Bürgermeister-Gipfel zur Entwicklung nach Ende des Tagebaus Garzweiler
Jüchen · Alt-Bürgermeister Peter Giesen (93) erinnerte sich mit Blick in das riesige Tagebauloch vom Skywalk aus an seinen ersten Kontakt zum Tagebau: „Ich habe am 14. August 1952 eine Bürgerversammlung zum Tagebau einberufen und wusste damals noch gar nicht was uns erwartete.“ Jetzt weiß er es.
40 Jahre nach der kommunalen Neugliederung mit der Zusammenlegung der Gemeinen Bedburdyck, Garzweiler, Hochneukirch und Jüchen prägt der Braunkohletagebau immer noch das Leben der Menschen in der Gemeinde. Immerhin sind 30 von 70 Quadratkilometern der Gemeindefläche ein „Loch“. Bürgermeister Harald Zillikens hatte dazu zu einem Bürgermeister-Gipfel eingeladen.
Neben Giesen befassten sich Rudi Schmitz, Margarete Kranz, heute Umsiedlungsbeauftragte des Landes NRW, und Zillikens mit der Entwicklungsgeschichte und den Perspektiven des Tagebaus. Schmitz ist erschrocken, dass plötzlich wieder alles in Fluß ist: „Damit macht man die Lebensplanung vieler Menschen unmöglich. So sei die Ungewissheit für die Bewohner von Holzweiler nicht zu ertragen. Alle Ex-Bürgermeister waren Mitglied des Braunkohleausschusses des Landes und Zllikens ist es auch. Noch mehr. Titz, Mönchengladbach, Erkelenz und Jüchen haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um mehr Nachdruck gegenüber der Landesregierung und RWE entwickeln zu können. Dabei gerät trotz immer noch fehlender Leitentscheidung der Landesregierung (Tagebau bis 2015?) die Diskussion über die Zeit nach dem Tagebau in den Mittelpunkt. So wird es 45 Jahre dauern, bis das „Loch“ mit Rheinwasser über eine Pipeline gefüllt sein wird. Neben einem gemeinsamen Gewerbegebiet mit Grevenbroich auf schon jetzt rekultivierten Grund sind noch weitere Gewerbe- und Siedlungsflächen angedacht. Ein spannendes Thema ist auch die „Grüne Fuge“, ein Grüngürtel, der vom Elsbachtal aus über Jüchen, Hochneukirch bis zur Niers in Mönchengladbach reichen soll. Thema bleibt auch die ungerechte Verteilung der Gewerbesteuer, wobei Zillikens RWE eigentlich als verlässlichen Partner einordnet, verlässlicher als das Land. Und: mehr Sorge als die Kohlendioxyd-Belastung durch die Braunkohle machen ihm die maroden belgischen Kernkraftwerke, 50 Kilometer von uns entfernt.
Michael Scheffler