Interview mit der WIG „Menschen denken, es wäre vorbei. Und so verhalten sich leider viele…“
Ihren traditionellen und stets überaus erfolgreichen Mai-Markt konnte sich die „Werbe- und Interessengemeinschaft Wevelinghoven“ (WIG) für dieses Jahr abschminken. Die Corona-Pandemie fordert halt aller Ortens ihren Tribut. Doch wirkt sich die Kontaktsperre auf die Arbeit der WIG ist? Wie ist den Händlern und Geschäftsleuten aus der Gartenstadt zumute?
Wevelinghoven. Für den Erft-Kurier sprach Gerhard Müller mit Anna-Maria Wansert-Engel (Vorsitzende) und Oliver Benke (Pressesprecher).
Was macht die WIG in Corona-Zeiten? Wie hilft sie ihren Mitgliedern?
Wir haben ein „WhatsApp“- Gruppe nur für WIG-Mitglieder. Teilen in dieser alle Erfahrungen und Neuigkeiten in Sachen „Corona-Entscheidungen“, informieren hier, bieten Hilfen und Unterstützung an.
So zum Beispiel mit einem Angebot an Atemschutzmasken „Typ I – OP-Masken“, die ich besorgen kann. Ein anderes Mitglied baut einen sogenannten „Spuckschutz“ und bietet diesen an.
Und wo drückt die Last am meisten?
Diejenigen, die in der Lebensmittelbranche tätig sind, drückt der Schuh am wenigsten, im Gegenteil, hier ist im Moment richtig Geschäft und Traffic.
Andere haben einen deutlich schwereren Stand.
Was sagt die WIG und deren Mitglieder zu den Schließungen und Teilöffnungen?
Vorab sei gesagt, alle Mitglieder haben sich ausnahmslos auf die neuen Gegebenheiten und Vorschriften bestens eingestellt, auf- und nachgerüstet, um sich, ihre Mitarbeiter und natürlich ihre Kunden bestmöglich zu schützen.
Jedoch ist die Meinung fast einvernehmlich: Die Teilöffnungen kommen zu früh. Die größte Sorge ist, das die Maßnahmen zu schnell gelockert werden, dass dadurch eine zweite, noch viel schlimmere Welle hoch schwappt und dann die Maßnahmen noch strenger werden als vorher.
Gerade jetzt, wo die Läger wieder gefüllt wurden.
Auch gibt es Bedenken hinsichtlich der „Uneinigkeit“ und des unterschiedlichsten Handelns der einzelnen Bundesländer. Ein Wirrwarr sondergleichen.
Ein grundsätzliches einheitliches Vorgehen „bundesweit“ wäre hier wünschenswert.
Der Tenor der ersten beiden „teiloffenen“ Handelstage war bei den meisten, „… die Menschen denken, es wäre vorbei. Und so verhalten sich leider viele…“, halten keine Abstände ein und so weiter.
Das schöne Wetter tut sein übriges dazu. Und bei Ermahnungen und Hinweisen kommt so was wie „…wieso denn, wir dürfen doch wieder…“.
Hier grassiert bei einigen im Moment ein völlig falsches Bild der Lage.
Daher wird eine MaskenPflicht von den meisten Mitgliedern gefordert! Nur so, durch Vorschrift und Druck, lernen die Menschen sich und vor allem
den Handel weiter zusätzlich zu schützen.
Des Weiteren erschließt sich den wenigsten die Logik der „800-Quadratmeter-Regelung“ im Handel.
Hier wünscht man sich mehr „Feingefühl“ beziehungsweise individuellere Regelungen (nach Gewerbeart). So ist es im Moment ein „föderaler Flickenteppich“.
Wie geht die WIG mit dem ausgefallenen Mai-Markt um? Gibt es Vereinbarungen mit den Ausstellern? Wie geht es weiter?
Wir müssen uns grundsätzlich der Entscheidung der Politik fügen. Für den Mai-Markt selbst, den Besuchern und natürlich unseren Ausstellern ist es erstmal sehr sehr schade. Aber auch wir sind der Meinung „safety first“. Hier geht die Gesundheit und der Schutz aller vor.
Wir sind im allgemeinen grundsätzlich auch dafür – so weh es einigen Branchen dann tut – alle, wirklich alle ähnlichen Großveranstaltungen für das ganze Jahr 2020 abzusagen. Beispiel Schützenfest, hier ist es doch ähnlich wie im Karneval. Für manche heißt Schützenfest „fünf Tage Heidewitzka und hoch die Gläser“.
Da kann niemand mit gesundem Menschenverstand auch nur ansatzweise davon ausgehen, dass hier nach dem dritten, vierten Bier noch „Abstandsregeln“ und sonstige Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.
Was dann passiert, vermag sich niemand auszumalen = ein zweites „Gangelt“ (Heinsberg)!
Und dann ist das Geschrei groß.
Wir haben unserer Ausstellern mittlerweile die Anmeldungen für 2021 zukommen lassen. Hier feiern wir dann „33 Jahre Mai-Markt“.
Um die Aussteller nun frühzeitig zu gewinnen und auch ein wenig für dieses Jahr zu entschädigen, kommen wir ihnen preislich sehr entgegen. Und das, obwohl unsere eigentlich schon sehr moderaten Preise nicht sehr viel Spielraum zulassen.
Tja, wie geht es weiter, gute Frage!. Wir harren der Dinge die da noch auf uns zukommen und hoffen für uns und alle Mitmenschen, dass wir alle irgendwann doch noch glimpflich aus der Situation herauskommen.
Sowohl geschäftlich (finanziell), vor allem aber gesundheitlich.
Wir hoffen noch, dass wir wenigstens im Dezember unseren schönen Nikolausmarkt durchführen können.
Obwohl ganz ehrlich, da glauben wir auch nicht dran, weil ja gerade im „St. Martinusstift“ (unserem Veranstaltungsort) die Bewohner am schutzbedürftigsten sind.
Und diesen Schutz und die Fürsorge respektieren wir mehr denn je.