Angekommen in der neuen Heimat Anastasiia Pidvirna verstärkt Kreis-Ordnungsamt
Grevenbroich · Als Anastasiia Pidvirna vor rund einem Jahr aus der Ukraine nach Grevenbroich flüchtete, startete sie schon vier Wochen später mit ihrer Tätigkeit als Dolmetscherin in der Ausländerbehörde des Rhein-Kreises.
Zunächst dolmetschte sie für Geflüchtete aus ihrem Heimatland vom Ukrainischen ins Englische. Mittlerweile beherrscht sie auch Deutsch und unterstützt das Kreis-Ordnungsamt im Bereich der Einbürgerung. „Ich bin so dankbar, dass ich hier schnell Arbeit gefunden habe, und möchte, wenn irgend möglich, gerne in Deutschland bleiben“, sagt die 24-jährige, die in Wevelinghoven lebt.
Martin Stiller, Kreis-Dezernent für Sicherheit und Ordnung, freut sich über den gelungenen beruflichen Neustart von Anastasiia Pidvirna nach der Flucht. „Es ist wichtig, die Geflüchteten bei uns zu integrieren. Dabei spielt der Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle. Mit ihren Kompetenzen verstärkt Pidvirna unsere Einbürgerungsabteilung, und wir sind froh, dass wir ihr gerade einen Jahresvertrag anbieten konnten und sie in unserem Team haben“, berichtet er.
Als die 24-jährige im April 2022 zusammen mit ihrer Mutter nach Wevelinghoven kam, sprach sie kein Wort Deutsch. Mit ihrem Bachelor- und Master-Abschluss als Dolmetscherin in Englisch fiel es ihr nicht schwer, die neue Sprache schnell zu erlernen. Sie begann mit einem A1-Kurs bei der Arbeiterwohlfahrt, übersprang zügig den nächsten Kurs und arbeitet nun an ihrem B2-Zertifikat.
Abteilungsleiterin Maike Hauswald-Textoris, die den Kontakt zu der jungen Ukrainerin hergestellt hat, betont: „Wir sind alle verblüfft über den Lernfortschritt. Bei der Karnevalsfeier unserer Kreisverwaltung haben wir uns nur auf Englisch verständigt, seit ein paar Wochen klappt das wunderbar auf Deutsch“, sagt sie.
So gehört heute selbstständige Aktenarbeit zu Anastasiia Pidvirnas Alltag. Sie legt Akten an, stellt schriftliche Anfragen bei anderen Behörden wie der „Agentur für Arbeit“, dem Amtsgericht oder dem Jobcenter und schickt nach der Entscheidung über die Einbürgerung Mitteilungen an die jeweiligen Kommunen. „Ich gehe jeden Tag sehr gern zur Arbeit“, sagt sie und fügt hinzu, dass sie sich im Team wohl fühlt. Mit Kollegen aus dem Ordnungsamt trifft sie sich auch privat, ebenso wie mit Teilnehmern aus ihrem Deutschkurs. In ihrer Freizeit geht sie Reiten oder Schwimmen oder trifft sich mit Freunden.
Mit ihrer Familie in ihrer Heimat hält die junge Ukrainerin engen Kontakt, doch treffen kann sie ihren Vater und ihren 22-jährigen Bruder nur, wenn sie dort hinreist. Mittlerweile ist ihre Mutter nach Mykolajiw zurückgekehrt, um Ehemann und Sohn zu unterstützen. „Ich vermisse meine Familie natürlich sehr“, erzählt Anastasiia Pidvirna.
Weil die Wohnung in Wevelinghoven, in der sie seit ihrer Ankunft in Deutschland lebt, demnächst verkauft wird, sucht sie dringend nach einer neuen Unterkunft in Grevenbroich oder Umgebung. Ihr Ziel: Sie würde gern langfristig bei der Kreisverwaltung bleiben und dort auch eine Ausbildung absolvieren.
Kreisdezernent Martin Stiller betont, dass die Ausländerbehörde des Rhein-Kreises eng mit dem Jobcenter und Unternehmen aus der Region zusammenarbeitet. „Viele Geflüchtete haben den Wunsch, schnell eine Arbeit aufzunehmen und ihren Lebensunterhalt in Deutschland aus eigenen Kräften zu finanzieren“, sagt er. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, den Schutz suchenden Menschen eine Perspektive hier in Deutschland zu bieten.“