Pures Glück? Oder ist die „Grube“ Ursache? Die Unwetter ziehen oft an Jüchen vorbei

Jüchen · "Nordrhein-Westfalen investiert 124 Millionen Euro in Katastrophenschutz". "Unwetter treffen Nordrhein-Westfalen — Retter im Großeinsatz". "Auch zwei Jahre nach Orkan ,Ela' gibt's noch viel zu tun".

Foto: Alina Gries


Solche Schlagzeilen und ähnliche tauchen immer wieder in den Medien auf. Schon lange geht uns der Klimawandel alle an. "Allein 100 Einsätze wurden innerhalb einer Woche nach dem Orkan ,Ela' gezählt", erklärte Heinz-Dieter Abels, Feuerwehrleiter der Gemeinde, noch vor zwei Jahren. Erst vor ein paar Wochen dann das nächste Unwetter: Die Keller in der Gemeinde hielten den Niederschlägen nicht mehr stand und liefen voll. Tage später prasselten dann noch Hagelkörner auf die Gemeinde herab — zerbeulten in einem deutlich größeren Ausmaß Autos und zerstörten Gartenmöbel in Nachbarorten wie Odenkirchen und Erkelenz. In der Gemeinde kam es "nur" in Ortsteilen wie Hochneukirch zu erheblicheren Schäden. Und auch "Ela" wütete damals nur knapp an der Gemeinde vorbei und traf eher Großstädte wie Düsseldorf stark.

Natürlich bleibt Jüchen nie ganz verschont und doch hatte die Gemeinde bisher Glück im Unglück. Als würden die Verwüstungen Jüchen immer nur streifen. "Es ist schlichtweg Zufall, welche Orte bei Unwetterlagen Unwetter abkriegen und welche nicht", erklärt Sven Plöger, Diplom-Meteorologe, auf Anfrage der Redaktion, "unter sagen wir mal 1000 Orten gibt es beispielsweise zwei, die es sehr unglücklich trifft und über die die Medien natürlich im Nachhinein intensiv berichten. Über die anderen 998 Orte spricht keiner. Dort allerdings nimmt man für sich diesen zufälligen Umstand als großes Glück wahr, obwohl es der deutlichen Mehrheit dieser Orte nicht anders ging". Gibt es eventuell sogar periphere Einflüsse auf das Unwettergeschehen wie zum Beispiel den Tagebau? "Ob es in Einzelfällen (zum Beispiel Jüchen) lokale Gründe gibt, kann man erst nach genauen Messkampagnen sagen", so Plöger.

Fakt ist: Künftig werden immer wieder Unwetter über die Gemeinde ziehen oder gar hereinbrechen. Die jetzigen Niederschläge beispielsweise dauern immer noch an — der Sommer kommt nicht richtig durch.

So hat das Wetter natürlich — egal in welchem Ausmaß- regen Einfluss auf die Landwirtschaft. "Normalerweise pflanzen wir alle zwei Wochen. Wegen der Niederschläge konnten wir jedoch vieles an Gemüse wie Salat und Kohlrabi nicht anbauen. Nun wird das Feld langsam wieder trocken und wir können wieder anfangen zu pflanzen. Dadurch, dass wir eben auch ein Biobetrieb sind und unser Gemüse nicht spritzen, müssen wir zusätzlich das ganze Unkraut noch vom Feld entfernen", sagt Thomas Sablonski, Inhaber des "Biobauernhofs Essers" in Neuenhoven, "durch die Regenmasse gab es fast einen Total-Ausfall der Kartoffeln, weil sie früh abgestorben sind."

Auch der "Spargelhof Roelen" hat mit den Wetterbedingungen in der Gemeinde zu kämpfen. "Die Situation ist katastrophal. Wir haben viele Ernteausfälle und mussten erst einmal das gesamte Wasser vom Spargelfeld pumpen, damit wir überhaupt ernten konnten", sagt Jochen Roelen, Inhaber des Betriebes "Spargelhof Roelen" in Gubberath. So war die Blüte der Kürbispflanze so verregnet, das sie nicht bestäubt werden konnte und die Frucht einfach abgefallen ist. "Statt der sechs Kürbisse, die von einer Pflanze ausgehen, werden wir nur zwei ernten können. Davon betroffen ist vor allem die Halloweenfrucht", so Roelen. Zudem wurden der Weizen, Spargel und die Tulpenzwiebeln in Mitleidenschaft gezogen. "Beim Weizen war in der Blühphase nur Niederschlag, sodass sich dort Krankheiten gebildet haben", sagt Roelen, "beim Spargel hatten wir 40 Prozent weniger Ertrag und die Tulpenzwiebeln haben nur im Wasser gestanden, sodass es deswegen nächstes Jahr nur ein kleines Tulpenfeld geben wird."