Vereinsbaum muss umziehen "Wir wollten nicht der Buhmann sein"
Hochneukirch · Neue Bänke und Bäume, ein Wochenmarkt, der sich über den neuen Adenauerplatz erstreckt. So soll es bald in Hochneukirch aussehen. Was jedoch fehlt ist der Vereinsbaum. Und das nur, weil er aus Sicht der Bezirksregierung nicht in das neue Dorfentwicklungskonzept passt.
"Begeistert sind wir natürlich nicht, aber wir wollten auch nicht der ,Buhmann' sein, der die Umsetzung der Umgestaltung blockiert", berichtet Benedikt Obst, Präsident des Heimat- und Schützenvereins Hochneukirch. So setze die Bezirksregierung Düsseldorf die Gemeinde unter Druck: keine Fördergelder, wenn der Baum bleibt. "Ziel der Umgestaltung des Adenauerplatzes ist nach den vorgestellten Planungen neben der Aufwertung der Aufenthaltsqualität auch die bessere Einbindung des Platzes in die bauliche Gesamtsituation was unter anderem durch eine Öffnung des Platzes zur Straße hin erreicht werden soll", heißt es in einem Schreiben von der Bezirksregierung Düsseldorf an die Gemeinde, "an seinem Standort stellt sich der Schützenbaum zurzeit als trennendes Element dar, das den Platz von der Straße abgrenzt. Darüber hinaus ist seine Größe für den Platz und das Umfeld unseres Erachtens nicht angemessen. Er überprägt die städtebauliche Gesamtsituation in so hohem Maße, dass auch die Umgestaltung des Platzes nicht die volle Wirkung entfalten würde. Für uns ist derzeit nicht erkennbar, dass sich der Schützenbaum an seinem augenblicklichen Standort mit der beabsichtigten Planung zur Umgestaltung des Adenauerplatzes verträgt."
Erst vor zwei Jahren wurde der Vereinsbaum am Adenauerplatz feierlich eingeweiht und die ganze Zeit in die Planungen der Gemeinde hinsichtlich des neuen Konzeptes einbezogen — nicht aber in Absprache mit der Bezirksregierung. Und die soll schließlich Fördergelder in Höhe von 790.000 Euro zur Verfügung stellen. Der Förderantrag habe Dagmar Groß, Pressesprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, zufolge eine bis 2008 zurückreichende Vorgeschichte. So mündeten die ersten Vorüberlegungen zunächst in der Erstellung eines Dorfinnenentwicklungskonzeptes für Hochneukirch von 2012 bis 2014. In diesem Konzept sei die Umgestaltung des Adenauerplatzes eines der wichtigsten Projekte und sollte auch nach Fertigstellung des Konzeptes als eines der ersten Projekte umgesetzt werden.
"Zur Gestaltung des Platzes gab es sowohl bereits während der Erarbeitung als auch danach immer wieder Gespräche mit der Gemeinde Jüchen. Nach Fertigstellung des Dorfinnenentwicklungskonzeptes, aber vor Antragstellung für die Umgestaltung des gesamten Platz, wurde der Schützenbaum auf dem Adenauerplatz aufgestellt. Eher zufällig hat die Bezirksregierung davon erfahren", meint Dagmar Groß auf Anfrage der Redaktion. Daher sei eine Versetzung des Schützenbaums vom jetzigen Standort im Förderantrag vorgesehen. "Den Baum haben wir zum Jubiläum bekommen", strahlt Obst, "wir wollten ihn in der Dorfmitte platzieren und damit zeigen, dass der Ort nicht tot sondern von all den Vereinen hier lebendig gestaltet wird." Vier Standortmöglichkeiten wurden für die Versetzung dabei diskutiert. Letztendlich entschieden sich die Gemeinde und der Heimatverein für den Umzug zum Dorfplatz. Dann könne man den Vereinsbaum zwar nur noch sehen, wenn man direkt auf dem Adenauerplatz stehe, nicht aber wenn man die Hauptstraße befahre. "Der Kern von Hochneukirch ist nach oben Richtung Holz/Otzenrath gewandert", sagt der Präsident, "die Umgestaltung im Rahmen des Dorfentwicklungskonzeptes verbessert mit Sicherheit die Lebensqualität hier."
