Eröffnung im Haus Katz Sylvia Kahler: Posthume Ausstellung zu Gunsten der „Krebshilfe“

Jüchen · Larissa Kahler gestand offen ein, dass sie sich ein wenig Sorgen machte vor der morgigen Ausstellungseröffnung im Haus Katz: Immerhin soll so ihre Mutter posthum noch einmal gewürdigt werden. Und das just an der ersten Wiederkehr ihres Todestages.

„Sylvia Kahler war eine liebenswerte Frau mit sehr viel Humor, den sie auch während ihrer schweren Krankheit nicht verloren hat.Gerne haben ihre Freunde und Bekannten ihr in der schweren Zeit beigestanden. Sie werden Sylvia Kahler als Freundin und auch die Kunstbegeisterten als Künstlerin vermissen“, schreibt Ausstellungsmacher Roland Brozio.

Foto: KV/Brozio/Gerhard P. Müller/Brozio

Sylvia Kahler war eine in Jüchen lebende Fotokünstlerin, die ihr Handwerk in Düsseldorf studierte und die es mit einem hohen Maß an Anerkennung vor allem für architektonische Fotografie nutzte. Von dieser Anerkennung zeugen nicht nur die zahllosen Ausstellungen, die sie gestalten oder mitgestalten konnte. Davon zeugen vor allem auch die vielen Preise, die Sylvia Kahler zuerkannt bekam.

Irgendwann kam dann die Diagnose „Gehirntumor“. Zehn Monate waren ihr danach vergönnt; die letzte Zeit saß sie im Rollstuhl. Ihr Mann Detlev betont, dass auch das gute Monate gewesen wären. Nur die letzten zehn Tage sind ihm als schlimm in Erinnerung geblieben. Und er berichtet von vielen gemeinsamen Museums- und Ausstellungsbesuchen in der Region und in Düsseldorf in diesen Monaten, in denen sich noch mal eine besondere Gemeinschaft entwickelt habe.

In diesen Monaten verbrachte auch Roland Brozio – er hat die Ausstellung im Haus Katz organisiert – viel Zeit mit der inzwischen verstorbenen Künstlerin. „Wir haben mehrmals in der Woche zusammen gefrühstückt. Sie hat mir viel aus der Zeit des Studiums erzählt und sie hat mir viel über Kunst erklärt. Vor allem aber haben wir sehr viel gelacht.“

Sylvia Kahler fotografierte hauptsächlich Architektur. Sie selbst sagte einmal über ihre Arbeiten: „Fotografie ist Handwerk und Kunst zu gleich. Im Laufe der Jahre habe ich mich auf dem Gebiet der Fotokunst mit unterschiedlichen Themen und Techniken auseinandergesetzt, wobei mal die Abstraktion, mal die Farbe oder auch Überblendungen und Schichtungen von Bildebenen im Vordergrund standen.“

Arbeiten aus allen Schaffensperioden sind im Rahmen der Ausstellung zu sehen: Die frühe Aufnahme von Tochter Larissa beim Spaghetti-Essen. Erste architektonische Bilder, die mit analogen Techniken bearbeitet wurden. „Das heißt mit Schere und Klebestifte“, lächelt Roland Brozio sanft. Später kam dann die digitale Verfremdung: Gespiegelte Szenen stehen da neben eingefärbten wie zum Beispiel die bunten Häuser aus Südafrika. Alles mit dem Ziel, dem Auge des Betrachters eine immer wieder neue Sichtweise zu bieten. Und zugleich auch abzuverlangen.

Detlev und Larissa Kahler präsentieren gemeinsam mit Ausstellungsmacher Roland Brozio eine ganz besondere Arbeit von Sylvia Kahler: Es zeigt einen Bahnhof in Reggio Emilia und wurde von der Jüchener Künstlerin im Jahre 2017 beim „Siena International Photo Award“ eingereicht. „Sie kam damals in die Reihe der besonders Ausgezeichneten. Die Verleihungszeremonie ist noch heute als Video zu finden“, strahlt der Witwer, der anfängt: „Sie war soviel gebildeter als ich.“

Foto: KV/Brozio/Gerhard P. Müller/Brozio

Davon können sich die Besucher der Ausstellung im Haus Katz bis Ende November überzeugen. Für den 31. Oktober ist um 12 Uhr eine Matinee geplant. Am 10. November gibt es ab 19 Uhr ein Gute-Laune-Konzert mit Andreas Ilgner auf der Geige und Jerzy Sobis am Kontrabass. Am 28. November beginnt dann um 12 Uhr die Finissage bei Gebäck und Wein.

Wichtig: Die Arbeiten Sylvia Kahlers stehen im Rahmen der Ausstellung auch zum Verkauf. Der gesamte Erlös geht dabei an die „Stiftung Deutsche Krebshilfe“, ein ganz besonderes Anliegen der Familie der verstorbenen Künstlerin. Und Roland Brozio verspricht: „Wir kleben keine roten Punkte an die Bilder. Wer ein Foto gekauft hat, kann es sofort mitnehmen. Wir hängen dann umgehend eine andere Arbeit an die Stelle.“ Immerhin steht den Ausstellungsmachern eine umfangreiche Sammlung zur Verfügung. Und natürlich soll der Spendenerlös für die „Deutsche Krebshilfe“ möglichst namhaft ausfallen.

Mit diesem Ziel vor Augen haben Larissa und Detlev Kahler gerne in Kauf genommen, dass ihre Gefühle – salopp gesagt – Achterbahn fahren. Was ihnen dabei sicherlich hilft, ist das Wissen, dass sich viele künstlerische Wegbegleiter ihrer Mutter beziehungsweise Ehefrau schon im Vorfeld für die Vernissage angemeldet haben. So gibt es auf der einen Seite ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten. Und auf der anderen Seite „ein Wiedersehen im Geiste“ mit der ebenso fröhlichen wie tapferen Frau, die ihre Spuren in dieser Welt hinterlassen hat.

Selbstverständlich gelten bei allen Terminen die „3G“-Regel sowie die Maskenpflicht. Besuchstermine können auch telefonisch unter 02181/38 82 vereinbart werden.