Baupläne in Alt-Kapellen Widerstand der Bürger wird immer größer
Kapellen · Die Anwohner von Stifter- und Schubertstraße wollen endlich gehört werden: Seit bekannt wurde, dass die Stadt Grevenbroich auf zwei der letzten Grünflächen in Alt-Kapellen den Bau von Wohngebäuden plant, sind viele Kapellener außer sich. Nun haben sich die Bürgerinitiativen der beiden Straßen zur Initiative „Unser Kapellen“ zusammengeschlossen und am Mittwoch erneut Unterschriften gegen die Pläne der Stadt gesammelt.
Auf einem gemeinsamen Spaziergang von der Schubert- zur Stifterstraße machten zahlreiche Bürger mit Plakaten auf die Situation aufmerksam. Rund 1.400 Unterschriften sammelten sie gemeinsam, die der Stadt bald überreicht werden sollen. „Diese Bauvorhaben werden, wenn sie realisiert werden, tiefe Einschnitte in das soziale Miteinander zur Folge haben. Wertvolle Flächen für die Naherholung und das soziale Miteinander werden nach einer Bebauung unwiederbringlich verloren sein“, so die Vertreter von „Unser Kapellen“ Katja Blume und Michael Krämer.
„Es ist nicht gut überlegt, die nehmen einen Platz weg, den man für Anderes verwenden könnte“, erzählt auch Ehepaar Mertens von der Schubertstraße. An die künftige Parkplatzsituation wolle man erst gar nicht denken. Spielplatz und Grünfläche seien stark frequentiert, besonders von Kindern und Jugendlichen. Das Jugendzentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Wevelinghoven befindet sich dort. Deswegen hat sich auch schon Pfarrer Thomas Winkler in einem Brief an den Bürgermeister gewandt. „Politik, die die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ernst nimmt, sieht nach unserem Ermessen anders aus“, heißt es darin.
Nach dem Willen der Bürger solle das Erscheinungsbild von Alt-Kapellen erhalten bleiben und in Zukunft auch verbessert werden. Gisela Feldmann: „Man muss ja nicht immer alles zupflastern“, bringt es Anwohnerin Gisela Feldmann auf den Punkt. „So wurde von der Bevölkerung in Kapellen vielfach der Wunsch geäußert, diesen für die Naherholung wertvollen Grünbereich an der Stifterstraße schrittweise in einen Bürgergarten umzugestalten. Es haben ortsansässige Gartenbaubetriebe und auch Privatpersonen bereits Interesse angemeldet, diesen Bereich ehrenamtlich zu betreuen und zu pflegen“, fasst die Inititiative zusammen.
Die Grünfläche an der Stifterstraße, die ehemals als Erweiterungsfläche für Friedhofszwecke vorgesehen war, mit Wohnhäusern zu bebauen, sehen viele Anwohner auch aus Pietätsgründen kritisch. Zu nah am Friedhof würde gebaut werden. Ratsmitglied Ralf Cremers von der CDU war am Mittwoch auch vor Ort: „Diese wertvollen Flächen aufzugeben wäre städtebaulicher Wahnsinn.“ Man müsse in den nächsten Jahren erst einmal beobachten, ob die Bebauung in diesem Sinne demografisch notwendig sei. „Wir hoffen, dass der Antrag, der in den Planungsausschuss kommt, die anderen Parteien nachdenken lässt und ein Einlenken stattfindet“, fährt er fort. Die Unterschriftenaktion werde schon Druck machen.
Welchen Einfluss die Kapellener letztendlich auf die weiteren Planungen haben, wird sich zeigen. Im Ausschuss für Planung und Mobilität wurde Anfang September der Beschluss zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung des Bebauungsplanes Nr. K 38 „Wohnbebauung Stifterstraße“ gefasst. Noch bis zum 3. Oktober können Stellungnahmen eingereicht werden. „Vor der Auslegung werden alle Anregungen dem Planungsausschuss zur Kenntnis gegeben, der die Abwägung trifft. Im weiteren Verfahren haben die Bürger im Rahmen der Auslegung erneut die Möglichkeit sich zu beteiligen. Die endgültige Abwägung der öffentlichen und privaten Belange erfolgt erst mit dem Satzungsbeschluss“, so Stadtsprecher Lukas Maaßen auf Nachfrage des Erft-Kuriers.
Für den Bebauungsplan Nr. K 37 „Schubertstraße“ wurde noch kein Aufstellungsbeschluss gefasst, die Verwaltung wurde aufgefordert, die Planung zu überarbeiten. Es werde dann voraussichtlich im Planungsausschuss im November die Einleitung des Verfahrens beraten. Von Seiten der Stadt heißt es zu den Plänen: „Als Verwaltung respektieren wir die Wünsche der Bürger*innen und begrüßen jedes kommunalpolitische Engagement. Es müssen jedoch Maßnahmen ergriffen werden, um den Wohnraumbedarf in Grevenbroich bedienen zu können.“