Offizier der Marine und „Florianer“ in Jüchen Im Kampf gegen die Elemente
Jüchen · Sein bisher längster Rekord auf hoher See waren satte 24 Tage. Dabei war er nur am Anfang mal etwas seekrank. Für Simon-Alexander Lüttenberg war die Ausbildung zum Offizier der Marine vor allem eines: faszinierend und aufregend zugleich.
Und dennoch engagiert sich der 29-Jährige in seiner Freizeit zusätzlich noch als Feuerwehrmann bei der Wehr in Jüchen. Im Gespräch mit Redakteurin Alina Gries erzählt Lüttenberg von seinen Seegängen, dem Ziel eines Marinesoldaten und seinen Ansichten bei der Feuerwehr.
Hauptberuflich Karriereberater bei der Bundeswehr, nebenberuflich Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr in Jüchen. Gibt es bei beiden Tätigkeiten eine Schnittstelle?
Zunächst einmal leisten beide Tätigkeiten auf ihre Weise einen Dienst für die Gesellschaft. Die Aufgaben unterscheiden sich sicherlich erheblich, doch in beiden Fällen steht eine Aufgabe im Mittelpunkt, welche die meisten Mitbürger nicht übernehmen möchten, die aber wichtig ist, damit unsere Gesellschaft uns allen den hohen Standard und die Sicherheit bieten kann, welche wir heutzutage gewöhnt sind. Beide Tätigkeiten sind sehr praktisch orientiert und erfordern viel Übung, Vorbereitung und Erfahrung um ihr vollumfänglich gerecht zu werden. Zu guter Letzt möchte ich auch hier noch einmal die Teamarbeit und Kameradschaft in den Vordergrund stellen, welche in beiden Tätigkeiten stark ausgeprägt sind und ohne die diese Arbeiten nicht möglich wären.
Marinesoldat ist schon sehr spezifisch in den Reihen der Bundeswehr? Wann haben Sie sich für diese Berufsrichtung entschieden?
Zu der Zeit, als ich auf den Schulabschluss zusteuerte, gab es noch die Wehrpflicht. Der Beruf als Offizier der Bundeswehr hat mich deshalb gereizt, weil mich hier ein nicht alltägliches Berufsfeld erwartete, in dem vor allem die Arbeit als Team mit anderen Menschen im Vordergrund steht. Zusätzlich ist die Bundeswehr auch bezüglich "normaler" Berufskriterien ein sehr attraktiver Arbeitgeber, wenn man sich den speziellen Anforderungen an den Beruf stellt. Was mich als jungen Menschen dann noch speziell zur Marine gezogen hat, ist vermutlich die Faszination der Seefahrt, der Gedanke an Abenteuer und neue Ländern gewesen. Obwohl ich aus dem Ruhrgebiet stamme, hat mich der Gedanke an die See schon immer angezogen. Die Idee, etwas vollkommen Anderes zu beginnen, als ich es aus der Schule oder dem privaten Umfeld gewohnt war, hat mich zusätzlich angespornt.
Gibt es unterschiedliche Arten von Marinesoldaten? Wozu gehören Sie?
Nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften wurde ich zum Brückenwachoffizier ausgebildet. Im Anschluss an die Ausbildung wurde ich bis Mitte des Jahres 2017 an Bord einer Fregatte der deutschen Marine eingesetzt.
Die Aufgaben als Brückenwachoffizier umfassen vor allem das nautisch sichere Navigieren und Steuern des Schiffes. Ich besitze mittlerweile sozusagen den Führerschein für Schiffe der deutschen Marine. Im Anschluss an die erste Verwendung ist es für Offiziere üblich mit einer neuen Aufgabe betraut zu werden und in einem anderen Bereich eingesetzt zu werden. Mittlerweile bin ich daher als Karriereberater für die Bundeswehr tätig und wurde für diese Verwendung nach Bonn versetzt. Hier sind die Aufgaben natürlich ganz andere. Die Bundeswehr als einer der größten Arbeitgeber Deutschlands bietet enorm viele und sehr unterschiedliche beruflichen Möglichkeiten.
