„Wenn keine Plätze frei sind, muss der Schmitz die Kinder mitnehmen“

Grevenbroich · Die Schulpflegschaft der Katholischen Hauptschule in der Stadtmitte hadert mit der Stadtverwaltung Grevenbroich: „Wir fordern die Stadt auf, präventiv dafür Sorge zu tragen, dass wir keine gesellschaftlichen Verlierer bereits im Jugendalter produzieren, die eine langfristige Belastung für die Kommune werden können.“ Schulamtsleiter Thomas Staff winkt ab; das sei alles längst geklärt.

Die Katholische Hauptschule befindet sich bereits im Auflösungsprozess.

Foto: -gpm. (2)/ Archiv

Es geht um die Schüler, die derzeit in der Jahrgangsstufe 7 (das ist der letzte Jahrgang der Katholischen Hauptschule, die sich ja im Auflösungsprozess befindet) unterrichtet werden und die das Ziel der Klasse möglicherweise nicht erreichen. Und

die damit an der Schule keinen Hauptschulabschluss erlangen können.

Die erste Adresse für diese „Sitzenbleiber“ wären natürlich die Grevenbroicher Gesamtschulen, wo sie ihren Abschluss erlangen könnten. „Die reden sich damit heraus, dass die Klassen voll sind“, hat Melanie Krawinkel von der Schulpflegschaft in Erfahrung gebracht. Und ihre Kollegen Manuela Hahn ist sich ziemlich sicher: „Die nehmen die Schüler nicht an.“

Eine Einschätzung, die im Übrigen auch Thomas Staff, Chef des Schulverwaltungsamtes im Grevenbroicher Rathaus so teilt. Mögliche Hauptschul-Adressen wären für die „Sitzenbleiber“ auch nicht ohne Probleme. Die liegen nämlich in Hoisten, Dormagen-Nord oder an der Bergheimer Straße in Neuss.

Schulbusse dorthin gibt es nicht; mit normalen Bussen drohen Umsteigen und Wartezeiten. Außerdem bleiben die Kosten, die nach Angaben der Elternvertreter die Stadt nicht übernehmen wolle.

Ist auch gar nicht notwendig, stellt Staff klar: „Es gibt eine klare Ansicht der Schulaufsicht, die auch Schulleiter Hans-Gerd Schmitz mitgeteilt wurde.“ Zudem sei die Vorgehensweise der Stadt ganz klar mit der Bezirks-Regierung in Düsseldorf sowie mit der Oberen als auch mit der Unteren Schulaufsichtsbehörde abgesprochen.

„Wenn keine Plätze (in den Grevenbroicher Gesamtschulen; Anmerkung der Redaktion) frei sind, muss der Schmitz die Kinder mitnehmen“, bringt Thomas Staff die „behördliche Sicht“ auf den Punkt.

Mit anderen Worten: Schon jetzt sollen Wackelkandidaten und später dann auch die „Sitzenbleiber“ in so genannten „Projektklassen“ zusammengeführt werden, in denen „Grundkompetenzen“ gefördert werden sollen. Durch gezielte Projekte soll zudem die Chance auf einen Ausbildungsplatz gestärkt werden.

Schulleiter Hans-Gerd Schmitz lobt in diesem Zusammenhang sein (verbleibendes) Lehrerteam, dass sich mit großem Engagement um „niederschwellige Angebote“ für diese Schüler kümmert. Getrieben von der Hoffnung, ihnen doch noch einen Start ins Leben mit Ausbildung zu ermöglichen.

Das Modell „Projektklasse“, in dem „Sitzenbleiber“ durch individuelle Förderung vielleicht doch noch den Anschluss finden, kann greifen. Allerdings nur so lange, bis die jetzigen Siebtklässler die Klasse 10 erreicht haben. An deren letztem Schultag hört die Katholische Hauptschule nämlich auf zu existieren.

„Was wird mit dem Schulabschluss für diese Kinder?“, fragt denn auch Ralph Konitzer als Schulpflegschaftsvorsitzender der Katholischen Hauptschule bitter. Bis dahin sind aber noch ein paar, wenige Jahre. Und am Ende dürfte sich um nur eine Handvoll an Schülern handeln, so dass auch da individuelle Lösungen angestrebt werden können. Damit diese Kinder dann nicht zu den Leidtragenden der Verwerfungen in der Schullandschaft werden.

(Kurier-Verlag)