Tragische Suche nach dem Warum? Heesch: Mal war alles „tippi-toppi“, mal sah es wie „bei Hempels“ aus
Grevenbroich. · Desorganisation. Verwahrlosung. Kindeswohl-Gefährdung. Drei Begriffe, die im Zusammenhang mit dem toten Jungen aus Wevelinghoven (wir berichteten) eine Rolle spielen, die für den Laien aber schwer einzuordnen sind.
In der Pressekonferenz der Stadt am Gründonnerstag versuchte Jugend-Dezernent und Erster Beigeordneter Michael Heesch folgende Einordnung: Bei den Hausbesuchen des Jugendamtes in der vierköpfigen Familie (sie war nach dem Umzug ins Grevenbroicher Stadtgebiet vom bisherigen Jugendamt als „Problem-Familie“ angekündigt worden) habe es mal „wie bei Hempels“, mal aber auch „tippi-toppi“ ausgesehen. In jüngster Zeit sei die Situation allerdings „gleichbleibend unauffällig“ gewesen.
Diese Einschätzung, so Jugendamtsleiterin Birgit Schikora, hätten auch die absolut unauffälligen U-Untersuchungen der Kinderärzte bestätigt. Auch die KiTa, die die ältere Schwester des toten Jungen besucht habe, habe von keinen Unregelmäßigkeiten berichtigt: Das Mädchen sei gerade in den Wochen vor dem Todesfall des Bruders regelmäßig und ordentlich in der KiTa gewesen.
Und Dezernent Claus Ropertz brachte es noch mal ganz klar auf den Punkt: „Der Tod des Jungen ist nicht auf Verwahrlosung zurückzuführen.“
Zu dem Erklärungsversuch, der im Umfeld kursiert, die Mutter habe unter Umständen aufgrund einer Erkrankung mit anschließender Chemotherapie die Kontrolle verloren, wollte Schikora am vergangenen Donnerstag keine Angaben machen. Das falle unter den Datenschutz, betonte sie nur, auch wenn man ihr anmerkte, dass sie mit dieser „Interpretation“ aus der Nachbarschaft nicht so ganz einverstanden ist.Wie berichtet, hatte Birgit Schikora postuliert, dass das Jugendamt „Teil der Aufklärung“ dieses tragischen Falles sein wolle.
Diese Aufklärung läuft nach dem Osterwochenende natürlich weiter. Gestern Nachmittag traf sich die eingesetzte Mordkommission, um gemeinsam Zwischenbilanz zu ziehen. Bis Drucklegung des Erft-Kurier gab es allerdings noch keinerlei neue Informationen. Und auch von Seiten der Stadt und des Jugendamtes herrschte Informationsstille.
Dabei müssen sich Birgit Schikora und ihr Team vom Jugendamt zum einen natürlich um die weitere Durchforstung der Aktenlage, zum anderen aber auch um die weitere Unterbringung der vierjährigen Schwester kümmern, die wie berichtet zunächst in Obhut genommen wurde. Mit dem Familiengericht müsse nun geklärt werden, welche dauerhafte Lösung für das Mädchen gefunden werden kann.
Der Erft-Kurier wird weiter berichten. Aktuelle Infos gibt es auch unter www.erft-kurier.de.