„Wir sind keine Sportgemeinde“: Zukunft des Sports muss warten

Jüchen · „Im Zentrum einer Sportentwicklungsplanung stehen Bestands- und Bedarfsanalysen“, erklärt Professor Doktor Michael Barsuhn vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung in Potsdam, „[...] im Ergebnis der Sportentwicklungsplanung werden konkrete kommunalspezifische Handlungsempfehlungen für die kommenden zehn Jahren abgeleitet mit Hinweisen zu entsprechenden Förderprogrammen.

[...]“ Eine solche Sportentwicklungsplanung wurde aber erst einmal in die Haushaltsberatung verschoben.

„Was die Sportentwicklungsplanung angeht, ist der Gemeindesportverband enttäuscht“, äußert sich Heinz Kiefer, Vorsitzender des Gemeindesport-Verbandes, abschließend über die Entscheidung, die Sportentwicklungsplanung erst einmal in die Haushaltsberatung zu verschieben. ,„Was wir in den Sport investieren ist ein Batzen. Wir sind keine Sportgemeinde, sondern eine sportfreundliche Gemeinde“, macht Gerolf Hommel, FWG-Fraktionsvorsitzender, seinen Standpunkt deutlich. Norbert Esser, CDU-Fraktionsvorsitzender, ergänzt: „Es lohnt sich in aller Ernsthaftigkeit die Wege der Komplexität zu besprechen, daher würde ich dies in die Haushaltsberatung verweisen. Es gibt noch mehr Angelegenheiten zu diskutieren als nur den Sport. Dabei sehe ich zum Beispiel auch Schwerpunkte wie soziale Einrichtungen für Ältere, Tagespflege und Weiteres.“

Dem schlossen sich FDP und SPD ebenfalls an. „Wir sind wohlgesonnen uns damit weiter zu befassen, deswegen werden wir ebenfalls zustimmen, die Sportentwicklungsplanung in der Haushaltsberatung weiter zu besprechen“, nickt Reiner Lange von der SPD. Die Politik ist sich einig: Der Zeitpunkt, um sich mit der Sportentwicklungsplanung zu befassen, ist noch nicht gekommen. So hatte Minuten vorher Barsuhn in einer Präsentation aufgezeigt, wie Handlungsempfehlungen für beispielsweise die Gestaltung von Sportanlagen oder -angeboten auf Grundlagen empirischer Erhebungen und kooperativer Beteiligungsverfahren aussehen könnten. Das Resultat zeigte ein Video: eine Sportstätte mit Spielgeräten, naturbezogen, Gelegenheit zum Bouldern und spazieren. Eine Sportentwicklungsplanung für 50.000 bis 60.000 Euro. „Alles lässt sich verbessern, vor allem, wenn man Geld hat“, kommentierte dabei Karl-Heinz Mohren von der CDU. Für Kiefer jedoch nicht nachvollziehbar: „Das Video war als ein inspirativer Blick auf Möglichkeiten, die umsetzbar sind. Das muss auch nicht eins zu eins übernommen werden. Und von der Summe betrachtet auf 15 Jahre, ist das finanziell doch stemmbar.“ Während Kiefer für mehr Ernsthaftigkeit plädiert, teilt Wolfgang Huth vom SV Otzenrath diese Ansicht nicht: „Mit dem ersten Wink, die Sportentwicklungsplanung nicht zu unterstützen, lagen wir gar nicht so falsch. Der Vortrag war eine prima Sache, für die Gemeinde ist das aber etwas zu groß. Unsere Sportstätten sind in einem sehr guten Zustand. Es ist wichtig eine Planung für den Zeitraum in zehn bis 15 Jahren anzugehen, das ist aber jetzt zu früh.“ Auch die Forderung eines Katasters sowie eine Befragung der Bevölkerung für eine mögliche Entwicklung im Sport sehe Huth als nicht notwendig an: „Wir wissen wie die Menschen im Dorf ticken.“ Für Kiefer bedeutet das dann erst einmal abzuwarten. „Das sehe ich grundsätzlich eher unkritisch und hoffe, dass dann die Erforderlichkeiten diskutiert werden.“

(Kurier-Verlag)