Birgit Wollbold besucht die Jüdische Gemeinde „Vernichtungsfantasien haben auf deutschem Boden nichts verloren“

Grevenbroich · „Seit dem 7. Oktober ist alles anders“, war eines der ersten Statements, das Birgit Wollbold, Co-Sprecherin der „Grünen“ im Rhein-Kreis, zu hören bekam, als sie jetzt die „Jüdische Gemeinde“ in Düsseldorf besuchte. Die Sicherheitsvorkehrungen waren bedrückend und zeugten von der Angst vor Übergriffen.

Birgit Wollbold besucht die Jüdische Gemeinde​
Foto: Grüne/Jochen Rolfes

Tatsächlich sind laut RIAS antisemitische Vorfälle vor allem aus dem Spektrum des antiisraelischen Aktivismus seit Oktober 2023 massiv gestiegen. Vor einigen Wochen fand eine Anti-Israel Demonstration von deutschen Studierenden mit und ohne Einwanderungsgeschichte auf dem Hochschulcampus nahe dem Mahnmal für die deportierten Düsseldorfer Jüden am ehemaligen Güterbahnhof in Düsseldorf statt.

Bei dieser Veranstaltung wurde der brutale Überfall der Hamas, der den Gaza-Krieg überhaupt erst ausgelöst hat, nicht erwähnt.

Es stellt sich die Frage, wodurch sich junge Deutsche legitimiert sehen, an den Hochschulen im Namen des Antikolonialismus gegen Israel zu demonstrieren und nicht selten das Existenzrecht Israels in Zweifel zu ziehen.

Sicherlich würde der Debatte mehr Differenzierung guttun, so dei „Grünen“: „Erstens ist die Hamas nicht mit dem palästinensischen Volk gleichzusetzen. Die Hamas ist eine aus dem Iran gesteuerte Terrororganisation, die Frauenrechte mit Füßen tritt und dem Leben des einzelnen keinerlei Wertes beimisst. Sie benutzt nicht nur die israelischen Geiseln, sondern auch die palästinensische Bevölkerung in Gaza als Schutzschild, um ihre terroristische Infrastruktur zu schützen.“ Auch die Palästinenser seien der zynischen Strategie der Hamas hilflos ausgeliefert.

Zweitens sei es legitim, die Verhältnismäßigkeit der israelischen Reaktion in Gaza zu kritisieren. „Man kann das militärische Eingreifen der israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu in Frage stellen und die Konsequenzen für das Schicksal der entführten Geiseln und das langfristige Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern diskutieren, so wie viele israelische Oppositionelle das auch tun“, so die „Grünen“ weiter.

Israel sei eine Demokratie, in der gerade sehr lebhaft über den Militäreinsatz gestritten wird. „In der Debatte bei uns sollte allerdings bedacht werden, wie sehr Israels Sicherheit durch – aus dem Iran gesteuerte – extremistische Kräfte bedroht wird. Die Grenze der Israel-Kritik hierzulande verläuft dort, wo das Existenzrecht Israels in Frage gestellt und Parolen wie ,from the river to the sea’ skandiert wer-den. Solche Vernichtungsfantasien haben auf deutschem Boden nichts verloren.“

Die Co- Sprecherin der „Grünen“ im Rhein-Kreis betont: „Antisemitismus in jedweder Form hat in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz. Dafür stehen wir als Partei, die sich für Frauen-, Menschen- und Bürgerrechte engagiert, ein.“

Auch wenn wir geopolitisch in angespannten Zeiten leben würden, habe das Gespräch mit der Jüdischen Gemeinde Mut gemacht.

Der Verwaltungsdirektor betonte zum Abschluss noch einmal, dass er an eine freie und offene Gesellschaft in Deutschland glaube. Von der Lebendigkeit und Vielfalt des jüdischen Lebens zeugten der Kindergarten, die Schule und das Gemeindezentrum, das unter anderem Anlaufstelle für ukrainische Gemeindemitglieder ist, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind.

(-ekG.)