Und wieder wurde ein Knabe geboren mitten in kalter Nacht
Grevenbroich · Tanja Hock hatte gerade auf „Facebook“ gepostet, dass sie einen schönen Tag mit den Kindern abgeschlossen hatte. Als sie sich in ihr Bett gekrochen war, kam ein Anruf des Nachtwächters, dass sie zum Tor kommen soll, es wäre eine Frau kurz vor der Geburt da.
In Madagaskar oft ein großes Problem. Deshalb gibt es das „Hebammen-Mobil“.
Tanja Hock stammt aus dem Grevenbroicher Süden, hat aber ganz im Süden eine neue Heimat und ein große Aufgabe gefunden: Im Auftrag der „Mobilen Hilfe Madagaskar“ kümmert sie sich um ebendieses „Hebammen-Mobil“, das auf der Insel segensreich unterwegs ist. So auch in jener Nacht.
Für Tanja Hock hieß es also, raus aus dem Bett und an die Arbeit. Doch so gut wie es eigentlich bei den madagassischen Frauen sonst oft (nicht immer) voran geht, lief es nicht. Nach Untersuchungen und Ultraschall berechnete Tanja die eventuelle Größe des Babys und befürchtete „das passt da nicht durch!”
Nun ist so was ja in Deutschland auch kein Drama, nur auf Madagaskar muss man erst mal ein Krankenhaus kennen, das auch nachts einen Kaiserschnitt ausführen kann.
Meist sind die Türen zu, weil die Leute schon am Tag nicht kommen können, da als erstes Geld (das sie nicht haben) hinterlegt werden muss, um überhaupt einen Arzt zu sehen. Na ja, das klappte in diesem Fall alles und der kleine Junge kam gesund mit 3.660 Gramm (bei der Größe der madagassischen Frauen, die aussehen wie unsere zehn-, elfjährigen Mädchen ist das eindeutig zu groß) gegen Morgen zur Welt.
Tanja Hock hatte das „Eintrittsgeld“ hinterlegt, die OP bezahlt und war auch dabei. Als sie nach Hause fuhr, war schon reges Leben auf den Straßen und die Fahrt durch Antananarivo dauerte auch noch länger.
Am nächsten Abend dann der gleiche Fall: Wieder war ein Kaiserschnitt nötig. Sonntagsnachts ist es noch viel dramatischer ein Krankenhaus mit einem bereitwilligen Arzt zu finden. Also nach sehr langem Hin und Her, „Eintritt“ bezahlen und sich nicht wegschicken lassen, zog der Arzt die Operation immer mehr in die Länge. Tanja sah, dass die Kräfte der werdenden Mama immer weniger wurden und drohte dann dem Arzt, wenn die Mutter oder das Baby sterben würde, wird sie dafür sorgen, dass er nicht mehr als Arzt arbeiten darf.
Das wirkte: Das Baby kam mit 3.520 Gramm gesund zur Welt und Tanja fuhr zurück. „Wenn ich heute Nacht nicht hier gewesen wäre oder mich hätte wegschicken lassen, wären Beide gestorben“, ist sich Hock sicher.
Die „Mobile Hilfe Madagaskar“ ist natürlich auf Spenden angewiesen. Wie gespendet werden kann, steht auf
www.mobile-hilfe-madagaskar.de
. Derzeit geht es vor allem um neuen Batterien und Reifen für das Hebammen-Mobil.