Ex-Kämmerer Bernd Schotten Mit „Kölsch-Diplom“ nun Präsident im Kölner Karneval
Südstadt · Er war Stadtkämmerer im Team „Bernrath/Küpper“ und hat in dieser Zeit viel bewegt in und für Grevenbroich. Zweimal übernahm er als Präsident in unruhigen Zeiten den Tennis-Club „Rot-Weiß“. Und noch heute schlägt der 78-Jährige den Filzball über den Platz. Doch in diesem Jahr ist Bernd Schotten zu einer besonderen Ehre gekommen: Er steht der drittältesten Karnevals-Gesellschaft Kölns vor. Und das kommt nicht von ungefähr: Immerhin hat der agile Ruheständler ein „Kölsch-Diplom“ ...
Es ist die „Große Karnevals-Gesellschaft Greesberger“ von 1852, deren Leitung er im April dieses Jahres übernommen hat. Diese Gesellschaft ist rund um den Eigelstein beheimatet. „Hinter der Torburg lagen in alter Zeit die Kappesfelder. Immer, wenn ein neues angelegt wurde, mussten die Steine ausgegraben und am Rand angehäuft werden – die Greesberge eben“, weiß Schotten zu berichten.
Doch wie kommt der Grevenbroicher Ex-Kämmerer, der seit 2006 im Ruhestand ist, mitten in den Kölner Karneval? Schotten lächelt und erzählt von seinen jungen Jahren, als er dem Kreis-Jugendausschuss der Gewerkschaft vorstand. Einmal im Jahr organisierte er ein großes Rock-Konzert, das einmal mit den „Stowaways“ als Ersatzband bestritten werden musste. Die seien ziemlich gut angekommen – und doch sei es eines ihrer letzten Konzerte gewesen. Denn rund ein Jahr später hätten sie sich (auf Anregung von Graham Bonney) als „Bläck Fööss“ neugegründet.
„Graham Bonney hat mit seinem Hinweis den Kölner Karneval gerettet. Die Jungs haben den Karneval regelrecht aufgemischt“, schwärmt Schotten. Zudem kam es ins Nachdenken: „Wie schreibt man Kölsch?“, fragt er sich, als er einige der „Krätzje“ für Tennis-Feiern umdichten wollte.
So entdeckte er die „Kölsch-Akademie“, an der man sowohl ein „Kölsch-Abitur“ als auch ein „Kölsch-Diplom“ erreichen konnte. Er schrieb seine Diplom-Arbeit über Leben und Wirken des Ludwig Soumagne.
Mit im Kurs saß ein Aktiver der „Greesberger“. Und weil Schotten die Frage interessierte „Wie funktioniert Karneval?“, ging er mal mit zu dieser Gesellschaft, wo er als „Immi“ gerne aufgenommen wurde. „Der Bursche hat Ahnung. Den können wir gebrauchen“, hätten die Altvorderen gesagt.
So habe er sich immer wieder eingebracht, habe vor allem (weil es in Vereinen mitunter nun einmal „menschelt“) bei Zwistigkeiten zu vermitteln versucht.
Irgendwann sei ein Schriftführer gesucht und in Bernd Schotten gefunden worden. Er habe die DSGVO umgesetzt, gar eine erste „Tanzgruppen-Ordnung“ entwickelt.
Seit dem 23. April avancierte er dann zum Präsidenten der 100 Mitglieder starken GKG. Einer der ersten Beschlüsse, die Schotten durchsetzte: eine neue Satzung, die jetzt auch Frauen als Mitglieder zulässt.
Viel Arbeit jedenfalls für Bernd Schotten: Neben der Kostümsitzung mit 1.300 Gästen und der Mädchensitzung mit 1.200 Besucherinnen gibt es die „Luna Sitzungsparty“ auf einem der „KölnDüsseldorfer“-Schiffe. Just in dieser Woche hat er die Künstlerverträge für die Session 2026 und Saal-Verträge für 2027 unterschrieben.
Und dann ist da natürlich auch noch der Rosenmontag. Erstmals muss (!) er heuer auf dem Gesellschaftswagen der „Greesberger“ mitfahren. In der Vergangenheit habe er die Süßigkeiten lieber den Kindern am Zugrand zugesteckt, als sie blind in die Menge zu werfen. Vom Wagen herab geht das nun natürlich nicht mehr ...