Menschen in Jüchen Die Härte des Lebens in irische Musik verpackt
Jüchen · Man nehme man einen funky Schlagzeuger, einen Jazzpianisten und einen Countrygitarristen und spiele Songs wie "Brown Eyed Girl", "Another Cup of Coffee" oder auch "Irish Rover" und "Belle of Belfast City" — fertig sind "Craggy Island", die vor allem für ihre nicht allzu traditionelle "Irish Folk Music" bekannt sind.
"Wir klingen immer anders", grinst Sebastian Zündorf.
Der Name entstammt der Serie "Father Ted", in der drei Priester auf der fiktiven Insel leben. "Wir fanden die Serie alle gut und haben sie zu der Zeit geschaut und den Namen einfach übernommen", erinnert sich Zündorf — das ist jetzt neun Jahre her. Einen Wechsel in der Besetzung gab es auch. "Damals habe ich in einer Coverband gespielt in der wir klassische Musik für Zelte oder Hochzeiten gespielt haben", so der 35-jährige, "für einen Doppel 50er-Geburstag wurden wir dann gefragt, ob wir vielleicht irische Musik spielen können." Und so wurde aus einem Gig gleich ein ganzer Ansturm von Anfragen — 35 Gigs im Jahr spielen "Craggy Island" mittlerweile in einem Umkreis von 150 Kilometern. Die Zuneigung zu den irischen Klängen trägt Zündorf aber schon seit Kindheit an mit sich. "Ich verbinde Herz und Seele mit der Musik", schwärmt der Jüchener, "die Essenz der ,Irish Folk Music‘ ist, dass Lebensgefühl musikalisch ausgedrückt wird."
Im Alter von zehn Jahren lernte Sebastian Zündorf das Klavierspielen — im Pubertätsalter brachte er sich das Gitarrespielen mithilfe eines Kumpels selbst bei. Zudem sang der 35-Jährige auch im Schulchor und Akkordeon sei vom Klavier gar nicht so weit entfernt. Dabei ergibt er mit vier anderen Musikern die Band "Craggy Island". Warren Richardson ist der älteste der Band. Der gebürtige Amerikaner ist durch Zufall dazu gekommen. "Ich habe Sebastian auf einem Festival 2010 getroffen", erinnert sich der 55-Jährige, "er hat mich angesprochen und ich war sofort interessiert, weil ich in alle Musikrichtungen neugierig bin." Er ist der Bassist der Band und hat das Instrument allein durch das Abschauen bei seinem Cousin gelernt.
Und nicht nur die tiefe Verbundenheit zu den irischen Klängen macht die Band aus. "Es ist typisch für die Iren, negative Sachen fröhlich zu verpacken, um damit umzugehen", weiß Zündorf, "viele Lieder handeln von der Historie Irlands, wie beispielsweise der Hungersnot. Es gibt zum Beispiel einen Song, wo von einem Vater gesungen wird, der seine Familie durchfüttern will und deswegen Essen stiehlt. Dabei wird er erwischt und nach Australien deportiert, nur weil er seiner Familie helfen wollte." Die fröhliche Art und Weise der Lieder habe aber auch die Jecken Narren gepackt. "70 Prozent der Karnevalsmusik basiert auf irischen Klängen", sagt Sebastian Zündorf, ",An der Nordseeküste‘ zum Beispiel."
Highlight für "Craggy Island" ist der St. Patricks Day. "Das ist der Nationalfeiertag der Iren und das Event überhaupt im Kahr", so der Fotograf und Veranstaltungstechniker, "dabei spielen wir jedes Jahr in wechselnden Locations. Dieses Jahr in Gladbeck in der Stadthalle und nächstes Jahr wieder im Irish Pub ,The Pógs‘ in Rheydt." Und dann haben die fünf bald vielleicht noch ein Ass im Ärmel. "Wir haben zu ,Aloha He‘ einen englischen Text verfasst und müssen jetzt noch die Rechte klären", sagt der Jüchener, "ein paar Demoversionen haben wir schon an die Plattenfirmen geschickt."