Kunden sitzen auf dem Trockenen „Ostfriesen-Witze“ bei der Erdgasumstellung der NEW?
Grevenbroich · Michael Geuer sen. hatte am Freitag der Vorwoche eine Begegnung der besonderen Art: Monteure der NEW kamen und klemmten seine Gasheizung ab. Seitdem sitzt er zusammen mit seiner Ehefrau — beide hoch in den Achtzig — ohne Heizung und ohne warmes Wasser da. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Und er ist kein Einzelfall.
Bekanntermaßen muss die Erdgasversorgung von L- auf H-Gas umgestellt werden. Es geht um 16.000 Gasgeräte in Grevenbroich. Die Maßnahmen zur Anpassung werden von von der NEW beauftragten Fachbetrieben durchgeführt.
Am 15. Juni war einer dieser Monteure bei der stadtbekannten Steinmetzfamilie. Michael Geuer jun. erzählt: „Der Monteur kam, machte die Heizung auf, sagte ,Ich habe nicht das richtige Material dabei. In 14 Tagen wird ein neuer Termin gemacht’. Das war’s.“
Statt des Monteurs mit dem richtigen Material kam am 28. Juni dann ein Schreiben der NEW, dass die Heizung still gelegt werden müsse. Und zwei Stunden später standen dann auch schon NEW-Mitarbeiter vor der Tür, die die Leitungen kappen wollten. Dessen Vorgesetzter, den die Geuers verwundert anriefen, kommentierte nur: „Wenn Sie uns nicht ins Haus lassen, graben wir die Straße auf und legen die Hauptleitung lahm.“ Was dann mit hohen Kosten verbunden sei...
Kein Einzelfall. Sven Kuhles von der Dr. Kottmann-Straße hat Ähnliches bereits am 6. Mai erlebt. Der dortige Monteur (er kam nach eigenen Angaben aus Ostfriesland) habe kommentiert, dass ihm ein bestimmtes Ersatzteil fehlen würde, und betont, dass er noch einmal kommen müsse. „... und er ist nicht wieder gekommen“, so Kuhles.
Am 6. Juli kamen dann allerdings Monteure der NEW, die die gesamte Gastherme stilllegten. Anrufe beim NEW und der entsprechenden Hotline halfen nicht weiter. Da gab es nur den Hinweis, er könne sich ja gerne an die Verbraucherzentrale wenden.
Lucas Bayer, Pressesprecher der NEW, bestätigt, dass es „vereinzelt der Fall“ sei, dass die Gasgeräte für die Umstellung zu alt seien. Dass der Austausch der Düsen nicht mehr möglich sei. „Wir müssen diese Geräte dann still legen, sie somit kappen, sonst sind Störungen zu erwarten.“ Gegenüber den Kunden war von Kohlenmonoxidvergiftung und gar von „Explosiongsgefahr“ die Rede.
Aber: Die Umstellung auf das H-Gas erfolgte am 6. Juli. „Die Maßnahmen zur Anpassung werden bis September 2021 abgeschlossen sein“, steht auf der Homepage des NEW zu lesen. Die zeitliche Differenz sei kein Problem, so Bayer weiter, weil die Gasanlagen durchaus einige Zeit mit dem „falschen“ Gas laufen könnten. Wahrscheinlich nach dem Motto: Je moderner, desto unproblematischer.
Allerdings gibt es noch eine andere Situation, die nicht minder nachdenklich macht: In der Geuer’schen Steinmetz-Werkstatt steht eine Gasheizung mit eigenem Zugang zum Versorgernetz. Auch die wurde von einem Monteur inspiziert, der – nach Schilderung von Michael Geuer jun. – deutlich überfordert kommentiert habe: „So eine Heizung habe ich ja noch nie gesehen.“
Als Folge wurde sie Anfang Juni bereits in die „Überprüfungsphase“ einsortiert. „Da rührt sich seitdem gar nichts mehr“, so Geuer, der sich ganz sorgenvoll fragt, ob er jetzt damit rechnen müsse, dass die Heizung irgendwann seine Werkstatt „in den Himmel jagt“?
„Sie haben keine Chance, einen kompetenten Ansprechpartner zu erreichen.“ Zu diesem Fazit sind die Hauseigentümer in beiden Fällen übereinstimmend gekommen. Immerhin wollen sie natürlich wissen, wie es weitergeht. Wie sie wieder an eine Gasheizung kommen. Wie sie wieder warmes Wasser in ihre Wohnung bekommen.
Lucas Bayer versucht Mut zu machen: „Wir sind doch sehr kommunikativ“, verspricht er.