Von „Wagen-Engeln“, „Wildpinklern“ und einem ganz jungen Elferrat ..!

Gustorf · Karneval ist eine ernste Angelegenheit. Zumindest wenn man mit der Organisation und vor allem mit dem Thema „Sicherheit“ beauftragt ist. Jakob Jansen, seines Zeichens Geschäftsführer des „Närrischen Sprötz-Trupp“ aus Gustorf gab dem Erft-Kurier und seinen Lesern jetzt einen kleinen Einblick ...

Großwagen, wie dieser hier aus dem Jahren 2011, sind herrlich anzuschauen, kosten die Karnevalisten aber jede Menge Geld.

Foto: Fotos (4): Archiv

Beispiel Altweiber-Party im Festzelt, „das einzige Angebot für Jugendliche, das es in der Stadt noch gibt“, so Jansen. Hier lobt er die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und Polizei („klappt hervorragend“). Im Zelt und auf dem Platz gelte ein absolutes Flaschen- und Glasverbot.

Der Straßenkarneval hat in Gustorf eine glorreiche und lange Tradition. Und das Archiv des Erft-Kurier ist voll von tollen Fotos, die dies auch anschaulich unter Beweis stellen. Hier haben wir drei aus dem Jahre 2012 herausgegriffen.

Schon am Bahnübergang würden Ordnungsamt und Polizei Taschenkontrollen durchführen und Flaschen konfiszieren. Im Zelt ständen zudem 13 Mitarbeiter eines Sicherheits-Unternehmens bereit.

„Deshalb hatten wir in den vergangenen drei Jahren auch Ruhe. Alle konnten entspannt und ohne Zwischenfälle feiern“, so der Geschäftsführer gegenüber dem Erft-Kurier. Und das bei rund 1.200 Jugendlichen, die traditionell am dollen Donnerstag ins Gustorfer Zelt kommen würden.

Und auch das Bändchen-System (rot - gelb - grün je nachdem, ob und welchen Alkohol der einzelne Gast trinken dürfe) habe sich bewährt.

Bei der Sonntags-Veranstaltung („da sind wir ja quasi unter uns“) übernimmt der Vorstand höchstpersönlich die Einlasskontrolle.

Am Rosenmontag aber stehen wieder zehn Leute Security im Zelt, die zugleich auch den Karnevalsumzug begleiten. Eine ihrer Hauptaufgaben ist dabei ein recht delikate: Sie sollen das „Wildpinklertum“ unterbinden. Zu oft fand in der Vergangenheit nämlich eine für die Hausbesitzer am Wegesrand mehr als unangenehme „Reviermarkierung“ durch die Narren statt.

„Wenn wir mit unserem Großwagen am Rosenmontag losfahren, sind wir schon tausend Euro los, bevor noch eine einzige Kamelle geworfen haben“, lenkt Jakob Jansen den Blick auf ein anderes Thema: Vorschriften und Kosten.

So muss jedes Fahrzeug im Zug eine Woche vor Karneval vom TÜV kontrolliert werden. „Das kostet jährlich für jeden Wagen 70 Euro. Neue Wagen bekommen eine Grundüberprüfung für 100 Euro“, berichtet Jansen. Und Vorstandskollege Frank Glaser ergänzt: „Fünf Wagen werden dann in einer Stunde überprüft und wir sind 350 Euro los.“

Was viele Landwirte, die ihre Traktoren zur Verfügung stellen würden, nicht wüssten, ist, dass sie dafür das Einverständnis ihrer Versicherung brauchten. Wenn das nicht vorliegt, könnte es im Schadensfalle zu Regulierungsproblemen kommen.

Nächster Kostenpunkt: die „Wagen-Engel“. Auch hier gibt es genaue Vorschriften: Bei einem Pkw werden zwei von ihnen gebraucht, bei einem zwölf Meter langen Wagen sogar acht, die daneben her gehen und für Sicherheit sorgen. Sie müssen über 18 sein und natürlich nüchtern bleiben!

So läppern sich die Kosten, damit die närrischen Fans am Straßenrand unterhalten werden können. Das Wurfmaterial komme noch extra.

Dass all diese Auflagen die Menschen nicht davon abhalten können, ihren Karneval zu feiern, zeige der „Sprötz-Trupp“ aber auch: Inzwischen gibt es einen ganz jungen Elferrat rund um Mario Bochinsky. „Die Jugend ist die Zukunft“, stellt Jakob Jansen aus tiefster Seele und wohl auch vollkommen zurecht fest.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)