Ohne Schuld, aber in der Verantwortung
Grevenbroich · Der Holocaust-Gedenktag ist ein bundesweiter verankerter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. Bereits seit 1988 erinnert der „Arbeitskreis Judentum“ jährlich namentlich an die über 200 jüdischen Holocaust-Opfer aus Grevenbroich.
Seine Arbeit ist wichtiger denn je ...
„Es ist nicht immer einfach, eine angemessene Form des Gedenkens zu finden, die auch Jugendliche und junge Erwachsene anspricht“, betont Arbeitskreisleiter Ulrich Herlitz.
Wie auch bei den Stolpersteinen, die in Grevenbroich bereits sieben Mal durch Gunter Demnig verlegt wurden, die gemeinsame Namensverlesung der Holocaustopfer mit der Diedrich-Uhlhorn-Realschule oder aber der Aktion gemeinsamen mit „KKG gegen das Vergessen“ zum Jahrestag des Novemberpogroms „Reichskristallnacht“ ist es eine wichtige Aufgabe, das Erinnern vor allem in den Alltag hinein zu holen.
Herlitz: „Vor allem gilt es, die nächste Generation für Erinnerungsarbeit zu gewinnen. Denn die Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust sind mittlerweile oftmals verstorben.“ Heute stehe oftmals der Kontakt zur zweiten, ja dritten Generation im Vordergrund.
In der Erinnerungsarbeit gewinnen die sozialen Medien wie Internet, aber auch „facebook“, „Instagram“, „Twitter“ und Co zunehmend an Bedeutung. Deshalb gab es erstmalig zum Holocaustgedenktag 2017 eine Kampagne in den sozialen Medien, die vom World Jewish Congress (WJC) gestartet wurde: Der Aufruf, unter dem Hashtag #WeRemember ein Foto oder ein „Selfie“ zu posten, entwickelte eine große Eigendynamik. Im vergangenen Jahr konnte so in 155 Ländern über 650 Millionen Menschen weltweit erreicht werden konnten.
Auch in diesem Jahr hat der WJC wieder einen Aufruf zum Holocaustgedenktag gestartet: „Es geht nicht zuletzt darum, dass sich hinter jedem Ermordeten ein Name, ein Gesicht, eine Persönlichkeit verbarg. In unserer Stadt waren es eben über 200 Grevenbroicher Gesichter – Nachbarn aus Gustorf-Gindorf, Frimmersdorf-Neurath, Wevelinghoven, Grevenbroich, Hülchrath, Kapellen und Hemmerden.“
Die Kampagnenbilder werden zum Holocaustgedenktag vom 23. bis zum 27. Januar 9 in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz öffentlich gezeigt und zeitgleich im Internet gestreamt.
Herlitz: „In Zeiten, in denen Antisemitismus, Diskriminierung und plumper Geschichtsrevisionismus wieder wachsen, ist es wichtig, einerseits Gesicht zu zeigen und deutscher Geschichte in allen Facetten zu erinnern. Die heutige und erst recht die nachfolgende Generation trägt keinerlei Schuld, aber die Verantwortung, sich zu allen Höhen und Tiefen deutscher Geschichte zu bekennen.“
-ekG.