Tanja Brandts Eulen, Käuze und Uhus im „Schneckenhaus“ „Vögel sind immer die Chefs“
Grevenbroich · Eine Eulenmütze auf dem Kopf, eine echte auf der Schulter. "Das ist Gandalf", erzählt Tanja Brandt und streichelt der afrikanischen Weißgesichtseule über den Bauch. Davon hat sie nur eine, von den Mützen gleich mehrere "In jeder Farbe und jeder Art von Eulen", lacht sie.
Eine Tierliebhaberin war die 49-Jährige schon immer. "Als Kind hatte ich sogar schon einen Bussard auf dem Gäste-Klo versteckt", erinnert sie sich. Jetzt muss Brandt keinen ihrer Vögel verstecken. Vor vier Jahren erfüllte sie sich einen Traum — mit einem Jagd- und Falkner-Schein.
"Ich wollte immer Geparden, Wölfe, Hyänen oder Greifvögel", meint Brandt, "die Auflagen sind aber sehr schwierig. Greifvögel waren am greifbarsten." Jetzt ist die Grevenbroicherin im Besitz von zwei Steinkäuzen, einen Raufußkauz, einem sibirischen Uhu, einer Schneeeule und einem Wüstenbussard. Derzeit lebt der größte Teil ihrer "wilden" Familie im "Schneckenhaus". Gandalf hingegen begleitet sie auf Schritt und Tritt auch bis in die Eisdiele.
Wird der Eule jedoch vorgegeben, wohin sie zu gehen hat, wird sie auch gerne manchmal ein bisschen patzig. "Wenn er keinen Bock hat, dann bleibt er nicht, dann fliegt er auch gerne zum nächsten Baum und pennt ein, ehe ich ihn abhole", lacht Brandt. Besonders toll fänden sie es, wenn sie denken, sie hätten sich eine Stelle selber ausgesucht. "Eulen verhalten sich so, dass sie ihre eigenen Vorteile haben", weißt Tanja Brandt. Und die hellsten auf der Kerze seien sich bei weitem nicht.
"Liebe verfliegt nicht"
"Phönix, mein Bussard, ist dagegen komplett anders." Er wisse immer ganz genau in welcher Tasche die 49-Jährige ein Leckerchen verstecke. "Ich glaube Phönix ist insgeheim mein Liebling. Ganz heimlich", schwärmt sie. Ihre Schnee-Eule "Uschi" sei zum Beispiel eine Diva und "Lenny", ihr Raufußkauz, trotz seiner kleinen Größe respektlos. Hund Ingo muss das akzeptieren. "Vögel sind immer die Chefs", lacht sie, "das weiß Ingo aber auch."
Eine besonders innige Beziehung habe er vor allem zu Eule "Poldi". "Es ist eine sehr spezielle Freundschaft", weiß sie. Darüber hat sie bereits ein Kinderbuch geschrieben. Das erste trägt den Titel "Ich lass dich nie im Regen stehen", die Fortsetzung heißt dann "Liebe verfliegt nicht". "Da beschreibe ich die Geschichten, die die beiden erlebt haben", so Brandt.
Besonders viel Rückmeldung habe sie von kranken Leuten bekommen. "Eine Mutter hat mir geschrieben, dass ihre autistische Tochter Ronja nicht lese, nicht schreibe, einfach nichts mache. Daraufhin habe ich ihr ein Exemplar zugesendet. Vor ein paar Wochen habe ich von Ronja selbst einem Brief bekommen, dass sie mit meinem Buch an einem Lese-Wettbewerb teilgenommen hat", strahlt die 49-Jährige. Doch auch Bilder für ein Falknerei-Buch habe sie zur Verfügung gestellt.
"Ich will Action knipsen und nicht warten bis die Sonne im richtigen Winkel steht"
Ein weiteres Hobby von Tanja Brandt. Anfangs seien es bloß Fotos von Tieren im Zoo gewesen, dann ihre eigenen und schließlich reiste sie sogar durch Afrika und Spanien, um die Wildnis direkt vor die Linse zu bekommen. "Ein Bekannter hat Geparden in Spanien, das ist allerdings nichts Besonderes für mich", zuckt sie mit den Schultern, "Geparden sind hundeartig. Sie haben keine Katzen-, sondern eher Hundepfoten, bis auf der Klaue. Zu Leoparden würde ich mich allerdings nicht trauen", erzählt sie.
Dabei fotografiere sie die Tiere nicht nur, sondern erlebe sie auch. "Wir begleiten sie mit auf die Jagd und wir haben die Kamera dabei." Wölfe seien dabei auch schon öfter vor ihre Linse gekommen.
"Mich reizt der skandinavische Raum, um Fotos zu machen", verrät Brandt, "Bären, Wölfe, Schneehühner, Polarfüchse, Schneehasen. Oder Schottland ist von den Motiven her toll. Die Highlands und der Nebel — eine gute Atmosphäre." Für Landschaftsfotografie konnte sie sich allerdings bisher nicht begeistern. "Ich habe zwar Stative, aber ich will Action knipsen und nicht warten bis die Sonne im richtigen Winkel steht", lacht sie.
An Ausstellungen habe sie allerdings noch nicht so oft teilgenommen, sie gebe eher Workshops für Tier-Fotografie. Übrigens: Die Vögel von Tanja Brandt können zu den Öffnungszeiten im Schneckenhaus besucht werden. Dabei hoffe sie, dass die Steinkäuze bald Nachwuchs bekommen.