„Meine Tochter findet es richtig, wenn Mama auch lernen muss!“

Sie stehen mitten im Leben und wissen, was sie wollen: Angelika Michel (31) und Julia Vaara (27) sind im zweiten Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Beide sind mit Begeisterung dabei – mit Eifer bei der praktischen Arbeit auf Station im „St. Elisabeth“-Krankenhaus, voller Wissbegierde im theoretischen Unterricht am BIG in Neuss.

Angelika Michel (links) und Julia Vaara (rechts) absolvieren ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Teilzeit, dafür über vier Jahre.

Grevenbroich. Dass die jungen Mütter heute ihren Wunschberuf erlernen können, ist einem besonderen Angebot des „Bildungsinstitutes für Gesundheitsberufe“ (BIG) zu verdanken.

Die Einrichtung in Neuss, die das Lukaskrankenhaus und die „Rhein-Kreis-Kliniken“ gemeinsam betreiben, ermöglicht es, die eigentlich dreijährige Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/in in Teilzeit zu absolvieren und dafür auf vier Jahre zu „strecken“. Derzeit läuft der dritte Kursdurchgang seit 2012.

Am 1. September startet der nächste Teilzeit-Kursus – möglicherweise die letzte Gelegenheit bis 2023, denn: „Das neue Pflegeberufe-Gesetz und die Neugestaltung der Pflegeausbildung ab 2020 bringen viele Änderungen mit, so dass wir nicht davon ausgehen, dass wir den vierjährigen Kursus schon 2021 wieder anbieten können“, betont BIG-Leiterin Sabina Slaughter.

Inhalte und Aufgaben der vierjährigen Ausbildung sind identisch mit dem der dreijährigen Kurse – nur eben verteilt auf vier Jahre: Genauso wie die Kollegen haben Angelika Michel und Julia Vaara bis zu ihren Abschlussprüfungen insgesamt 2.500 praktische Stunden und 2.100 Unterrichtsstunden nachzuweisen.

Dass sie dafür aber mehr Zeit haben, ihre Dienstzeiten flexibler gestaltet werden und bei ihrer Urlaubsplanung die Schulferien berücksichtigt werden, erleichtert es ihnen und den anderen elf Kursteilnehmern, Ausbildung und Beruf unter einen Hut zu bringen.

So nutzt die alleinerziehende Angelika Michel gern die Möglichkeit, die Frühschicht erst um 8.30 Uhr zu beginnen. So kann sie ihre kleine Tochter bis zum Schulbeginn betreuen. „Der Nachteil ist, dass man dann auf Station mitten ins Geschehen kommt.“

Den „Kinderdienst“ am Morgen übernimmt für Julia Vaara ihr Mann, während sie schon um 5 Uhr in Neuss in die Bahn steigt, um pünktlich um 6 bei der Arbeit in Grevenbroich zu sein. Nach knapp sechs Stunden ist jedoch für beide Frauen „Schicht“.

Doch während ihre jüngeren Mitschüler ohne eigene Familie dann Feierabend haben, heißt es für die beiden Familienfrauen: Kinder von der KiTa abholen, den Haushalt regeln, einkaufen und kochen.

Julia Vaara und Angelika Michel sind „angekommen“. Das intensive Lernen, Jahre nach dem Schulabschluss, ist anstrengend, aber beide sind hochmotiviert. Nach abgebrochener Ausbildung beziehungsweise diversen Jobs zum Geldverdienen nutzen sie die Chance, sich beruflich zu qualifizieren.

Und ihre Familien ziehen mit. „Meine Tochter besucht das erste Schuljahr und findet es richtig gut, wenn ihre Mama auch lernen muss“, erzählt Angelika Michel lachend. Großes Lob findet sie auch für die Dozenten sowie die Mitarbeiter des BIG: „Sie unterstützen uns nicht nur bei der Ausbildung, sondern auch in schwierigen Lebenssituationen, etwa durch Vermittlung von Beratungsangeboten oder durch Hilfestellung bei der etwaigen Wohnungssuche.“

Interessierte für die Teilzeit-Ausbildung können sich ab sofort bewerben. Die Vorstellungsgespräche laufen bereits, es sind noch Plätze frei (02131 /13 30 300, info@bildungsinstitut-neuss.de).