Vier neue Stolpersteine: Hass löst keine Probleme
Grevenbroich · Gestern verlegte Künstler Gunter Demnig wieder „Stolpersteine“und zwar im Bahnhofsviertel, in Hülchrath und in Gindorf. Mit dabei Ulrich Herlitz vom „Arbeitskreis Judentum“ im Geschichtsverein Grevenbroich: „Wir freuen uns, dass wir mit der ,Stellwerk-Initiative’ im Bahnhofsviertel, Schülern der „KKG gegen das Vergessen“, der Dorfgemeinschaft Hülchrath und dem Ortsnetzwerk für Gustorf und Gindorf gemeinsam das Projekt fortführen konnten.“
Und weiter: „Besonders freuen wir uns auch darüber, dass Bürgermeister Klaus Krützen ebenso wie seine beiden Vorgänger vor ihm – Ursula Kwasny und Theo Hoer – die Stolpersteinaktion unterstützt.“ Zur Verlegung an der Bahnstraße kam er dann auch persönlich.
An der Bahnstraße Hausnummer 16 wird einer Witwe Rose Eichengrün gedacht, deren Geschäft und Wohnung nach dem Novemberpogrom der „Kristallnacht“ vollständig zerstört wurde, und die dann im März 1939 nach Köln verzog. Sie starb nach ihrer Deportation in das Lodzer Ghetto im vernichtungslager Chemno. Finanziert wurde der Stein von der „Rütten GmbH“, die damals quasi noch Nachbarn waren.
An der Bahnstraße Hausnummer 79 wird dem Stolperstein Josef Katz, der mit drei Brüdern in seinem Vaterhaus aufwuchs, in Königsberg einen Pferdehandel aufbaute, um für den Viehhandelsbetrieb an der Bahnstraße Vieh und Pferde in Ostpreußen aufzukaufen. Josef Katz musste nach dem Novemberprogrom Königsberg verlassen, lebte dann einige Zeit noch in Grevenbroich, um in Belgien unterzutauchen. Von dort wurde er deportiert und ermordet.
Die Familie Wolf musste Hülchrath schon vor dem Novemberporgrom der „Kristallnacht“ verlassen, da der Leiter der neuen „Rheinischen NS-Bauernschule“ auf dem Schloss Hülchrath zur „Sonnenwendfeier“ im Mai 1938 Hülchrath „judenfrei“ haben wollte und dies mit gewaltsamen Übergriffen weitgehend durchsetzte. Schon vorher musste der Sohn Heinz-Alexander mit 16 Jahren in die Niederlande fliehen, weil ihm ein Verfahren wegen „Rassenschande“ mit einem „arischen“ Hausmädchen drohte. Er wurde in Sobibor ermordet, seine Familie im Ghetto von Riga.
Für Sara Baruch Kaufmann, die in Gindorf als Witwe eine Mazzenbäckerei betrieb und hochbetagt jenseits der 80 nach dem Novemberprogrom ihren Heimatort Gindorf verlassen musste, gilt der vierte Stein ebenso wie für ihre Tochter Emma Kaufmann. Beide konnten dem Holocaust nicht entgehen.