Neurather Bähnchen, Batteriefabrik, Bürgerbeteiligung: „Wir alle wollen ja kein China haben“

Vanikum · Ortstermin unter der Brücke zwischen Neurath und Vanikum. Rokis Bürgermeister Martin Mertens und SPD-Kandidat Daniel Rinkert berichten darüber, wie sie mit der Wiederbelebung des „Neurather Bähnchens“, mit dem Mega-Rechenzentrum des Kreises (siehe auch Titelseite) und mit beschleunigten Verfahren im Strukturwandel auf der so genannten Kraftwerks-Erweiterungsfläche für neue Arbeitsplätze sorgen wollen.

Foto: KV/-gpm./SPD

Der Reihe nach: „Das war der Fehler im Ruhrgebiet: Man hat damals viele vorhandene Bahntrassen verwildern, wegfallen lassen. Heute in Zeiten der Verkehrswende sollten wir vorhandene Strukturen nutzen und neu verknüpfen“, postuliert Mertens. Es geht ihm vor allem um die Gleise der Kohlenbahnen, die auch in Nach-Kohle-Zeiten genutzt werden könnten.

Ähnlich argumentiert Rinkert: Die „Nord-Süd-Bahn“ komme und sollte einen Haltepunkt am dortigen „Kraftwerkspark Nord“ haben (für Fracht, Beschäftigte und den ÖPNV). Gleichzeitig könnte man das alte „Neurather Bähnchen“, das in den 70er Jahren nach Schließung der Brikettfabrik stillgelegt wurde, wiederbeleben. Binde man dann noch die Bergheimer Idee einer „Stadtbahn“ bis Niederaußem mit ein, ergebe sich ein umfassendes Geflecht für einen modernen Schienenverkehr. Mit hinein in dieses Konzept gehört übrigens auch ein weiterer Haltepunkt irgendwo zwischen Oekoven und den Alu-Werken.

Auf Basis dieser Infrastruktur könne dann auch die Vermarktung der Gewerbeflächen (aktuell die Kraftwerks-Erweiterungsfläche, auf Dauer auch die LEP-Fläche) betrieben werden.

Bürgermeister Martin Mertens und SPD-Bundestagskandidat Daniel Rinkert vor der Kraftwerkserweiterungsfläche.

Foto: KV/-gpm./SPD

„Die in Rede stehende Batterie-Fabrik ist ein berechtigtes Projekt“, betont Bürgermeister Mertens. Er verweist auf eine vorliegende Planungsanfrage. Und er betont, dass das Kreis-Konzept eines Mega-Rechenzentrums (siehe auch Titelseite) die weitere Vermarktung, bei der das Land über „NRW invest“ involviert ist, beleben könnte. Und er merkt stolz an: „Solche Flächen (Größe und Anbindung) gibt es in Nordrhein-Westfalen kaum noch.“

Und Rinkert fügt an: „Das Gebiet würde man jederzeit verkauft bekommen. Es geht aber darum, nicht ein ,normales’ Gewerbegebiet, sondern etwas sehr Zukunftsträchtiges zu schaffen.“ Auf den ersten 25 Hektar (im Regionalplan ausgewiesen, erschlossen und im Besitz des RWE) könnten bis zu 2. oder 3.000 Arbeitsplätze entscheiden, sind die beiden SPD-Politiker überzeugt.

Und das sollte natürlich schnell geschehen. Genau hier sitzt die dritte Thematik an: „Es kann nicht sein, dass alles so lange dauert. Planung in Deutschland muss schneller werden“, echaufiert sich Rinkert. Auf Nachfrage räumt er ein, dass das „eine Forderung mit Bart“ sei. Leider sei in der Zwischenzeit nur wenig geschehen. Er fordert die vorgschriebenen Beteiligungsverfahren zu digitalisiern, frühzeitig (bei der ersten Idee) die Bürger einzubinden und dann im späteren Verfahren die Fristen zu verkürzen. Martin Mertens ergänzt: „Wir alle wollen kein China haben, wo einfach gebaut wird.“ Aber jahrelange Verzögerungen wegen Planungs-Auseinandersetzungen müssten eben nicht sein, wenn man offen auf die Bürger zu gehen würde.

Und die sollten dann auch auf Notwendigkeiten hingewiesen werden: Raus aus der Braunkohle und Widerstand gegen Windkraft und Überlandleitungen zum Beispiel gehe eben nicht, argumentiert Daniel Rinkert als örtlicher Bundestags-Kandidat der SPD.

„Das Geld für die Investitionen ist da und dennoch wird nicht gebaut“, ärgert sich Rinkert- Und will das in Zukunft ändern.

(Gerhard Müller)