Generalvikariat will frischen und sozialen Wind ins Ehrenamt bringen Houben: „Wir brauchen ein neues Gesicht der Kirche“
Grevenbroich · Kritische und selbstkritische Worte gab es zu hören, als jetzt Vertreter der vier Seelsorgebereiche in Grevenbroich und Rommerskirchen zu einer Pressekonferenz geladen hatten: "Die Kirche hat in den vergangenen Jahren zu sehr auf ihr Kerngeschäft und zu wenig auf den sozialen Raum geschaut", formulierte zum Beispiel Pfarrer Jos Houben.
Die Arbeit der Kirche — zumindest hier vor Ort — soll wieder sozialer werden. Dafür wird es auch neues Personal geben.
"Die Kirche soll ein neues Gesicht bekommen", fasst Houben den Anspruch des Kölner Generalvikariats und Kardinal Meisners zusammen. Diakonie und Sozialcaritas sollen "versöhnt" werden. Dafür stehen in den vier Seelsorgebereichen jeweils eine halbe Stelle (30.000 Euro) für die nächsten vier Jahre zur Verfügung. Ob die mit zwei oder vier Kräften besetzt werden, müsse sich noch zeigen. Hänge von den Bewerbungen ab.
Hauptaufgabe der "Neuen": Das Ehrenamt neu beleben. Und zwar nicht nur mit denen, die regelmäßig in die Kirche gehen. Auch Nicht-Kirchgänger könnten hier gut eingebunden werden.
"Unser ehrenamtlicher Stamm ist auch in die Breite überaltert. Da hat es keinen gesunden Übergang, keinen Wechsel gegeben", merkt Houben kritisch an. Und auf dem Land würden nur sehr traditionalistische Angebote (Café, Kranken-Hausbesuche) gemacht. Die Gesellschaft aber habe sich verändert. Mit Folgen für die Kirche: "Wir brauchen ein neues Gesicht der Caritas", so Houben beseelt. Konkret bedeute dies "neue Angebote, neue Netzwerke, neue Antworten geben".
Als Beispiel nennt er junge Familien, die nie gelernt hätten, mit dem Haushaltsgeld auszukommen. "Wir müssen Wege finden, denen zu helfen", forderte Houben. In diesem Sinne hat Diakon Manfred Jansen zusammen mit Bürgermeister Klaus Krützen einen "Runden Tisch" angeregt, bei dem Energieversorger, Schuldnerberater und andere zusammensitzen sollen, um hier nach neuen Wegen zu suchen. "Einer jungen Familien mit kleinem Kind soll wegen 90 Euro der Strom abgestellt werden. Das kann doch nicht sein", ereifert sich der Diakon vollkommen zurecht.
Es gibt also jede Menge zu tun für eine "soziale Kirche": "Das Fundament unserer Arbeit sind tausend kleine Leute, die an tausend Stellen tausend kleine Dinge tun". Und die sollen von den neuen "Ehrenamtsmanagern" betreut werden.
Und wer kann sich da bewerben? "Sie müssten Glauben haben, sich selber gesandt fühlen, Liebe zu den Menschen spüren und Organisationstalent mitbringen", formuliert es Diakon Jansen.
Die genaue Ausschreibung soll in den nächsten Tagen herausgegeben werden.
Ganz nebenbei sollen diese Manager auch neue Formen des Ehrenamts entwickeln, Interessenten und Aufgaben zusammenbringen, eine "Zukunfts-Ehrenamts-Werkstatt" für die Stadt erarbeiten und ganz nebenbei Strategien entwickeln, damit die Arbeit auch in vier Jahren noch weitergehen kann. Ein dickes Paket.
Gerhard Müller