Landluft schnuppern und Toben mit SPD-Kandidatin Niederdellmann-Siemes
Am 14. Mai ist Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Die Kandidaten, die sich für die Gemeinde Jüchen einsetzen, vertreten auch gleichzeitig den Wahlkreis in Meerbusch, Kaarst und Korschenbroich. In jeder Woche stellen wir einen Kandidaten vor und fragen direkt nach: Was wollen Sie denn eigentlich für Jüchen tun?
In unserer heutigen Ausgabe hat sich Reporterin Alina Gries mit SPD-Kandidatin Nicole Niederdellmann-Siemes getroffen.
Die landesweite Kampagne der SPD bezieht sich vor allem auf die Bereiche Bildung, Wirtschaft, Sicherheit und Bezahlbarem Wohnen. Was möchten Sie konkret für die Gemeinde tun, wenn Sie in den Landtag einziehen sollten?
Die Energiewende ist für Nordrhein-Westfalen eine große Herausforderung und Chance zu gleich. Das ist im besonderen Maße in Jüchen erkennbar. Der Tagebau verliert an Bedeutung aber durch eine gezielte Wirtschaftsförderung und Ansiedlungspolitik entwickelt sich die Gemeinde steil in Richtung Stadt. Jüchen ist eine sehr lebens- und liebenswerte Gemeinde, die bei der Landesplanung Unterstützung verdient. Ich will helfen Rahmenbedingungen zu schaffen, die Jüchen in der Entwicklung stärken.
Wenn die landesweiten Themen lokal herunter gebrochen werden. Was würden Sie für Jüchen in Sachen Bildung tun?
Die Gesellschaft verändert sich, deshalb müssen die Breitband-Anschlüsse an Schulen ausgebaut werden und mehr Wert auf die digitale Bildung gelegt werden. Es muss ein pädagogisches Konzept geschaffen werden, dass sich tiefgründig mit der Fragestellung, ,wie vermittle ich Digitalisierung’ auseinander setzt. Bald können beispielsweise Schulbücher durch Laptops ersetzt werden, damit Kinder diese nicht immer mitschleppen müssen.
Was halten Sie von dem Konzept G8/G9?
Die Aufstellung der Gesamtschule in der Gemeinde ist super gelungen. Vor allem, dass Jüchen, als etwas kleinere Gemeinde, den Kindern zwei Formen des Schulabschlusses bieten kann. Doch genau da müssen wir ansetzen. Wir haben erkannt, dass G8 fehlerhaft ist und wir zwar die Schulzeit, nicht aber den Stoff angepasst haben. Es gibt nun einmal auch Kinder, die nicht in der Lage sind das Abitur in Turbozeit abzuschließen. Jedem Kind sollte aber die Möglichkeit gewährt sein, den bestmöglichen Abschluss zu bekommen. Deshalb wollen wir die Sekundarstufe I wieder auf sechs Jahre auslegen. Der Abschluss und die Entscheidung von G8/G9 soll individualisiert werden. Am Ende der zehnten Klasse kann jeder für sich entscheiden, ob er den schnellen oder den längeren Weg geht. Die Kinder sollen wieder mehr Zeit zum Leben bekommen.
Wie sieht es mit der Wirtschaft in der Gemeinde aus?
Jüchen ist mit der Nähe zu Grevenbroich und Köln ein sehr interessanter Standort. Die Energiewende wird gestaltet, neue Arbeitsplätze entstehen. Die umliegenden Hochschulen können dazu beitragen die Innovationskraft der Region zu steigern. Und neue Flächen für die Ansiedlung müssen ausgewiesen werden. Dazu wird auch hier die Unterstützung des Landes gefordert.
Was wollen Sie im Rahmen von bezahlbarem Wohnen tun?
Von jedem ist es der Wunsch, ein eigenes Haus zu bauen. Wir erleben den demografischen Wandel, die Lebensformen von Familien werden bunter. So steigt die Anzahl der Scheidungen und der ,Patchworkfamilien’. Das hat auch Auswirkungen auf den Bedarf an Wohnraum. Da müssen wir ansetzen und bedarfsgerechte Wohnkonzepte schaffen. Aber die Menschen werden auch älter – darauf müssen wir mit barrierefreiem Wohnen reagieren. Auf Jüchen bezogen, möchte ich die Kommunalpolitik ermutigen, Angebote mit Wohnraum für ältere Menschen zu schaffen. Super fände ich hierbei einen Ideen-Wettbewerb. Vielleicht könnte dies auch für Jüchen ein Ansatz sein.
Obwohl Ralf Jäger scharf in der Kritik steht, ist die ,Sicherheit’ weiterhin ein Thema der SPD auch auf Landesebene. Wo ist diese in Jüchen nötig?
Meiner Meinung nach, macht Innenminister Jäger sehr viel richtig. Keiner konnte die schreckliche Silvesternacht vorhersehen, im folgenden Jahr wurde angemessen gehandelt und weitere Übergriffe verhindert. In Jüchen selbst finde ich gibt es, im Gegensatz zu anderen Städten, nicht wirklich ein eingeschränktes Sicherheitsempfinden. Auch wenn 2016 ein leichter Rückgang im Bereich der Wohnungseinbrüche und der Diebstähle aus/an KFZ zu verzeichnen ist, so müssen diese Delikte konsequent verfolgt werden. Persönliche und soziale Sicherheit gehören zusammen. Für mich sind daher auch die Prävention und der Opferschutz wichtige Schwerpunkte. Durch die Nähe zur Autobahn, dringen vor allem organisierte Banden aus dem Ausland in die Häuser hier auf dem Dorf ein. Deshalb muss hier intensiv an der Zusammenarbeit mit den ,Benelux’-Staaten gearbeitet werden und Strafdelikte auch hinter der Grenze zu verfolgen.