Tabuthema Pädophilie Johannes Sieben blickt hinter die Zeilen

Neuenhoven · Es sind zwei Personen mit zwei unterschiedlichen Geschichten und dennoch haben sie eines gemeinsam: die Pädophilie. Ein Tabuthema, das von der Gesellschaft noch immer totgeschwiegen wird. Dr. Johannes Sieben greift die Thematik in seinem dritten Buch auf.

So entdeckt ein 40-jähriger Lehrer erst im Laufe der Jahre seine pädophile Neigung und versucht dagegen anzukämpfen, während der andere ein 50-jähriger Triebtäter ist, der davon überzeugt ist, dass er seinen Opfern sogar eine Freude mit seinen Taten bereitet.

"Mir ist bewusst, dass ich mit diesem Buch sehr viel Kritik ernten werde, dass es möglicherweise ein hohes ,Triggerpotenzial' hat. Ja sogar, dass es selbst missbraucht wird", erzählt Dr. Johannes Sieben, Autor des Buches "PaedoLeaks". Nach seinen Büchern "Himmelsstaub — gefangen im Koma" und "Klosterrauschen" greift er mit seinem neuen Werk erneut ein Tabuthema auf. "Die Kinder dieser Welt sind unser wichtigstes Gut. Sie sind unsere Gegenwart und Zukunft", bemerkt Sieben, "sie bedürfen unseres ganzen Schutzes, solange sie sich nicht selbst schützen können, egal, ob es unsere eigenen oder andere Kinder sind. Niemand darf ihnen etwas antun, ihre kleinen Seelen zerbrechen."

Dr. Johannes Sieben, der nach Medizinstudium, Promotion und erfolgreicher Facharztausbildung im Jahr 1987 den Hof seines Großvaters in Neuenhoven übernommen und dort seine Landarztpraxis eingerichtet hat, nutzt seinen Arbeitsplatz noch heute als Inspirationsquelle für seine Bücher. "Ich habe all das niedergeschrieben, weil irgendwer das schreiben muss, was man eigentlich nicht schreiben kann", sagt Sieben, "dieses Buch versucht, zwei Psychogramme aufzuzeichnen. Zum einen das eines Mannes, der sich im mittleren Alter seiner pädophilen Veranlagung bewusst wird und alles daran setzt, sie zu bekämpfen, um nicht zum Täter zu werden. Zum anderen die krude Gedankenwelt eines rücksichtslosen Täters, der sein Handeln für sein Recht hält und sogar davon überzeugt ist, den Kindern etwas Gutes zu tun."

Dabei orientiert er sich auch an Schlagzeilen der Presse. "In den eingeschobenen Geschichten erzählen Kinder aus ihrer Sicht. Kinder, die missbraucht wurden, vorsätzlich oder leichtfertig, von Erwachsenen — Männern und Frauen — die nicht wissen, was sie den Kindern antun, oder es sehr wohl wissen", so Johannes Sieben, "sie berichten von Menschen mit und ohne Gewissen und Verantwortungsgefühl. Von Menschen, die nur ihre eigenen Gefühle kennen, ohne Rücksicht auf das Empfinden anderer, solchen, die aus Profitgier handeln oder nur, um ihre niederen Triebe zu befriedigen. Von den Kindern, die das alles ertragen müssen und meistens ihr ganzes Leben darunter leiden. Diese Berichte sind größtenteils die (erfundenen) Geschichten hinter den Schlagzeilen der Presse aus den vergangenen Jahren." Das Buch "PaedoLeaks" ist derzeit nur als Kindle-Edition bei "amazon" erhältlich, wird aber in diesem Jahr auch als Taschenbuch-Ausgabe käuflich zu erwerben sein.

"Wenn ich damit erreiche, dass nur ein Vater oder eine Mutter durch diese Zeilen sensibilisiert wird, wenn nur ein pädophil veranlagter Mensch wach wird und hier erkennt, was er den Kindern antun kann, es eben dann nicht tut und professionelle Hilfe sucht, wenn nur ein Täter dadurch abgeschreckt wird, das Schlimmste zu tun, wenn nur ein Kind dadurch vor Missbrauch bewahrt wird, war es die Mühe wert. Ein sehr hoher Anspruch, zugegeben, aber nicht unerreichbar", so Sieben.

(Kurier-Verlag)