So solle durch Baumpflanzung und eine Tribüne im Norden eine räumliche Struktur geschaffen werden. Das hatte bereits im Dezember Stadtplaner André Jäschke angegeben. Und auch Schotterrasen sollen hierbei für grüne Flächen sorgen. "Wesentliche Änderungen haben sich in der Art der geplanten Bushaltestellen ergeben", heißt es seitens der Gemeinde, "anstelle von flächenintensiven Bushaltebuchten sollen nunmehr Bushaltekaps den barrierefreien Ein- und Ausstieg gewährleisten.
Darüber hinaus konnte eine barrierefreie Fußgängerquerung mit Hilfe einer Mittelinsel in die Planung integriert werden, sodass die heute vorherrschende Barriere-Straße zukünftig durch alle Bevölkerungsgruppen passiert werden kann."
Und um das zügige Tempo der Autofahrer zu drosseln, wurde bereits eine Verengung der Straße diskutiert. "Mit der Verengung werden mehrere Vorteile erhofft. Zum einen soll die derzeit vorhandene Barrierewirkung der Straße in Verbindung mit Bäumen und Sträuchern aufgehoben und somit die optische Wirkung des Platzes bis zur vorhandenen Gebäudekante wiederhergestellt werden. Zum anderen wird durch die Verengung eine Verringerung der Geschwindigkeiten vorbeifahrender Fahrzeuge erwartet, sodass der Platz als wesentlicher und zentraler Aufenthaltsbereich in der Ortsmitte für die Nutzer sicher ist", gibt die Gemeinde auf Anfrage der Redaktion an, "zudem kann durch die Verengung der Straßenfläche der vorhandene Gehweg erweitert werden, sodass neben einem barrierefreien Passieren auch entsprechende Aussteller, Hinweisschilder oder Außenverkaufsstellen für die heutigen aber auch zukünftigen Nutzer gewährleistet werden könnten. Durch die Umgestaltung werden die vorhandenen Parkplätze teilweise verlegt, da die Flächen für Bushaltestellen, Fußgängerüberwege sowie Aufenthaltsbereiche besser geeignet sind. Diese werden an anderer Stelle (zum Beispiel durch Längsparker an der Hochstraße) wieder ausgeglichen. Zudem werden die Stellplätze im Bereich der Zufahrt zum Festplatz baulich befestigt, sodass diese als weiterer Ausgleich für die Ortsmitte zur Verfügung stehen. Die Gemeinde hat die von den politischen Gremien beschlossenen Planungen nun bei der Bezirksregierung Düsseldorf zur Gewährung einer Förderung eingereicht. Ein entsprechendes Ergebnis steht noch aus. Erst nach dem Vorliegen einer Aussage zur Förderung kann ein Baubeginn und eine Bauzeit abgeschätzt werden. Sobald es neue Informationen gibt, wird die Gemeinde die Bürger informieren." Sobald die Planungen für den Adenauerplatz in Hochenukirch abgeschlossen seien, sei es beabsichtigt, die Planungen der Dorfmitte in Hackhausen weiter voranzutreiben. Dazu wurde ebenfalls im Dezember vorgestellt, dass statt der geplanten Zufahrt über den Platz eine Zufahrt von außen gesichert werde. Des Weiteren sei auch für Hackhausen barrierefreie Bushaltestellen geplant sowie eine Anlegung von insgesamt 15 Stellplätzen. Hier müssten sich an der Bauveränderung der Dorfmitte jedoch die Anwohner mit einer Beitragspflicht beteiligen.
Alina Gries