Von Polen bis in die Bretagne: Wie Erasmus-Schüler Europa „lernen“

Grevenbroich · Das Erasmus-Gymnasium ist seit Ende 2019 Europaschule. Den „Europa-Raum“ der Schule und eine Auswahl der europabezogenen Aktivitäten stellten Schülerinnen und Lehrer dem Rotary-Club Grevenbroich nun in einem Zoom-Meeting vor.

Auf dem Bild von links nach rechts: Christian Portleroi, Clemens Stock, Mia Linden, Antonia Wittenbruch und Valeria Schell.

Foto: Pick

 Der Rotary-Club unter seinem Präsidenten Dr. Clemens Stock räumt „Europa“ im laufenden rotarischen Jahr einen besonderen Rang ein: Das Jahresmotto lautet „Europa – Wurzeln, Gegenwart und Ausblick“. Daher unterstützen die Rotarier die Aktivitäten des Erasmus-Gymnasiums ideell wie materiell.

Clemens Stock konnte nun eine Spende von 6.000 Euro für die Ausgestaltung des „Europa-Raums“ überreichen. Zum Europatag plante der Club hierfür einen gemeinsamen europäischen Tag, der pandemiebedingt ausfiel – dank Zoom gelang es trotzdem, wenn auch in kleinerem Rahmen.

 Christian Portleroi und Till Krewer, beides Lehrer vom Team „Europaschule“, Schülerinnen der Stufe Q1 sowie eine ehemalige Erasmianerin berichteten hierbei über die Europa-Aktivitäten ihrer Schule. Antonia Wittenbruch und Mia Linden setzten ihren Schwerpunkt auf die jährlich stattfindende Auschwitz-Fahrt und den Schüleraustausch mit Frankreich (Muzillac/Bretagne).

 Seit 2017 bietet die Schule Kooperation mit dem Grevenbroicher Geschichtsverein sowie allen weiterführenden Grevenbroicher Schulen die Möglichkeit, in den Osterferien einmal die Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im benachbarten Polen zu besuchen.

Das didaktische Ziel der von Sebastian Potschka von der Diedrich-Uhlhorn-Realschule federführend organisierten Reise ist, den Jugendlichen Auschwitz als den zentralen europäischen Erinnerungsort für den Holocaust nahezubringen und hiermit einen Beitrag zu ihrer Friedens- und Demokratieerziehung zu leisten.

In der Stufe 9 findet mit dem „Collège Sainte-Thérèse“ in Muzillac/Bretagne regelmäßig ein klassischer Schüleraustausch statt. Gleichaltrige Schülerinnen und Schüler besuchen gegenseitig neun Tage lang Gastfamilien im Austauschland und lernen dabei das Alltagsleben, das Schulsystem, die Kultur, die Sprache und die Lebensgewohnheiten kennen und schätzen.

Bei allen kulturellen Unterschieden, so berichteten die Schülerinnen, zeigen sich auch verblüffende Gemeinsamkeiten – vor allem, dass die Gleichaltrigen im Nachbarland ähnliche Wünsche und Sorgen haben. Die Kontakte werden in der Regel mit Hilfe digitaler Kommunikationsmittel beibehalten und sind auch Grundlage, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Valeria Schell, ehemalige Schülerin des „Erasmus“, verschwieg bescheiden, dass sie 2019 als Grevenbroicher Schülerin zu den Besten der „European Youth Debating Competition“ gehörte – über 1.000 Jugendliche aus zehn europäischen Ländern nahmen an dem europaweiten Debattierwettbewerb mit nationalem und internationalem Finale teil. Sie landete unter den besten Fünf.

Schon seit 2017 werden am „Erasmus“ in englischer Sprache globalrelevante, europäische wie lokale Themenfelder in wöchentlichen Debatten diskutiert. Schell konnte aus eigener Erfahrung belegen, dass ihre schulischen Vorbereitungen in europäischen Fragen für sie auch im Studium und ihrem Leben gewinnbringend sind.

So nahm sie mit vier anderen Erasmus-Schülerinnen und Schülern sowie vielen anderen Jugendlichen aus ganz Europa am „Junior Automotive Apprenticeship Advisory Board“ in Bilbao teil und wurde konkret mit fundamentalen Zukunftsentscheidungen in Europa konfrontiert.

Dem „Europa-Raum“ im Erasmus-Gymnasium kommt in diesem Kontext die Funktion zu, Selbstlernoptionen zu bieten und gezielte europaspezifische Wissensvermittlungen zu ermöglichen. Das Sponsoring des Rotary-Clubs zielt konkret auf die Anschaffung eines Touchscreens als Teil der Digitalisierungsoffensive, die Bereitstellung von Sprachmagazinen in europäischen Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch), die Bereitstellung von Selbstlernmaterial für Niederländisch und die Vermittlung und finanzielle Unterstützung von Auslandspraktika für Schüler, deren finanzieller Hintergrund eine Beteiligung ansonsten nicht zulassen würde.

Präsident Stock dankte den engagierten Schülerinnen und Lehrern – es sei die übereinstimmende Auffassung auch der Rotarier, dass es mündige und kritische Bürger brauche, die die freiheitliche Demokratie jeden Tag verteidigen müssen. Das Erasmus-Gymnasium und die Rotarier planen einen gemeinsamen Informationsstand auf dem Marktplatz Grevenbroich am 12. Juni – sofern Corona das dann wieder zulässt.

(-ekG.)