teilen, das versuchen wir bereits im Kindergarten zu vermitteln“, erklärt sie, „das ist auch Sinn und Zweck des Umzugs.“ Ammon selbst hat auch schon oft geteilt – in Form von Spenden oder ihr Pferd, das Kinder dann reiten oder streicheln dürfen. Übrigens findet der Martinszug der Dorfgemeinschaft Wey/ Hoppers am 16. November statt. Die übrigen Martins-Züge, die unserer Redaktion vorliegen, sind: Am 8. November in Otzenrath und um 17.30 Uhr in Rath/ Wallratj. Am 9. November geht es in Bedburdyck und Neuenhoven weiter. Am 10. November findet der Martins-Umzug in Damm statt. Am 14. November dann in Kelzenberg, sowie am 15. November in Aldenhoven und Hackhausen.Alina Gries