„Paula“ und „Quelle“ stillgelegt Kraftwerker nahmen Abschied in Frimmersdorf

Frimmersdorf · Eine Ära geht zu Ende: Seit 1926 ist Frimmersdorf Kraftwerksstandort. Das wohl allen bekannte Kraftwerk Frimmersdorf II stammt aus den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren. Nach und nach gingen die Blöcke in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vom Netz. Nun wurden die letzten beiden am Donnerstag endgültig stillgelegt. Damit fand das RWE Kraftwerk offiziell sein Ende.

Von links: RWE-Power-Vorstand Lars Kulik und Willi Spieß schwelgten bei der Abschiedsfeier in Erinnerungen.

Foto: RWE

„Heute ist ein schwarzer Tag für den Kraftwerksstandort ,RWE Frimmersdorf‘“, begann Willi Spieß, der lange Jahre RWE-Pensionärsvertreter war, seine Rede bei der kleinen, aber feinen internen Abschiedsfeier, die in dieser Woche stattfand. „Das einstmals größte thermische Kraftwerk der Welt, das Flaggschiff der RWE Kraftwerke, schließt für immer seine Tore“, fuhr er fort. Mit 1 Milliarde Tonnen Braunkohle hat das Kraftwerk in seinen 66 Jahren fast 1.000 Terawattstunden Strom erzeugt. Um sich diese Menge besser vorstellen zu können: Vier Terawattstunden Strom braucht die Stadt Düsseldorf pro Jahr. Frimmersdorf hätte die Landeshauptstadt also 250 Jahre mit Strom versorgen können.

Wer bei der Abschiedsfeier Grabesstimmung und versteinerte Mienen erwartet hatte, wurde aber schnell eines Besseren belehrt: Stolz, Dankbarkeit und Zuversicht prägten Reden und Gespräche in der Maschinenhalle der Blöcke P und Q – vor Ort liebevoll „Paula“ und „Quelle“ genannt –, den bis dato letzten beiden noch betriebsbereiten Blöcken des Standorts. Bereits im Oktober 2017 gingen die Beiden vom Netz, wurden aber noch nicht komplett stillgelegt. Stattdessen wurden sie in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft versetzt. Mit permanent in Stand gehaltenen Pumpen, Gebläsen, Rohrleitungen und anderen Aggregaten standen sie bereit, um bei einem Engpass im deutschen Stromnetz einspringen zu können. Innerhalb von zehn Tagen mussten sie in einer Notlage wieder betriebsbereit sein. Dieser Fall ist jedoch nie eingetreten.

Stilllegung des Kraftwerks Frimmersdorf
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Stilllegung des Kraftwerks Frimmersdorf

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Foto: RWE

 „Dass technische Anlagen, die mal als Dauerläufer und Spitzensportler konzipiert waren, über Jahrzehnte so gut gelaufen sind und zur Sicherheit der Stromversorgung beigetragen haben, das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Werk kompetenter, erfahrener und vor allem motivierter Mitarbeiter“, würdigte RWE Power-Vorstand Lars Kulik die Leistung der Frimmersdorfer Kraftwerker. Kulik war mit Personalvorstand und Arbeitsdirektor Kemo Razanica vor Ort und dankte den Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz.

Die von der endgültigen Schließung betroffenen rund 30 Mitarbeiter wechseln entweder in den Ruhestand oder zum benachbarten Kraftwerk Neurath. Auch Udo Dohmen, letzter Betriebsratsvorsitzender des Kraftwerks, lobte den Zusammenhalt in der Mannschaft und bekannte: „Ich bin stolz darauf, ein Frimmersdorfer zu sein.“ Und einen Scherz zum Abschied konnte er sich nicht verkneifen, indem er das modernere Nachbarkraftwerk Neurath als „Frimmersdorf 3“ bezeichnete.

 „Mit 66 Jahren ist noch lange noch nicht Schluss. Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, zitiert Kulik den Udo Jürgens Klassiker. Für das Kraftwerk Frimmersdorf ist aber nun nach genau 66 Jahren Schluss. Doch für den Standort erhofft er sich, dass es in anderer Form weitergehe: „Dieser traditionsreiche Industriestandort wird sich weiterentwickeln und Teil des großen Strukturwandels in unserer Region sein. Wie, wissen wir noch nicht genau, aber erste Ideen werden entwickelt.“

Auf der Liste steht zum Beispiel das Projekt Frimmersdorfer Innovations- und Technologiezentrum – kurz „FrITZ“ – an dem RWE mit Partnern aus der Stadt, dem Rhein-Kreis Neuss, Fachbehörden und der Zukunftsagentur Rheinisches Revier arbeitet. Man müsse die Chance nutzen, die dieser Standort mit seinem Status als Industriegebiet biete, führt Kulik weiter aus: „Hier könnten und sollten wieder Arbeits- und Ausbildungsplätze für hochqualifizierte Industriearbeitnehmer entstehen, und zwar möglichst viele. Wir setzen uns nach Kräften dafür ein und werden sehen, was hier machbar ist.“