BREXIT: Das halten die Jüchener davon
Jüchen · Mit einer knappen Mehrheit hat Großbritannien in der vergangenen Woche für den Austritt aus der Europäischen Union abgestimmt. Das hat nicht nur für eine Überraschung in Großbritannien selbst gesorgt, sondern auch in den Ländern der EU, insbesondere in Deutschland.
Der "Brexit" bringt viele Konsequenzen und Einschränkungen mit sich, über die sich viele nicht im Klaren sind.
Esther Abrahamczik (25) aus Hochneukirch studiert in Aberdeen, Schottland, und hatte Besuch von ihren beiden schottischen Freundinnen Claire Louise und Stacy Benson:
"Wir haben alle drei mit gewählt bei der Entscheidung, ob United Kingdom aus der EU austreten soll oder nicht. Schottland und England haben unterschiedliche Meinungen, sodass es etwas unfair ist, dass Schottland kein Sagen hat nur wegen Englands größerer Bevölkerung.
Die Konsequenz daraus ist, dass der Pfund schwächer geworden ist und es nun eine Diskussion über eine weitere Unabhängigkeitswahl gibt. Viele die gegen die Unabhängigkeit von England gestimmt haben, haben jetzt für die EU gewählt oder genau anders herum. Resultierend daraus, haben die Wahlen Großbritannien noch mehr entzweit. Daher ist das Ungewisse das beängstigende an allem, weil die Regierung gesagt hat sie hätten einen Plan. Jetzt sieht es so aus, als ob sie keinen haben, weil sie nicht wirklich damit gerechnet haben, dass für den EU-Austritt gewählt wird. Bei der Entscheidung waren wir alle drei in Deutschland und haben nur über die sozialen Netzwerke erfahren wie geschockt alle sind. Viele haben für den Austritt gestimmt, weil Fremdenhass beispielsweise ein großes Problem in Großbritannien ist. Der ,Brexit' hat Länder noch mehr voneinander entfernt. Eine Unabhängigkeitswahl könnte diesmal anders ausgehen, da Schottland in der EU bleiben will."
Johannes Sieben (29) aus Neuenhoven hat fast fünf Jahre in London gelebt:
"Obwohl die Diskussion über den EU-Austritt schon seit Monaten diskutiert wird, waren sehr viele Londoner über das Ergebnis des Referendums durchaus überrascht. Die Frustration liegt bei der älteren Generation und in den ländlichen Gebieten, während London, Schottland und andere Großstädte geschlossen für einen Verbleib votiert haben. Ein weiterer Riss geht durch die Generationen. Die jüngere Generation ist durch die Bank gegen den Austritt und nun frustriert. Sie sind EU-freundlich, reisen viel und sind froh so freizügig leben zu können — die älteren Generationen haben mehrheitlich für einen Austritt gestimmt - sie scheinen sich nach mehr nationaler Kontrolle zu sehnen und wenig Mehrwert in der EU-Mitgliedschaft zu sehen. Viele scheinen sich erst danach Gedanken über die Konsequenzen gemacht zu haben. So meinten viele ,Wenn ich könnte, würde ich mich umentscheiden‘ oder sie sind wählen gegangen, mit der Überlegung, dass ihre Stimme eh nichts bewirken würde.. Ich hoffe, dass es erst einmal keine weiteren Auswirkungen auf die EU hat in Bezug darauf, dass weitere Länder aktiv mit einem Austritt liebäugeln könnten. Persönlich betroffen bin ich durch das Resultat auch insoweit, dass ich immer im britischen Pfund verdient habe und dessen Wert durch das Wahlergebnis zunächst beträchtlich abgesackt ist. Durch dieses Wahlergebnis, könnte sich die Insel spalten, da die Schotten nun ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum anstreben und danach wieder der EU beitreten könnten — ähnlich könnte es in Nordirland sein. Während das Vereinigte Königreich innerhalb der EU der zweitstärkste Partner innerhalb eines 'Global Players', nämlich der EU ist, könnte es sich mit dem Brexit zu einer Randnotiz degradieren - auch wenn es vorerst die fünftstärkste Ökonomie der Welt bleibt — Aussicht abnehmend."
Gabriele Kreutz (51) aus Bedburdyck ist Geschäftsführerin und Kursleiterin der "English for Ladies":
"Ich kann mir über den ,Brexit‘ noch gar nicht so richtig eine eigene Meinung bilden, weil noch gar nicht so richtig klar ist, was jetzt auf uns zukommen wird. Auf meinen Unterricht hat das allerdings keine Auswirkungen außer dass unsere Reisen nach England nun günstiger werden. Ich bin der Meinung, dass die Briten sich mit der Entscheidung keinen Gefallen getan haben, glaube aber nicht, dass sie sich umentscheiden werden. Mit Verwandten aus England und Wales konnte ich bisher leider noch nicht über das Wahlergebnis sprechen und auch im Unterricht sind die Meinungen zum EU-Austritt geteilt."