Schulleiterin der Gesamtschule Jüchen geht in den Ruhestand Susanne Schumacher: „Ich wollte schon immer Schule gestalten“

Jüchen · Kinderversteherin, Mutmacherin, Mutter der Kompanie, Ideengeberin, ruhender Pol – nur ein paar der „essenziellen Eigenschaften“, mit denen Susanne Schumacher, Schulleiterin der Gesamtschule Jüchen, von der Schulgemeinschaft beschrieben wird. Seit 2016 hatte sie die Position inne, Ende Juli verabschiedet sie sich nun in den wohlverdienten Ruhestand.

Stellvertretender Schulleiter Elmar Welter führte durch die Abschiedsfeier von Schulleiterin Susanne Schumacher.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Die Schulgemeinschaft ließ es sich daher nicht nehmen, der scheidenden Schulleiterin einen gebührenden Abschied zu bereiten. Dafür wurde am Mittwochabend ins Forum eingeladen, wo ein festliches Programm auf Susanne Schumacher und die Gäste, darunter viele Wegbegleiter der vergangenen Jahre, wartete.

Spätestens als Elmar Welter, stellvertretender Schulleiter und Nachfolger von Schumacher, in Frack und Zylinder die Bühne betrat, war klar: Das wird eine etwas andere Verabschiedung. Keine Spur von einer Rede nach der nächsten – ganz wie es sich die Schulleiterin gewünscht hatte. Was auf sie zukommen würde, war eine Überraschung, und so staunte sie nicht schlecht, als sie – stilecht bekleidet mit Talar und Doktorhut, wie sie häufig bei Abschlüssen getragen werden – auf auf der Bühne Platz nahm und Welter ihr verkündete, dass nun ihre ganz eigene Version von „Wetten, dass...“ auf sie warten würde.

Das Besondere: Jede der vier Wetten wurde von einer anderen „Säule der Schule“ – Lehrerschaft, Elternschaft, Schulaufsicht und Schülerschaft – präsentiert und Weggefährten als Wettpaten auf die Bühne geholt. Da war zum einen Georg Broens, lange Jahre Schulleiter in Jüchen und maßgeblich an der Entwicklung von der Realschule bis hin zur Gesamtschule beteiligt, Eltern aus der Schulpflegschaft, Bürgermeister Harald Zillikens und ehemalige Schülersprecher.

Die Wetten waren dabei äußerst kreativ. So musste die Schulleiterin beispielsweise Begriffe erraten, die Lehrer wie die Kinder in der Fernsehshow „Dingsda“ beschrieben und auch eine Außenwette durfte nicht fehlen. Dabei zogen elf Schüler einen 4,5 Tonnen schweren Traktor über den Schulhof. Und wie sollte es anders sein: Natürlich hat Susanne Schumacher alle Wetten für sich entscheiden können. So durfte sie sich unter anderem als Geschenk über ein Ständchen ihres Vorgänger Broens freuen und der Bürgermeister lud sie zum Kabarett mit Mirja Boes samt eines Essens ein.

Die Wette der Lehrerschaft präsentierte Robert Elsemann (r.), der sehr zur Freude von Susanne Schumacher als Wettpaten Georg Broens auf die Bühne holte. Die beiden bildeten lange Jahre ein Schulleiterteam.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Sichtlich gerührt war Schumacher von den vielen netten Worten ihrer Weggefährten und von dem, was sie während ihrer ganz persönlichen „Wetten, dass...“-Ausgabe erlebte. Und so fiel es ihr auch nicht leicht, am Ende selbst das Wort zu ergreifen. „Normalerweise rede ich gerne frei, aber diesmal muss ich ablesen, weil es ein sehr emotionaler Moment ist“, schmunzelte sie, bevor sie einen Blick zurück auf ihre Lehrerlaufbahn warf.

Dass sie Lehrerin werden wollte, habe schon früh festgestanden. Ihre eigene Schulerfahrung, die nicht immer angenehm gewesen sei, sei der Grund gewesen. „Ich wollte es besser machen. Ich war damals wie heute davon überzeugt, dass jedes Kind sein Potenzial hat und man es unterstützen muss. Es gibt keine dummen Kinder“, betont sie.

Aufgrund der Lehrerschwemme nach ihrem Abschluss musste sie jedoch acht Jahre warten, bis sie ihrer Berufung folgen konnte. Sie hatte zwar auch während dieser unterrichtet, doch ihre erste Anstellung an einer Schule, der Gemeinschaftshauptschule Frankfurter Straße in Mönchengladbach, trat sie erst mit 37 im Jahr 1997 an. Von 2002 bis 2011 war sie Koordinatorin an der Realschule Jüchen, 2012 bis 1016 hatte sie den Posten der stellvertretenden Schulleiterin an der Sekundarschule Jüchen inne, bevor sie 2016 bis heute als Schulleiterin der Gesamtschule fungierte.

„Hätte mir damals jemand gesagt, ich würde als Schulleiterin in den Ruhestand gehen, den hätte ich für verrückt erklärt“, lacht Susanne Schumacher. Nach der Umwandlung von der Sekundarschule zur Gesamtschule war der Schwerpunkt ihrer Arbeit anders gelagert. Eine Schule musste neu aufgebaut werden. „Als Kopf des Systems musste ich in eine Rolle hineinwachsen, die ich eigentlich gar nicht gelernt hatte. Ich hatte viel Verantwortung, musste Entscheidungen treffen, ein neues System aufbauen und war plötzlich Personalmanagerin und Unternehmensleiterin.“

Doch sie habe schon immer Schule gestalten wollen: „Schule, die Kinder in den Blick nimmt, Chancen erkennt, auch für die Schüler, deren Startchancen etwas schlechter sind.“ Letztendlich habe sie das alles nur geschafft, weil sie immer Menschen an ihrer Seite hatte, die sie unterstützt, ermutigt und begleitet haben. „Das war ein Teamspiel“, bedankt sie sich.

Nun geht Susanne Schumacher mit „zwei lachenden Augen“ in den Ruhestand, denn sie weiß: „Die Schule ist gut aufgestellt. Ich bin sicher, dass die Gesamtschule mit so einer engagierten Schulgemeinde noch sehr erfolgreich ohne mich sein wird.“ Pläne habe sie erstmal keine, denn in den vergangenen 30 Jahre habe sie ein komplett durchgetaktetes Leben gehabt. Doch wie heißt es so schön: Niemals geht man so ganz. So wird auch Susanne Schumacher sich noch nicht komplett von der Gesamtschule verabschieden, sondern in ihrem „Unruhestand“ zurück zu ihren Wurzeln kehren und das machen, was ihr schon immer Freude bereitet hat: unterrichten. Acht Stunden die Woche wird sie wieder in den Klassenräumen der Schule, die sie mitaufgebaut hat, stehen.