Als Marinesoldat ist man doch sicherlich tage- oder sogar monatelang auf einem Schiff? Was ist das für ein Gefühl eine unendlich lange Zeit nur auf dem Meer zu sein, wenn man nichts Anderes sieht als nur Wasser?
Ja, während meiner Zeit an Bord war ich immer wieder sehr lang auf See. Größere Übungen können durchaus bis zu zwei Monate dauern, meine Einsätze dauerten jeweils etwa fünf Monate. Damit meine ich die Abwesenheit vom Heimathafen, denn natürlich kann ein Schiff nicht ununterbrochen auf hoher See unterwegs sein, mein "Rekord" liegt bei 24 Tagen am Stück. Irgendwann müssen aber Vorräte ergänzt und Reparaturen durchgeführt werden. Die Liegezeit im Hafen beträgt dann je nach Situation meistens zwischen einem und vier Tagen.
Sind Sie denn schon einmal Seekrank geworden?
Zu Beginn in den ersten zwei bis drei Tagen bin ich tatsächlich seekrank geworden (lacht). Das ist aber, wie bei den meisten, auch wieder weggegangen.
Muss man dann nicht auch gut schwimmen oder tauchen können?
Nein. Wenn es auf einem Schiff soweit kommt, dass man tatsächlich schwimmen muss, dann ist vorher schon etwas schief gegangen. Die Fähigkeit zu Tauchen ist aber trotzdem gern gesehen. Bei Interesse kann man sich zum Schwimmtaucher ausbilden lassen, um dann beispielsweise Reparaturen oder Schadensbegutachtung auf offener See durchführen zu können.
Was war Ihr "spannendster" Einsatz bei der Bundeswehr?
Über Einsätze dürfen wir als Bundeswehr natürlich nicht im Detail sprechen. Ich hatte aber mehrere Einsätze und kann gar nicht sagen, welchen ich im Einzelnen richtig spannend fand. Jeder Einsatz bringt Spannung mit sich.
Gibt es als Marinesoldat ein Ziel oder etwas, das man gerne mal machen würde?
Für viele Offiziere der Marine wäre die Krönung der Karriere sicherlich die Position als Kommandant eines Schiffes. Diese Dienststellung ist schon eine ganz herausragende, da man die volle Verantwortung für das Schiff, die Besatzung und den jeweiligen Auftrag übernimmt. Bis jemand diese Position erreicht dauert es jedoch viele Jahre und es bedarf sehr viel Ausbildung und praktischer Erfahrung an Bord.
Wenn man sich hauptberuflich schon für sein Land einsetzt, wie kam es dazu, zusätzlich während der Freizeit noch der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten?
Meine Entscheidung bei der Feuerwehr zu beginnen hat verschiedene Gründe: Zunächst einmal wohne ich erst seit knapp einem Jahr in Jüchen, da meine Ehefrau in der Region aufgewachsen ist und wir gemeinsam entscheiden haben, uns hier niederzulassen. Daher ist die Feuerwehr eine tolle Möglichkeit für mich gewesen, neue Menschen kennenzulernen. Ich gebe zu, dass ich mich in meiner Jugend leider kaum mit der Möglichkeit eines Ehrenamtes beschäftigt habe. Später bin ich aus beruflichen Gründen einfach nie dazu gekommen. Dabei fand ich den freiwilligen Dienst für die Gesellschaft schon immer wichtig und hatte stets Respekt vor allen Helfern und Rettungskräften, ob als Sanitäter, bei der Feuerwehr, dem THW oder in anderen Organisationen.
Als ich mich mit dieser Idee näher beschäftigt habe, stellte ich schnell fest, dass es sogar einige Parallelen zwischen meinem Beruf und den Strukturen und Abläufen bei der Feuerwehr gibt, die ich hoffentlich in Zukunft sinnvoll einbringen kann.