Werbering und Innenstadt: Wohin geht nun die Reise?
Grevenbroich · „Das waren zwei Jahre, wie es sie noch nicht gegeben hat. Es waren Jahre zum Vergessen.“ Heiner Schnorrenberg beschönigte in der Versammlung des Werberinges nichts. Folge der Corona-Lockdowns: Alle Einzelhändler mussten sich neu aufstellen. Und auch der Werbering soll umgebaut werden.
Lene Dunt, aktuelle Vorsitzende der Händlergemeinschaft, verkündete in der Versammlung nicht nur ihren Rückzug aus dem Vorstand, sie zeigte sich auch kaum vorbereitet. Ihr Vorgänger Heiner Schnorrenberg sprang in die Bresche und sprach Klartext: „Eine stärkere Belebung des Handels ist nicht absehbar, ist auch nicht realistisch.“
Das wirkt sich auch auf den Werbering aus, der in früheren Jahrzehnten unter Eva Krause, Fred Schlangen und eben auch Schnorrenberg selbst eine beachtliche Geschichte schrieb: „So wenige Mitglieder hatten wir noch nie.“ Aktuell sind es 35; vor drei, vier Jahren lag die Zahl noch doppelt so hoch.“
Zwei Gründe: Nicht alle Filialisten sind zu einem Engagement im Werbering bereit. Und das Zugehen auf die Geschäftsleute mit einem Migrationshintergrund sei auch nicht so recht gelungen.
Noch dünner wird die Bereitschaft, wenn es um die Mitarbeit im Vorstand geht. Verständlicherweise, so Schnorrenberg, würden die eigenen Geschäfte gerade in der jetzigen Situation doch die volle Aufmerksamkeit der Inhaber verlangen (nicht zuletzt, weil die Mitarbeiterzahl reduziert werden musste).
Folglich soll der Werbering sich wandeln und zu einer „Interessengemeinschaft der Innenstadthändler“ werden. Großveranstaltungen und Stadtfeste könnten eh nicht mehr gestemmt werden. Die soll die neue Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing übernehmen.
Die Interessenvertretung der City-Händler will man aber nicht aus der Hand geben. Dafür genüge ein verkleinerter Vorstand (drei oder fünf Leute) und ein „niederschwelliger“ Beitrag (etwa fünf Euro im Monat).
In Form regelmäßiger Stammtische (der erste wurde auf den 26. Oktober um 19 Uhr in der Gaststätte „Op de Eck“ terminiert) will man und frau den Austausch pflegen, Ideen austauschen und kleinere Aktionen abstimmen.
Die Ergebnisse sollen dann per Mail verteilt oder aber von Heiner Schnorrenberg in den Ausschuss für Innenstadt-Entwicklung und Stadtmarketing eingebracht werden.
Dessen Vorsitzende Martina Suermann-Igné nahm an der Versammlung teil und beschwor in staatstragenden Worten die Notwendigkeit eines Schulterschlusses aller am Handel Beteiligten in der gesamten Stadt, um Grevenbroich durch die unruhigen Zeiten – zunehmender Online-Handel mit Corona als „Brandbeschleuniger“ auf der einen und der bevorstehende Strukturwandel mit drohenden Kaufkraftverlusten auf der anderen Seite – zu bringen.
Sie verwies, was den Händlern gefallen dürfte, auf vielerlei Fördertöpfe, die zum Wohle der Innenstadt angezapft werden sollen. Und sie entwickelte, was den Händlern nicht gefallen dürfte, die Perspektive, dass man Geschäftsflächen in der Innenstadt auch umwidmen müsse, so wie jetzt bei der in der „Coens“ geplanten KiTa. Oder auch schlicht, um Wohnraum zu schaffen.
Müde versuchte sie zu trösten: Wohnraum würde dank Corona und immer mehr zunehmend ja auch für Homeoffice genutzt. Und dann würde immerhin der Mittags-Snack nicht in Düsseldorf, sondern in Grevenbroich gekauft...
In Kürze soll eine weitere Versammlung folgen, in der dann die Umstrukturierung endgültig beschlossen werden soll.
Die Händler wollen auf jeden Fall aktiv bleiben. So sollen auch in diesem Jahr wieder Kölner und Breite Straße im Advent mit Tannenbäumen geschmückt werden. Und am zweiten Advent soll ein verkaufsoffener Sonntag angestrebt werden.