Jürgens und Moll leiten gemeinsam „Varius“ Wechsel in Planung
Hemmerden · Wilfried Moll, seit 26 Jahren Geschäftsführer der „Varius“-Werkstätten, wird sich in zwei Jahren aus seinem Berufsleben verabschieden. Schon jetzt ist für seine Nachfolge gesorgt: Alexander Jürgens, seit sieben Jahren kaufmännischer Leiter und seit zwei Jahren Prokurist, ist seit dem 1. Oktober zweiter Geschäftsführer des Unternehmens.
Seiner frühzeitigen Ernennung haben der Aufsichtsrat der „Lebenshilfe“ und die Gesellschafterversammlung der „Varius“-Werkstätten bereits im Juli zugestimmt. Im Gespräch berichten beide Geschäftsführer von Herausforderungen, ihren Visionen – aber auch von Bewährtem, das bleibt.
Herr Jürgens, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Aufgabe. Wie empfinden Sie Ihren Schritt in die Geschäftsführung der „Varius“-Werkstätten?
Alexander Jürgens: „Danke. Ich freue mich natürlich über das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird und die Aufgabe, die Werkstätten mit zu leiten. Ich habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren sehr gut kennengelernt und eng mit Wilfried Moll und dem Team der Geschäftsleitung zusammengearbeitet. Viele neue Themen und Projekte sind angestoßen worden, und das werde ich gerne in meiner neuen Rolle fortführen, ohne den Werkstätten den guten ‚Spirit‘ zu nehmen.“
Was ist denn der ‚Spirit‘ der „Varius“-Werkstätten, den Sie schätzen? Was wird also bleiben?
Alexander Jürgens: „Der Mensch steht im Mittelpunkt. Darum geht es seit vielen Jahren bei ,Varius’ – es ist nicht nur unser Leitsatz, sondern auch gelebte Praxis. Und das ist sicher etwas, das ich von Wilfried Moll annehme und weiterführen möchte: Der Zugang und der persönliche, wertschätzende Umgang mit den Menschen. Ich möchte ebenfalls ein Chef sein, der hinschaut, wo der Schuh drückt und der nach Lösungen sucht.“
Herr Moll, was meinen Sie, was wird Herr Jürgens vielleicht anders machen als Sie? Was wird sich verändern?
Wilfried Moll: „Wir haben uns ganz bewusst für die jetzige gemeinsame Unternehmensführung entschieden. Die vielfältigen Aufgaben eines Geschäftsführers sind nicht in einer kurzen Zeit zu übernehmen. Wir möchten das Unternehmen mit einer gewissen Kontinuität weiterführen. Das tun wir jetzt gemeinsam. Es ist nie falsch, auch mal andere Wege zu gehen, Abläufe zu verändern und neue Themen ins Spiel zu bringen. Unsere primäre Aufgabe, nämlich die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung, machen wir bei Varius aber seit vielen Jahren gut – und ich bin froh, dass Herr Jürgens diese Werte teilt und lebt – und trotzdem auch innovative Gedanken verfolgt.“
Welche Themen und Herausforderungen stehen in den nächsten Jahren an?
Alexander Jürgens: „Natürlich werde auch ich politische Entscheidungen und Neuerungen im Blick behalten. Das ist in der aktuellen Diskussion, gerade um die Aufgabe und Positionierung der Werkstätten für Menschen mit Behinderung, wichtig. Im Zeitalter des Klimawandels möchte ich auch dort ansetzen und die Menschen in unserer Betreuung bestmöglich vor den Auswirkungen schützen: Viele unserer Gebäude sind in die Jahre gekommen und werden mittelfristig auf Aspekte des Klimaschutzes überprüft und renoviert, beispielsweise durch Beschattungen der Fenster oder eine bessere Isolierung. Außerdem wollen wir als Unternehmen selbst möglichst klimafreundlich arbeiten. Wir machen uns auch Gedanken, wie wir mit dem Fachkräftemangel umgehen. Ansätze dazu gibt es bereits, wie die Ausbildung bei Varius selbst oder eine veränderte Rekrutierungsstrategie. Darüber hinaus werden wir uns mehr und mehr der wachsenden Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsschritten stellen müssen. Wir bieten Menschen mit Behinderung überwiegend händische Arbeiten an, die sie individuell bewerkstelligen können. Das ist unser Anspruch und unsere Aufgabe. Es wird aber nicht einfacher, mit den Möglichkeiten einer hochautomatisierten Industrie langfristig mitzuhalten. Eine strategische Veränderung unter dieser Herausforderung setzen wir aktuell mit der Planung einer neuen Betriebsstätte in Jüchen um. Dort werden unsere Großküche und unser Catering unter einem modernisierten Konzept eingerichtet, um – unabhängig von industriellen Großaufträgen – ,Varius’ als Anbieter regionaler Dienstleistungen zu etablieren.
Wilfried Moll: „Im Moment können wir dankbar dafür sein, die ,Varius’-Werkstätten, ein traditionsreiches Unternehmen, gemeinsam zu führen, jeder auf seine Art – und doch auf derselben Ebene. Es ist für mich persönlich – und auch für alle an dieser Entscheidung Beteiligten - ein gutes Gefühl, das Unternehmen in Hände abzugeben, von denen wir ganz zuverlässig und überzeugt sagen können, dass sie es gut machen werden.“