Von den "Varius"-Werkstätten ins „Bernardus“ Jessica Dietzsch hat es geschafft

Elsen · Jessica Dietzsch ist glücklich. Sie hat ihr Ziel erreicht, auf das sie schon viele Jahre hingearbeitet hat. Die 25-Jährige, die eine leichte geistige Einschränkung hat, ist seit August dieses Jahres fest im Seniorenzentrum „Bernadus“ in Elsen angestellt und damit auf dem ersten Arbeitsmarkt angekommen.

Benjamin Ulkan, Jessica Dietzsch (mit Präsentkorb der "Varius"-Werkstätten als Glückwunsch zum erfolgreichen Übergang auf den Allgemeinen Arbeitsmakt) , Johannes Henkens und Ulrike Hauschild.

Foto: Varius

Schon als Schülerin in der Mosaik-Schule in Hemmerden hat sie 2017 ein Praktikum in dem Seniorenzentrum absolviert. „Schon da war mir klar: hier möchte ich mal arbeiten. Ich habe die Arbeit mit den Menschen von Anfang an geliebt“, sagt sie heute.

Erst mal ging es dann aber wieder in die Schule und anschließend in den Berufsbildungsbereich der „Varius“-Werkstätten, in dem sie die Heißmangel und den Bereich Hauswirtschaft der Schlosserei kennen gelernt hat. Ihr Ziel, in das Seniorenzentrum zu wechseln, hatte sie allerdings weiterhin klar vor Augen, so dass sie schnell mit dem Fachbereich Integration der Werkstatt in Kontakt kam.

Sinn des Fachbereichs ist es, Menschen darin zu unterstützen, den Weg auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. „Bei Jessica Dietzsch war ganz klar, dass sie den Schritt aus der Werkstatt herausgehen wollte, und wir haben schnell gemerkt, dass sie auch gute Chancen hat, dieses Ziel zu erreichen“, sagt Benjamin Ulkan als Leiter des Fachbereichs.

Der Weg ging über einen sogenannten betriebsintegrierten Außenarbeitsplatz (BiAp), bei dem die Mitarbeitenden noch in der Werkstatt angestellt bleiben, aber vor Ort in den Kooperationsunternehmen arbeiten. „Als die Werkstatt mit der Anfrage auf uns zukam, hatten wir überhaupt keinen Zweifel, wir kannten Jessica ja schon und wussten, dass sie einfach toll arbeitet und gut zu uns passt“, sagt Ulrike Hauschild, die das „Bernardus“ seit zwei Jahren leitet und schon vorher dort tätig war.

Auf die Frage, ob sie anderen Arbeitgebern empfehlen würde, Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu bieten, zögert sie keine Sekunde mit der Antwort: „Ganz klar ja! Ich verstehe überhaupt nicht, warum man skeptisch sein sollte. Natürlich müssen die Bedingungen stimmen und bei uns geht es sehr familiär zu. Ich würde aber jedem empfehlen, offen für Inklusion zu sein.“

Mitarbeitende der „Varius“-Werkstätten, die sich in einem BiAp befinden, werden regelmäßig von Jobcoaches der Werkstatt besucht und bei eventuellen Problemen unterstützt. „Ich habe mich immer mal wieder mit Jessica Dietzsch an ihrem Arbeitsplatz getroffen, ich denke, das hat ihr Sicherheit gegeben“, sagt Johannes Henkens, der Jessica Dietzsch betreut hat. „Sie hat sich in dieser Zeit auch enorm weiterentwickelt, hat sehr viel gelernt und ist trotz erschwerter Bedingungen, zum Beispiel durch die Coronazeit, immer selbstständiger geworden. Und irgendwann war klar: sie braucht die Unterstützung durch die Werkstatt nicht mehr.“

Nicht nur beruflich, auch persönlich hatte sie einen wichtigen Schritt getan. „Ich habe lange im Wohnhaus für Kinder und Jugendliche der Lebenshilfe gewohnt, jetzt wohne ich in meiner eigenen Wohnung, mit meinem kleinen Hund zusammen“, erzählt sie nicht ohne Stolz.

Gelungen ist die Übernahme in eine Festanstellung als „Küchen- und Servicekraft“ auch durch das Förderinstrument „Budget für Arbeit“ des Landschaftsverbands Rheinland. Dieses soll Arbeitgeber ermutigen, Menschen mit Behinderung in ihren Unternehmen anzustellen, indem der Landschaftsverband einen Teil des Gehalts übernimmt.

„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das für Arbeitgeber eine attraktive Option, das merken wir auch an unseren Vermittlungszahlen“, erklärt Benjamin Ulkan. „Wir konnten dieses Jahr schon acht Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln, das ist Rekord. Und wir merken, dass BiAps als Brücke auf den allgemeinen Arbeitsmarkt funktionieren.“

(-ekG.)