Unser Wald muss umgebaut werden Ulmen, Fichten, Ahorn werden nicht überleben
Grevenbroich · Stadtförster Frank Wadenpohl machte in der Sitzung des Umwelt-Ausschusses seinem Ärger Luft: "Es macht keinen Spaß mehr, in den Wald hineinzugehen", gab er offen zu. Und: "Ich sehe da eher schwarz", sagte er mit Blick auf den Zustand "seiner" Bäume.
Stürme, die Sommer-Dürre und immer wieder neue Schädlinge bedrohen die Bestände. Die Zukunft sei ein "Ausprobieren" …
Allein am "Strategischen Bahndamm" mussten zu Beginn des Jahres 280 Ahorn-Bäume gefällt werden. Der Rußrinden-Pilz hatte ihnen den Garaus gemacht. Das ist kein Einzelfall. Stadtförster Frank Wadenpohl ist sich vielmehr sicher: "In zehn, 15 Jahren wird es bei uns im Wald keinen Ahorn, keine Esche und keine Fichten mehr geben", sagte er vor den Umwelt-Politikern.
Auslöser sei das sich verändernde Klima, das Stürme und heiße und trockene Sommer mit sich bringen würde. "Das bedeutet einen besonderen Stress für die Bäume und macht sie anfällig für Schädlinge", untermauert Stadtsprecher Stephan Renner die Aussagen seines Wald-Fachmannes.
Neben dem Ahorn sind es auch die Rosskastanien und die Ulmen, die akut bedroht sind: Die ersteren kämpfen mit Bakterien, die "Wasserleitungen" in den Bäumen verkleben, so dass sie von innen heraus vertrocknen. Die zweiten werden von einer Pilz-Infektion bedroht.
Und auch die Fichten werden, so Wadenpohl, hierzulande bald Geschichte sein: Die Trockenheit und der dadurch besonders aggressive Borkenkäfer würden dafür sorgen, dass von den aktuell vier Hektar nichts mehr übrig bleiben würde. Und er beschreibt: Im Juli/August des vergangenen Jahres sei der Torf im Waldboden dermaßen trocken gefallen, dass es im Boden Risse mit bis 30, 40 Zentimetern Tiefe gegeben habe.
"Wir haben überhaupt keine Planungssicherheit mehr", seufzte Wadenpohl denn auch frustriert.
Hinzukommt, dass bei den Sturm-Ereignissen (von "Ela" bis "Gebhard") "gesunde Bestände weniger leiden als erkrankte", weiß Renner zu ergänzen.
Schließlich sind da dann auch noch die Flutkanäle, die der Erft-Verband im Bend unterhält und die mehr als "randvoll" Wasser führen, die an vielen Stellen einfach über die Ufer treten. "Der Boden ist dort total durchfeuchtet, die Bäume stehen mit ihren Füßen im Wasser und sind nicht mehr stabil", so Renner. Schon leichtere Stürme würden für sie zur Bedrohung.
Der Blick in die Zukunft sei "ein Ausprobieren". Gepflanzt wurden dieses Jahr schon rund 12.000 Setzlinge. Dabei werden Sorten getestet, die weniger hitzeanfällig sind: Roterle, Flatterulme, Walnuss, Pekanuss, Baumhasel, japanische Birke, Hickory und der Tulpenbaum sind da nur einige Beispiele. Ein Setzling kostet je nach Art 1,50 bis fünf Euro. Renner: "Mit rund 25.000 Euro zuzüglich den Kosten für Schutz gegen Wildverbiss sind wir dabei."
Natürlich braucht es einige Jahre, bis aus den Setzlingen eine neuer Wald werden kann. Und es braucht auch viel Pflege. Erst dann werden wir wissen, ob der "Wald-Umbau" gelungen ist.
Gerhard Müller